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nmz-archiv
nmz 2001/05 | Seite 25
50. Jahrgang | Mai
Pädagogik
Das Musikschul-Gesetz Luxemburgs
Henri Schumacher ist stolz auf sein Jahrhundertwerk
Der 29. April 1998 mag ein Glückstag für die Musikerziehung
in Luxemburg gewesen sein. An diesem Tag wurde eine Gesetzgebung
über den kommunalen Musikunterricht verabschiedet. Dies verhalf
zu Vereinbarungen von 60 Gemeinden des Landes mit der UGDA, dem
führenden luxemburgischen Musikverband, die Musikkurse in den
Kommunen in ihre Verantwortung zu nehmen. Damit wurde die vom Kulturministerium
schon traditionell anerkannte UGDA-Musikschule quasi vollends eine
Anstalt öffentlichen Nutzens.
Mit ihren Unterrichtsprogrammen, Prüfungen und der Lehrer-Aus-
und Weiterbildung nach gesetzlichen Regelungen stellt sie sich ganz
in den Dienst kommunaler Musikpflege. Das umfasst musikalische Früherziehung,
Chorsingen, Solfège bis hin zu den individuell oder gruppenweise
durchgeführten Instrumentalkursen, also genau jene Grundlage,
die die Musikvereine und deren Dirigenten und Leiter für ihre
viel verzweigte Ensemblearbeit im Lande brauchen.
Etwas besseres, als auf diesem Wege tausende von jungen Menschen
zu erreichen und musikalisch zu betreuen, konnte sich der bisherige
UGDA-Präsident Henri Schumacher nicht erträumen. Immerhin
hat er, der jetzt feierlich in den Ruhestand verabschiedet wurde,
Zeit seines beruflichen Lebens, anfangs in Staatsfunktion
unter anderem als Chargé de Mission für
soziokulturelle, musikalische und tänzerische Belange im Kulturministerium
, dann freigestellt für ehrenamtliches Engagement, darauf
hingearbeitet, in seinem Land ein musikalisches Klima zu schaffen.
Dass ihm das im Verlaufe seiner 35-jährigen Zugehörigkeit
in diesem Luxemburgischen Musikverband gelungen ist, darauf kann
er stolz sein. Die UGDA-Musikschule, deren Direktorat Paul Scholer
übertragen wurde, zählt heute mit 175 Fachkräften
als die größte Musikschule des Landes, abgesichert durch
ein staatliches Budget, ergänzt durch offizielle Sponsorschaft
der Versicherungsgesellschaft La Luxembourgeoise.
Dass dieses Jahrhundertwerk gelang, hat natürlich seine Wurzel
in der langen Tradition und in dem konsequenten Aufbau jener UGDA,
hinter deren Namen, der Union Grand-Duc Adolphe, man
nicht die Allround-Kompetenz für musikalisches Leben und musikalische
Erziehung vermutet. Sie vereinigt nicht nur Musikvereine aller Genres,
sondern stellt ein intensives Betreuungs-, Fortbildungs- und Beratungsprogramm
als Fachservice zur Verfügung. Zur Begabtenförderung richtete
sie vor 20 Jahren ihren Wettbewerb für junge Solisten ein,
der seit 1988 als Luxemburgischer Nationalwettbewerb der EMCY angehört,
jenem Zusammenschluss von heute 40 nationalen und internationalen
Jugendmusikwettbewerben in Europa.
Henri Schumacher fungierte über drei Jahrzehnte als Zentralfigur
in dieser luxemburgischen Schlüsselorganisation, die sich für
nahezu alle musikalischen Kräfte des Landes engagiert, verantwortlich
fühlt und Einfluss zu nehmen versteht. Darüber hinaus
engagierte er sich mit und durch die UGDA in anderen luxemburgischen
und in europäischen Gremien und Aktivitäten und löste
weitere Initiativen aus, sei es für die Interregionale Musikunion,
sei es in der Confédération Internationale des Sociétés
Musicales (CISM), sei es als Gründer des Orchestre dHarmonie
des Jeunes de lUnion Européenne, das in Luxemburg seinen
angestammten Sitz hat. Vor einem Jahr wurde er zum Professor an
der Freien Universität Teufen (Schweiz) ernannt.