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nmz-archiv
nmz 2001/04 | Seite 38
50. Jahrgang | April
Jazz, Rock, Pop
Hits & Clips
Malaria vs. Chicks On Speed:
Kaltes Klares Wasser
Ein Gorilla. Er hampelt aufgeregt an Balkonscheiben herum. Was
er will, ist nicht ganz klar, vermutlich will er zum duschenden
Mädchen. Aber er stört den Zuschauer, denn die Nähe
der Kamera zur Haut des Mädchens und zu den darauf klatschenden
Wassertropfen ist sehr angenehm. Intim und intensiv, ohne jemals
aufdringlich oder gar sexistisch zu sein. Das Musikstück ist
beinahe 20 Jahre alt, Malaria aus Berlin zählten damals zu
den wichtigen Frauenbands der Underground-NDW. Ein Image, das das
ebenfalls weibliche Münchner/Berliner Trio Chicks On Speed
für die Jahrtausendwende reaktiviert und mit dieser Coverversion
offen gelegt hat. Und weil diverse Mixe dieses neu entdeckten Tracks
in die Clubs geschlichen sind, taucht er nun in den Charts und Musikkanälen
auf. Ohne großen Werbeetat. Nur, weil einige junge Musiker/-innen
die Kraft dieser so faszinierend stoisch in Wort und Beat gegossenen,
intensiven Momentaufnahme, die weniger ein Song als ein monolithischer
Track ist, in eigener Form entdeckt haben. Ein Klassiker.
Turntablerocker: No Melody
Ein Maulwurf. Er macht sich aus dem Staub, weil ein paar faulenzende
Club-Kids auf der Wiese über ihm Musik hören. Die Zeile
Aint got no song, aint got no melody zieht
sich durch das Stück, das sich tatsächlich ganz einem
gleichzeitig kräftigen und doch flockigen Tanzbeat hingibt,
eher mit Soundmotiven als ausgearbeiteten Melodien lockt. So ist
es eine auf Party-Niveau zurechtgestutzte Essenz aus Soul und Uptempo-Funk,
souverän zusammengebastelt von Hausmarke & DJ Thomilla,
die als Ablegerprojekt der Fantastischen Vier aus Stuttgart dieser
offensiven Harmlosigkeit frönen. Kein Wunder also, dass dem
Maulwurf, dem im Arrangement das nett hilflose Gitarrengeplänkel
zugeordnet ist, ein Happy End beschert wird: Er jammt mit den Pinguinen.
Alle Tiere werden Brüder