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nmz-archiv
nmz 2001/04 | Seite 4
50. Jahrgang | April
Cluster
Musikmesse: Krach for Kids?
Musikalische Frühestförderung ist momentan in aller Munde
(nicht nur in denen der wohl meinenden Pädagogen), flächendeckend
diskutieren die Medien in fetten Lettern, dass ein aktiver Umgang
mit Musik bis zu 21 Intelligenzbereiche eines Menschen beflügeln
kann, und eine bundesdeutsche Musikschulkette, in der es dem Namen
nach immer lustig zugeht, verspricht Besagtes noch einmal
zu toppen, indem sie für alle Minis Musik und Englisch im Paket
anbietet. Singlish-Kenntnisse waren auch für die
jüngsten Gäste der diesjährigen Frankfurter Musikmesse
von Nöten, denn dort lautete das Motto erstmals Music
for Kids. Kids strömten tatsächlich in Scharen aus
Kindergärten und Schulen, mindestens hundert sollten es gleichzeitig
sein, damit bei den Shows im Zwei- bis Dreistundentakt laut Aussage
der Veranstalter auch die rechte Stimmung aufkommen konnte.
Im Eingangsbereich der riesigen Music for Kids-Halle
durfte zunächst einmal nach Herzenslust rund um und über
den Klangkanal getobt werden. Dass es sich bei diesem
gigantischen Röhrensystem um ein überdimensionales Percussioninstrument
handelt, ging im allgemeinen Tohuwabohu größtenteils
unter. Nach einer kurzen Einstimmung frei nach dem Motto Hi
kids, nice to see you, lets make music, o.k. the show must
go on... wurde es sinnlich: Alle durften ausprobieren und
miterleben, wie unterschiedlich und klanglich differenziert auf
allen Kontinenten der Erde geklatscht und applaudiert wird. Dann
öffnete sich der große schwarze Vorhang und wie im Winterschlussverkauf
konnte der Run auf die Instrumente beginnen.
Doch so faszinierend all die physikalischen Klangerzeugungsphänomene
theoretisch auch sein mochten, für den Music for Kids-Besucher,
egal welchen Alters, blieben sie auf Grund des ohrenbetäubenden
Lärms leider unerforscht. Fachleute hätten vermutlich
bereits in der Planungsphase darauf hingewiesen, dass Music
for Kids und unangeleitetes Herumtoben for Kids
nicht wirklich kompatibel sind, in diesem Fall aber war eine Agentur
am Werk, die sich bislang der Thematik Kind und Mercedes
gewidmet hat...