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nmz-archiv
nmz 2001/04 | Seite 36
50. Jahrgang | April
Oper & Konzert
Wilfried Hiller 60
Am 15. März 2001 feierte der Münchner Komponist Wilfried
Hiller, weithin bekannt vor allem durch seine Kinderopern wie Peter
Pan, Das Traumfresserchen, Der Rattenfänger
und vor allem durch die bairische Mär Der Goggolori,
seinen 60. Geburtstag. Hiller ging mit seinem kompositorischen Ansatz
einen ganz eigenen Weg, der sich nicht an den Trends und Modernismen
seiner Zeit orientierte. Stets stand für ihn die unmittelbare
Wirksamkeit seiner Musik im Zentrum. Die Nähe zu einem einfachen
und plastisch erzählenden Musiktheater lag nahe und in dieser
Hinsicht hat Hiller viel von seinem väterlichen Freund und
Lehrer Carl Orff gelernt. Besonders bekannt und beliebt wurden seine
Arbeiten, die sich in erster Linie an Kinder und Jugendliche richteten.
Als außerordentlich fruchtbar erwies sich das schöpferische
Zusammenwirken mit dem Kinderbuchautor Michael Ende. Zusammen kam
man, wie meist im Leben, durch Zufall. Hiller erzählt: Ich
war mit meinem Sohn in einem Plattenladen, wir haben was für
Kinder gesucht. Aber außer Karneval der Tiere
und Ähnlichem gab es nicht viel. Da sagte ich: Weißt
du was, ich schreibe selbst etwas für dich. Ich muss nur einen
Autor finden. Und da sagte der vierjährige Knirps: Nimm
doch den vom Jim Knopf! Und der war eben Michael Ende. Manches
im Leben fügt sich dann einfach. Ich ging nach Rom, wo ich
ein Stipendiat an der Villa Massimo hatte. Ein Freund, der Elmar
Zorn, hat mir eine Liste mit den besten Kneipen, Museen und Kirchen
mitgegeben und ganz am Schluss schrieb er noch die Adresse
eines Freundes auf: die von Michael Ende. Gerne glaubt man,
dass es für Hiller in diesem Sinne gar keine Zufälle gibt.
Es ereignet sich, was sich ereignen soll. Mit dieser Überzeugung
hat sich Hiller seine Liebe zum Spiel, ja zum kindlich Verspielten
sein ganzes Leben lang bewahrt. Ein Leitspruch für ihn: Ein
Kinderbuch, das von Erwachsenen nicht gelesen wird, kann kein gutes
Buch sein. Ich zitiere da gerne Erich Kästner: Nur wer
erwachsen ist und ein Kind bleibt, ist ein Mensch.