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nmz-archiv
nmz 2001/05 | Seite 21
50. Jahrgang | Mai
Internet
Hallo, hier ist Antenne Internet
Ohne Radio Radio hören geht ganz einfach
Das waren Zeiten, als man genüsslich an seinem alten Radio
auf Kurzwelle drehte, bewaffnet mit Stationsführern, um im
deutschprachigen Sendeteil des Schwedischen Rundfunks schwedische
Volksmusik zu hören. Das ganze Zimmer war an der Decke mit
Kupferdrähten vollgespannt und beim Drehen des Sendesuchknopfes
musste man schon ein enormes Fingerspitzengefühl entwickeln,
wenn man nicht dann doch fünf Stationen auf einmal hörene
wollte. Jaja, die gute alte Zeit hatte ihren Charme.
Heute geht das alles im Prinzip viel einfacher. Zahlreiche Radiostationen
weltweit senden ihr Programm zugleich auch über das Internet.
Mitunter wird das kleinste Zimmer zum weltweit empfangbaren Sender.
Und wer selbst auf Sendung gehen will, kann dies mit geringem Aufwand
auch bewerkstelligen.
Radio hören
Um über das Internet Radio zu hören, benötigt man
im einfachsten Fall eine kleine Zusatzsoftware. Als Standard dafür
hat sich der sogenannte Real Player etabliert. Mit dem
Real Player kann man Musikdaten streamen, das heißt
während einer Internetverbindung hören. Man muss also
nicht eine Musikdatei auf den eigenen Rechner herunterladen, um
sie zu hören, sondern man hört, während man mit dem
Musikdateianbieter verbunden ist. Den Real-Audio-Player gibt es
in der einfachsten Form für fast alle Betriebssysteme auch
kostenlos unter der Adresse http://www.real.com.
Es werden dort zwei Formen von Playern angeboten. Wenn es der eigene
Computer zulässt, dann wähle man den Typ G2.
Die Einschränkungen gegenüber den professionellen Versionen
betreffen nur Kleinigkeiten. Zum Beispiel kann man in der Profi-Version
die Radioübertragungen mitschneiden zumindest, wenn
der Anbieter dies auch gestattet.
Die Installation des Real-Audio-Players dürfte normalerweise
nicht problematisch sein. Von Vorteil ist auch ein schneller Internetzugang
via ISDN. Denn damit kann man prinzipiell eine höhere Übertragungsdichte
erreichen. Das äußert sich unmittelbar in der Klangqualität.
Öffnet man den Real-Audio-Player, muss man nur noch das Menü
Radio/Open Radio Tuner anklicken und schon erhält
man nach kurzer Zeit eine Liste von empfohlenen Radiostationen.
Darüber hinaus kann man auch über Begriffssuche nach bestimmten
Inhalten suchen. Kurze Kommentare kennzeichnen das so genannte Musikformat.
Da gibt es also zum Beispiel nur Shanties bei einem polnischen Sender,
ein anderer polnischer Sender spielt ausschließlich Musik
von Johann Sebastian Bach. Meistens ist auch noch ein Link zur Website
des Radioanbieters angegeben. Die sollte man bei größerem
Interesse auch ansteuern, denn nur in ganz seltenen Fällen
bekommt man eine Mitteilung, was denn da überhaupt gespielt
wird. Leider sind aber auch nicht alle Radios zu empfangen, weil
es sie entweder überhaupt nicht mehr gibt oder nur zu bestimmten
Zeiten. Das trifft zum Beispiel auf ein Gros der alternativen Musikradios
zu.
Jedoch findet man in der internen Suchmaschine des Real-Audio-Players
nicht alles, leider auch nur selten die ganz besonderen Angebote.
Zeitgenössische Musik? Komplette Fehlanzeige. Der Suchbegriff
Contemporary Music bringt da leider gar nichts.
Netradio taktlos
Eine besondere Radiostation ist Netradio.com,
denn sie ist keine selbst-ständige Radiostation (also über
Antenne, Kabel oder Satellit empfangbar), sondern ein rein virtuelles
Musikverzeichnis. Nach Sparten geordnet, lassen sich einzelne Genres
anwählen. Angezeigt werden dort das laufende und das nachfolgende
Stück mit einem mehr oder weniger dezenten Hinweis nebst
Link, dass man diese Musik auch kaufen kann, nämlich bei amazon.com.
Wer sich schnell mal über die populären Musikstile akustisch
informieren will, liegt hier jedoch genau richtig. Das gleiche in
grün ist aber auch das Archiv der Radiosendung taktlos
des Bayerischen Rundfunks und der neuen musikzeitung. Unter http://www.nmz.de/taktlos/
sind rund 20 Sendungen (jeweiliger Umfang etwa 55 Minuten) zu aktuellen
Themen aus der Musik- und Kulturpolitik per Real-Audio-Stream abhörbar.
Diese Art der Radionutzung im Netz scheint in diesem Umfang zumindet
im Netz einzigartig. Ähnliches gibt es sonst bei negativland.com
(das sind kurz gesagt die Vorreiter in musikalischer
Internetanarchie), die ältere DJ-Mixe abrufbereit halten oder
klubradio.de
(hier kann man ebenfalls nachträglich Auftritte bekannter DJs
in Berliner Clubs wie WMF, Tresor, Phonodrome oder OstGut nachhören).
Internetfunk
Real Audio ist eine Möglichkeit, Musik im Internet zu übertragen.
Daneben gibt es weitere gebräuchliche Datenformate. Die wichtigsten
sind: MP3, Windows Media Format (benötigt den Windows Media
Player und gibt es nur unter Windows), Quicktime (ein von der Computerfirma
Apple entwickeltes Format, das allerdings auch unter Windows zur
Verfügung steht). Mit allen Formaten und der entsprechenden
Software ist es möglich, Musik zu streamen. Dabei kommt dem
Format MP3 immer mehr Bedeutung zu. So sind als MP3-Streams unter
der Adresse http://www.live365.com
32.939 Radiostationen gelistet.
Das Interessante an live365.com ist, dass man sich dort selbst
eine Internet-Radio-Station aufbauen kann. Hiervon wird
von Privatpersonen auch ausgiebig Gebrauch gemacht.
Martin Hufner
Software
Radiospy 1.1 http://www.Radiospy.com
Hier gibt es eine Software, die ähnlich wie das umstrittene
Musik-Downloadtool Napster Internetradiostationen
nach Genre listet, deren Erreichbarkeit anzeigt, zugleich Chats
gestattet und die verschiedenen Datenformate unter einer Benutzeroberfläche
vereint. Eine gute Idee, die leider noch ein etwas mageres Angebot
listet.