[an error occurred while processing this directive]
nmz-archiv
nmz 2001/05 | Seite 53
50. Jahrgang | Mai
Dossier: Musikschulen
in Bedrängnis
Offene Briefe
Fatale Folgen
Zur beabsichtigten Schließung der Kreismusikschule Plön
an die im Plöner Kreistag vertretenen Fraktionen, den zuständigen
Ausschuss und Landrat Dr. Volkram Gebel:
Aus der Presse haben wir von den Plänen der CDU, der Freien
Wählergemeinschaft und von Bündnis 90/Die Grünen
erfahren, die praktisch die Schließung der Kreismusikschule
Plön bedeuten. Wir halten dieses Vorhaben für zutiefst
verantwortungslos unseren Kindern und Jugendlichen gegenüber.
Wir glauben, dass dieser Schritt ein verheerendes kulturpolitisches
Signal setzt in einer Zeit, die grausame Beispiele sozialer und
psychischer Verrohung gerade beim jüngeren Teil unserer Bevölkerung
zuhauf liefert.
In der jüngsten Ausgabe der neuen musikzeitung heißt
es im Leitartikel unter der Überschrift Das Land der
Musik schafft die Musik ab: Will man diese in vielen
Jahrzehnten, ja Jahrhunderten gewachsene Musikkultur zerstören,
nur weil vorübergehend die Gewerbesteuereinnahmen zurückgegangen
sind? Und selbst wenn es gelänge, ein paar Millionen Mark einzusparen
wären mit diesen Millionen grundlegende Strukturmängel
zu beheben? Die Frage stellen, heißt sie verneinen. Der Kulturhaushalt
allgemein ist immer nur der bequemste Weg des Sparens, weil Kultur
nicht zu den gesetzlich fixierten Verpflichtungen der öffentlichen
Hand zählt. Pauschalkonzepte existieren für eine so orientierte
Kulturarbeit nicht, sie kann nur dann zu positiven Ergebnissen führen,
wenn man mit unendlicher Geduld Tag für Tag und ohne großes
politisches Trara diese Kulturarbeit leistet! Und genau solche
wertvolle Kulturarbeit leistet die Plöner Musikschule. Wir
möchten Sie deshalb ganz herzlich bitten, sich diesen finalen
Schnitt noch einmal sehr genau zu überlegen.
Theo Geißler, Herausgeber und Chefredakteur
der nmz
An den Vorsitzenden der CDU-Fraktion im Kreistag Plön, Stefan
Mühl, und zur Kenntnis an den Landrat, an die Fraktionen im
Kreistag, an die Vorsitzende des Ausschusses für Schule, Kultur
und Sport, an die Elternvertretungen auf Kreis-, Landes- und Bundesebene,
an den Landesverband der Musikschulen in Schleswig-Holstein e.V.
Aus der Presse erfahren wir von den Plänen Ihrer Kreistagsfraktion,
die Kreismusikschule Plön, die Mitglied im Verband deutscher
Musikschulen (VdM) ist, als kommunale Einrichtung aufzulösen.
Offenbar aus finanziellen Erwägungen droht hier eine Einrichtung
zerschlagen zu werden, deren hervorragende kulturelle Bildungsarbeit
weit über die Grenzen des Kreises hinaus und innerhalb des
VdM bundesweit bekannt und anerkannt ist. Die Kreismusikschule ist,
wie unsere Recherchen ergaben, im Kreis Plön die größte
kulturelle Einrichtung und die einzige, die als Bildungseinrichtung
unmittelbar der aktiven musisch-kulturellen Partizipation der Bevölkerung
dient. Die Nutzer der Musikschule tragen bereits heute mit 52 Prozent
gegenüber 44,6 Prozent im Bundesdurchschnitt einen deutlich
höheren Anteil an der Kostendeckung der Einrichtung als der
Kreis, dessen Mittel von 976.000 Mark knapp 43 Prozent ausmachen.
Damit ist der Kostendeckungsgrad durch Nutzergebühren in der
Musikschule wesentlich höher als es je in anderen Kultureinrichtungen
zu erzielen oder von anderen Bildungsleistungen der öffentlichen
Hand zu erwarten wäre. Wenn die Musikschulförderung
des Kreises Plön insgesamt 0,5 Prozent des Kreishaushaltes
ausmacht, dann kann wohl mit einer weiteren Reduzierung dieser Ausgaben
kaum die finanzielle Situation nennenswert verbessert werden. Wohl
aber würde der Kreis eine in langen Jahren gewachsene Bildungseinrichtung
abstoßen.
Rainer Mehlig, Geschäftsführer des Verbandes
deutscher Musikschulen