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nmz-archiv
nmz 2001/05 | Seite 7
50. Jahrgang | Mai
Musikwirtschaft
Das Europa von morgen mitgestalten können
Die Allianz-Kulturstiftung präsentiert ihre Förderprojekte
der Öffentlichkeit
Leitkultur ist ein europäisches Thema, so jedenfalls
sieht es Robert Picht, der Kuratoriums-Vorsitzende der Allianz-Kulturstiftung,
die gegründet im Sommer 2000 nun mit einem ersten
Rückblick auf bisher Erreichtes der Öffentlichkeit präsentiert
wurde. Und so sehen es offenbar auch führende Köpfe der
Allianz AG, denn das Ziel der neuen Stiftung ist es, den Europa-Gedanken
mit Hilfe der Kultur zu fördern und zwar speziell bei
Jugendlichen, die das Europa von morgen mitgestalten sollen.
Nicht nur wirtschaftliche und politische Veränderungsprozesse
gelte es in Europa zu beobachten und zu entwickeln, sondern auch
kulturelle, so Ludger Hünnekens, frisch gebackener Geschäftsführer
der Stiftung. Dieses Bewusstsein und die Notwendigkeit, einer gesellschaftlichen
Verantwortung gerecht zu werden, seien die Motivation der Stiftungsgründer.
Der Gedanke, dass Europa sich lohnt, solle über kulturelle
Projekte vermittelt werden. Wobei der sinn- stiftende Aspekt durchaus
nicht nur nach außen dringt, sondern auch unternehmensintern
wirksam werden kann.
Weniger Hochkultur als vielmehr innovative Nischen sollen mit dem
Stiftungskapital gefördert werden. Zu den ersten Partnern im
Bereich Musik gehören unter anderem der Deutsche Tonkünstlerverband
mit seinem Internationalen Wolfgang-Jacobi-Wettbewerb für die
Moderne und die Jeunesses Musicales mit ihrer deutsch-französischen
Sommerwerkstatt Jeunesses Moderne. Daneben werden aber
auch Projekte finanziert, die die Stiftung selbst initiiert. Neben
Robert Picht sitzen weitere namhafte Vertreter unterschiedlichster
Kultursparten im Kuratorium, unter ihnen Tom Stromberg, Intendant
des Deutschen Schauspielhauses Hamburg, und Karsten Witt, Intendant
der Royal Festival Hall in London. 100 Millionen Mark beträgt
das Stiftungskapital, das sind jährlich fünf bis sechs
Millionen, die verteilt werden können. Programmatisch und finanziell
sei die Stiftung vom Unternehmen Allianz unabhängig, betont
Hünnekens und unterstreicht die Tatsache, dass die Stiftung
kein Sponsoring betreibe. Keine Gegenleistung werde erwartet, kein
kommunikativer Respons.
Immerhin: der Name Allianz bleibt jedem im Gedächtnis, der
einmal mit der Stiftung zu tun hatte. Da wird wohl auch der eine
oder andere Marketing-Effekt als Nebenprodukt abfallen. Das ist
in Zeiten der Notwendigkeit von privater Kultur-Förderung durchaus
keine Schande, sondern legitim.
Den Stiftungsmachern kann man für ihr ambitioniertes Projekt
Glück wünschen ob sie ihren ehrgeizigen Zielen
näher rücken, wird sich frühestens nach der Auswertung
der ersten geförderten Projekte zeigen.