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nmz-archiv
nmz 2001/04 | Seite 9
50. Jahrgang | April
Kulturpolitik
Berlin und der Wettbewerb
Der Deutsche Musikwettbewerb kann Erfolg verzeichnen
Vor gut gefülltem Saal in der Hochschule der Künste
Berlin konnte der Präsident des Deutschen Musikrates, Professor
Franz Müller-Heuser, in seiner Begrüßungsansprache
beim Preisträgerkonzert des Deutschen Musikwettbewerbs sein
Bedauern darüber äußern, dass der nunmehr im Wechsel
zwischen Bonn und Berlin durchgeführte Wettbewerb in der Hauptstadt
noch nicht auf die wünschenswerte Resonanz stoße. Vertreter
der Tagespresse, zu denen vor allem dieser Seufzer hätte dringen
sollen, konnten ihn leider nicht vernehmen, denn er betraf ja gerade
ihre Abwesenheit. Und wenn ein Wettbewerb für den Musikernachwuchs
während der Semesterferien stattfindet, sind zwar 25 Professorinnen
und Professoren an ihren Hochschulen abkömmlich, um in einer
von sieben Fachjurys mitzuwirken, jedoch haben dann auch die meisten
Studenten den Austragungsort verlassen. So wird man also kaum mehr
als sehr spärlichen Besuch dieses Zwölf-Tage-Rennens bis
zu den Konzerten erwarten dürfen.
121 junge Musiker deutscher Nationalität, im Alter bis zu
30 Jahren, haben sich in diesem Jahr dem Wettbewerb in 13 Solo-Fächern
gestellt. Vier von ihnen wurden als Preisträger, 16 als Stipendiaten
ausgezeichnet. Die Preise des Deutschen Musikrates, dieses Mal in
Höhe von je 12.000 Mark, werden von der Deutschen Stiftung
Musikleben um weitere 10.000 Mark aufgestockt. Dagegen nehmen sich
die Stipendien von 2.000 Mark eher bescheiden aus. Allerdings werden
fast alle Gewinner anschließend in die Bundesauswahl Konzerte
junger Künstler aufgenommen, für die der DMR Vorbereitungsphasen
finanziert.
Das Konzert der Preisträger eröffnete der Organist Christian
Schmitt mit J.S. Bachs Fantasie und Fuge g-Moll, anschließend
stellten sich Christina Fassbender, Flöte, Sebastian Klinger,
Violoncello, und Elisabeth Weber, Violine, ebenso überzeugend
mit Konzerten von Mozart, Schostakowitsch und Brahms vor, vom Rundfunk-Sinfonieorchester
Berlin unter Hanns-Martin Schneidt eher korrekt als mitgestaltend
begleitet. Dass im Kammerkonzert am Abend zuvor nicht alle Stipendiaten
zu hören waren, lag nach Auskunft des Organisationsleiters
Thomas Rabbow weniger an ihrer großen Zahl als an der Tatsache,
dass einige von ihnen bereits abgereist waren, wegen anderweitiger
Verpflichtungen. Offenbar waren es nicht nur die Printmedien,
die den Deutschen Musikwettbewerb nicht gar so ernst nehmen. Sollte
vielleicht der zuständige Hauptausschuss des DMR die Preisvergabe
davon abhängig machen, dass die Auszuzeichnenden auch bereit
sind, sich zu präsentieren?