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nmz-archiv
nmz 2001/05 | Seite 24
50. Jahrgang | Mai
Noten
Hits für Kids, Zwerge und Blockflötenspatzen
Eine Auswahl von Neuerscheinungen, notiert auf der Frankfurter
Musikmesse · Von Eckart Rohlfs
Der Musikmarkt ist auf der Suche nach neuen Zielgruppen. So jubelte
die diesjährige Paris-Messe Musicora die Musikamateure hoch.
Die Frankfurter Musikmesse entdeckte die Jüngsten, denen sie
Sonderveranstaltungen widmete: Music for kids. Die vielseitige und
positive Wirkung von Musik auf Kinder ist nicht zu leugnen, weil
wissenschaftlich und pädagogisch erwiesen, wird politisch auch
gern gepriesen, de facto aber runtergespielt und unbefriedigend
umgesetzt. Aber um die Kids zu Musikamateuren, Musikhörern,
oder gar zu Musikern, sprich zu lebenslänglichen Musikkunden
zu machen, da reagieren sie alle, die Instrumentenhersteller, die
Veranstalter und natürlich die Musikverleger. Auch der Deutsche
Sängerbund ist vor Jahresfrist auf diesen Trichter gekommen,
will singende Kinder im Kindergarten sehen, und die Musikschulen
lassen sich ohnedies viel mit Fantasie einfallen, um so frühzeitig
wie möglich den Spaß am gemeinsamen Musikmachen zu wecken.
Hier findet man weiteres, reiches Arbeitsmaterial.
Musik-Fantasie nennt sich eine neue, auf zwei Jahre konzipierte
musikalische Früherziehung für Augen, Ohren und Hände
im Schuh-Verlag. Sein zweites Programm versteht sich als Familienintiative
mit Kleinkindern ab eineinhalb Jahren, die Kinder-Muki-Musik
vom Team Iso Richter, Petra Verhoeven, Karin Schuh, Hildegard Kaiser.
Auffällig sind auch Schuhs Materialien für Grundausbildung
und Kinderohren, die Schule für Blockflötenspatzen und
seine Anregungen für Musicals. Spiel und Klang in der Musikschule
verspricht die neue Musikalische Früherziehung mit dem
Murmel, ergänzt durch allerlei Murmel-Medien (Bosse).
Daneben ist die Eltern-Kind-Gruppe mit der Zwergen-Musik
eingeladen zum Einstieg mit den Allerkleinsten (ebenfalls bei Bosse).
Stundenbilder für zwei Jahre, dazu Schüler- und Lehrerband
und -CDs das ist Ricordis Angebot einer Musikalischen
Früherziehung, welche Karl-Heinz Zarius konzipiert hat.
Katrinas Käsemaus von Uwe Brosch, Steffen Molderings
und Ursula Weber und die Lieder Wenn wir erst mal groß
sind von Wolfgang Schiffner sind zwei attraktive Bilderbücher
mit Musik-CD ab drei beziehungsweise fünf Jahren, W.I.S.O.
der Titel des Umweltmusicals für Kinder von Peter Riedel und
Klaus Meyer, dessen Aufführungsmaterial bei Eres entliehen
werden kann. Der Hit Ritter Rost von Jörg Hilbert
tritt jetzt in einer Klavierausgabe an (Edition Conbrio/Hug). Pfiffige
Kinderlieder von Swing bis Calypso mit thematischer Bandbreite für
Fünf- bis Zwölfjährige verspricht Beatrice Gründler
in Ping Pong, und Stephanie Jakobi-Murer verarbeitete
Kindergarten-Alltagsthematik als Chindsgi-Hits (Pan).
Neue Schulwerke
An neuen Schulwerken mangelt es überhaupt nicht: Rosemarie
Wohlleben-Rudloff tritt die Reise ins Klaraffialand
(jetzt auch Band 2) als Klavier-Erlebnis-Schule zum Mitgestalten
an. Spannend, weil breit gefächert, ist Trebulino,
die Altblockflötenschule für Gruppenunterricht von Christiane
Martini (beide bei Bosworth).
Wer es statt klassisch lieber poppig mag, findet reiche Beute
in Gerigs Surfprogramm. Und alle, die mit Kindern singen, tasten,
zupfen, streichen, schlagen oder gar Musicals haben wollen, sollten
sich Sikorskis umfangreiches gute Laune-Angebot anschauen. Unter
Zimmermanns Neuerscheinungen ist besonders bemerkenswert, dass jetzt
auch im Boehm-System das Opus des Klarinetten-Altvaters vorliegt,
Jost Michaels Methodische Schule der klarinettistischen Grifftechnik.
The Art of Playing the Cello von Maurice Gendron ist
nun in deutscher Ausgabe erhältlich, und von dem Russen Joachim
Stutschewsky auch der zweite Band seiner Violoncello-Technik (Schott).
Die revolutionärsten Bläserschulen erschienen bei ihm,
meint De Haske im Eigenlob. Sein reicher Katalog enthält etliche
Spielbücher und in seiner Percussions-Serie spezielle Schulen
für Drum, Drumset, Pauken und Mallets. Alexander Hanselmann
empfiehlt für die ersten Schritte seine Querflötenfibel
in vier Bänden (Hug). Schulwerke haben neben Spielliteratur
einen guten Stellenwert bei dem jungen fantasiereichen AMA-Verlag:
so zum Beispiel Der junge Geiger von K. A. Fortunatow,
Ich werde Schlagzeuger von Christian Nowak, Erste
Klavierstücke für Florian von Manfred Schmitz, Die
kunterbunte Tonleiter, eine Sopranblockflötenschule von
Christine Büttner, und etliche weitere schön illustrierte
AMA-Instrumentalschulen und Studienmaterialien. Greifbar ist jetzt
der dritte Band von Emonts Europäischer Klavierschule (Schott).
Unter den Gewinnern des Deutschen Musikeditionspreises 2001 findet
sich auch Schul- und Unterrichtsliteratur für Kinder: Kessler
Posaunenschule inklusive CD (AMA) und Manfred Schmitz Mini
Rock 13 (DvfM). Ausgezeichnet wurde auch die bei Schott erschienene
didaktische Publikation Hören Entdecken und Untersuchen
Gestalten des Teams Ortwin Nimczik/Ernst Klaus Schneider.
Nachhilfe, was man rings ums Instrument wissen sollte, bekommt man
ganz locker serviert in den neuen Pocket-Infos von Hugo Pinksterboer,
ein preiswerter Schott-Beipack zum Beispiel für Gitarre, Saxophon,
Klavier, Trompete, Keyboard. For beginners hält
Ed. Musica Budapest die bekannte Instrumentalserie bereit, darin
finden wir jetzt neu Recorder Duets, Saxophone
Music mit Klavierbegleitung, zwei neue Klavier-Bände
mit Musikschul-geeignetem Repertoire und als Einstieg in Kammermusik
Musik für Klavierquartett. Für etwas Fortgeschrittene,
die das typische Klavierspiel eines Barpianisten imitieren wollen,
empfiehlt sich der UE-Titel Easy Bar Piano.
Für kleine und große Hände
Doblinger hat Uwe Korn angeregt, Vierhändig-Passendes Für
kleine und große Hände oder Durch die Welt
der Tonarten bereitzustellen, und Ferdinand Weiss erzählt
den Violinanfängern Von fremden Sternen, Walter
Barbarino geht mit leichten Gitarrenduos unter die Piraten.
Regina Wittemeier fabrizierte Sechs Kinderspiele für
Klavier, die bei Antes erschienen. Johann Lütter komponierte
Kleine Stücke für die Jugend am Klavier (Verlag
Dohr). Ins Spielzeugland führt Irene Jepsen mit
sehr leichten Vortragsstücken, die in Ausgaben für verschiedene
Blasinstrumente oder Violine in der Play-Along-Serie des Musikverlages
G. Haas zu haben sind. Selbst an wirklich zeitgenössischer
Musik fürs erste Unterrichtsjahr fehlt es nicht, wofür
sich der Verlag Neue Musik mit der Ed. Margaux engagiert, zum Beispiel
die durchaus musikalisch anspruchsvollen Gitarrenmusiken von Rainer
Brunn, Walter Thomas Heyn, Frank Hill, Francis Kleynjans, Nikkita
Koshkin und manchen anderen. Ähnlich versteht der Schweizer
Verlag HBS Nepomuk, für Unterricht und Zusammenspiel Werke
mit neuen Spieltechniken, ungewohnten Notationsweisen und improvisatorischen
Teilen schreiben zu lassen. Dafür stehen Namen wie Marianne
Aeschbacher, Azele Böle Schele, Christian Henking, Dominique
Hunziker, Urban Mäder, Anne Utagawa, Martin Imfeld, Felix Bamert,
Käthi Gohl Moser, Peter Streiff, Martin Wehrli und anderen.
Das Associated Board of the Royal Schools of Music, die Fachkommission
der Königlichen Musik-Akademien Großbritanniens, in dessen
Team alljährlich 500 Experten mehr als eine halbe Million Kandidaten
in allen praktischen Fächern in über 80 Ländern prüfen,
hat für die in der Regel acht Prüfungsgrade erstmals einen
Gesamtkatalog herausgebracht.
Diese Auflistung der geforderten Spielliteratur liefert uns einen
hochinteressanten Vergleich zum Level und zu stilistischen und editorischen
Tendenzen der angelsächsischen Musikausbildung (siehe auch
www.abrsm publishing.co.uk). So werden jedes Jahr New Recordings
von Examens-Stücken, zum Beispiel für Klavier, Violine
und Cello, angeboten (Oxford). Ähnlich sind Frankreichs Verlage
(insbesondere Leduc) in der umfangreichen, alljährlich neu
produzierten Ausbildungsliteratur mit Prüfungsstücken
ganz besonders auf das zehnstufige französische Ausbildungskonzept
fixiert.
Fantasievolle Unternehmer
Unerschöpflich reich (und kaum registrierbar) ist, was allein
die Verleger in unserem Land den Musikpädagogen als Arbeitsmaterial
jedes Jahr neu anbieten. Auf diesem Messerundgang ist es mehr oder
weniger zufällige Registrierung. Auffällig aber, wie sehr
gerade junge Verleger sich hier ins Zeug legen, Fantasie und Initiative
entwickeln. Bosses neue Bände zur Musikpraxis in der Schule
gehören hier dazu, weil Neuland, Lückenfüller und
neuartige Präsentation. So liefert Rainer Pachner einen Einstieg
in Vokalpädagogik, Henner Diederich einen in Folklore. Damit
aber Musiklernen nicht langweilig, eintönig und theoretisch
bleibt, lege man zwischendurch das spannende Rätselheft Ballonius
lernt Noten lesen von Priska Melanie Strümpfel auf (Peters),
und damit man vom Unterricht nichts vergisst: Merseburger hat ein
neues Musikaufgabenheft produziert.