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nmz-archiv
nmz 2001/05 | Seite 21
50. Jahrgang | Mai
Internet
Webwatch
Copyright-Wahnsinn
Dass man den Copyright-Gedanken bis zum Erbrechen ausweiten kann,
zeigt uns eine neue Gesetzgebung in Australien. So berichtet die
Mailingliste q-depesche: Unter dem Digital Agenda Act
ist es in Australien ab sofort nur dann erlaubt, E-Mails weiterzuleiten,
wenn es der Absender ausdrücklich gestattet. Wer das Copyright
des Absenders verletzt, dem droht eine hohe Geldstrafe oder bis
zu fünf Jahre Gefängnis. Wenn dies Schule machen
sollte, werden wir in Zukunft in E-Mails und anderen Kommunikationswerkzeugen
eine lange Liste von Rechtsbelehrungen mitschreiben müssen
so wie bei zahllosen Linkbelehrungen nach der Art: Das
Landgericht Hamburg hat entschieden, dass Links doof sind und außerdem
teuer werden können. Deswegen distanziere ich mich von allem
und behaupte weder etwas noch nichts. http://www.quintessenz.org/q/depesche/
Siemens gewinnt Preis
Ebenfalls bei q-depesche getickert: Ein Preis des Computer Chaos
Clubs für die Internet-Zensur-Software Smartfilter
aus dem Hause Siemens. Insbesondere die Tatsache, dass zwar
etliche Gewerkschaften mit ihrem Internet-Angebot im Filter hängenbleiben,
jedoch kein einziger Arbeitgeberverband, ist nach Ansicht des CCC
(Computer Chaos Club) allerdings Besorgnis erregend. Der CCC ist
der Ansicht, dass ein gefiltertes Internet dem Grundrecht auf freie
Kommunikation widerspricht. Ein Filter für das Internet kann
darüber hinaus jederzeit umgangen werden, indem die Seiten
durch sogenannte Proxies bezogen werden. Es bleibt die Illusion
einer machbaren Zensur und die Gängelung der Benutzer. Hier
wird versucht, ein soziales Problem mit technischen Mitteln zu lösen.
Wer so handelt, zeigt, dass er weder die Funktionsweisen der Technik
noch der Gesellschaft begriffen hat, sagte Jens Ohlig, Sprecher
des CCC zu der Preisverleihung an Siemens.
Hinten oder vorn?
Aber die Deutschen wollen sowieso das Internet nicht nutzen. Das
jedenfalls meint eine europaweite Studie der Meinungsforschungsinstitute
Ipsos Deutschland und des französischen RISC-Institutes. Danach
sind 58 Prozent der Deutschen überhaupt nicht daran interessiert,
irgendwann online zu gehen. Die haben vielleicht ja auch besseres
zu tun, das wäre jedenfalls das hoffnungsfrohe Schimmern dieser
Zahl. http://www.ipsos.de/
E-Conomy-Sprech
Wer denkt, er kapiere diese neue Welt mit ihrer neuen E(Ö)konomie
nicht mehr, dem kann jetzt gehelft werden. Unter http://www.neweconomy-duden.de
kann man einen ersten Einblick in diese Welt nebst Erklärungen
tun. Verantwortlich dafür ist das Haus Duden, welches redaktionell
vom Hamburger Trendbüro unterstützt wurde.
Ein Beispiel aus dem Trend-Duden: Powernapping. [zu engl.
power = Kraft und engl. nap = Schläfchen, Nickerchen] Effektiver
Kurzzeitschlaf. Ein Schläfchen am Nachmittag wirkt Wunder,
da der biologische Rhythmus des Menschen zwischen 12 und 15 Uhr
auf dem Tiefpunkt ist. In dieser Zeit kommt es vermehrt zu Fehlern
und Unfällen. Ein Nickerchen in der Mittagspause fördert
die Konzentration und Motivation der Mitarbeiter, steigert deren
Effizienz und beugt Fehlern vor. Länger als 20 bis 30 Minuten
sollte der Schlaf jedoch nicht dauern, da sonst die Tiefschlafphase
beginnt und der Kreislauf sinkt. In den USA ist das Powernapping
angeblich in vielen Unternehmen gang und gäbe, in Deutschland
scheint das Experiment firmenintern leider nicht über die Testphase
hinauszugehen. Seit ich dies weiß, mache ich in der
Stunde zwei bis drei Mal Powernapping.