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nmz-archiv
nmz 2001/06 | Seite 29
50. Jahrgang | Juni
Deutscher
Tonkünstler Verband
Musikalische Jugendförderung par excellence
Zur Gründung der Waltershausen-Stiftung in München
Im März 2001 luden die Städtische Sing- und Musikschule
München und das Schul- und Kultusreferat der Bayerischen Landeshauptstadt
zu einem Konzert in die Hochschule für Musik und Theater München
Anlass war die feierliche Gründung der Waltershausen-Stiftung.
Wie ließe sich eine Stiftung, die sich die Unterstützung
musikalisch begabter Jugendlicher aufs Panier geschrieben hat, auch
würdiger als durch ein Konzert feiern?
Zu den Hintergründen: Hermann Wolfgang von Waltershausen (1882
1954) war Dichter, Komponist, Schriftsteller, Wissenschaftler
und Pädagoge. Als Ausbildungsstätte für Musiker gründete
er nach 1945 das Waltershausen-Seminar, das nach seinem Tod von
seiner Frau Caroline von Waltershausen als Klavier-Seminar für
Jugendliche fortgeführt wurde.
Als der Cellist Walther Fuchs 1981 die Leitung des Waltershausen-Seminars
übernahm, öffnete er es für Streich- und Blasinstrumente
und begann 1984 auf dem Gebiet der Kammermusik eine Zusammenarbeit
mit der Städtischen Sing- und Musikschule München.
1992 gründete Walther Fuchs das Kammerorchester der Städtischen
Sing- und Musikschule, in dem von Anfang an Schüler des Waltershausen-
Seminars mitwirkten. Die fruchtbare Zusammenarbeit kam besonders
beim Kammermusikwettbewerb von Jugend musiziert und
bei den Orchesterkonzerten mit jungen Solisten des Waltershausen-Seminars
zum Ausdruck.
Nachdem sich die Führung einer vorwiegend durch private Mittel
getragenen Ausbildungsstätte als zunehmend schwierig erwies,
wurde im Jahr 2000 beschlossen, das Lebenswerk von Hermann Wolfgang
und Caroline von Waltershausen im Rahmen einer neu zu gründenden
Stiftung weiterzuführen. Ziel dieser Stiftung ist die Förderung
der Kunst durch Unterstützung musikalisch begabter Jugendlicher
in der Kammermusikklasse und im Kammerorchester der Städtischen
Sing- und Musikschule München.
Dieser Stiftungszweck wird umgesetzt durch die finanzielle Förderung
von pädagogischen Maßnahmen wie Intensivkursen, Konzerten
und CD-Produktionen, durch internationale Austauschprogramme mit
Workshops und Begegnungskonzerten und durch studienvorbereitende
Vertiefungskurse für besonders begabte Schüler. Außerdem
ermöglicht die Stiftung den Ankauf hochwertiger Orchesterinstrumente,
die an Schüler ausgeliehen werden können, und vergibt
einen Walterhausen-Preis für hervorragende Kammerensembles,
die sich um die Schule verdient gemacht haben, und an junge Komponisten,
die gut spielbare Kompositionen für Kammermusik und/oder Kammerorchester
schreiben. Dieser Waltershausen-Preis kann auch in Form von Sachstipendien
für Noten, Instrumente etc. vergeben werden.
Mit dem Konzert im Großen Konzertsaal der Hochschule für
Musik und Theater München stellte sich die neue Waltershausen
Stiftung erstmals der Öffentlichkeit vor. Ehemalige Studierende
des Waltershausen Seminars jetzt im Konzertleben stehende
Künstler belegten mit der Violinsonate B-Dur KV 378
von Wolfgang Amadeus Mozart und dem Rondo g-Moll für Violoncello
und Klavier op. 94 von Antonín Dvorák die kontinuierliche
musikalische Förderung durch das Seminar; unter der Leitung
von Walther Fuchs, dem Vorsitzenden der Stiftung, musizierten heutige
Schüler der Kammermusikklasse Le Carnaval des animaux
von Camille Saint-Saëns. Im zweiten Teil des eindrucksvollen
Konzerts musizierte das Kammerorchester der Städtischen Sing-
und Musikschule München, ebenfalls unter der Leitung von Walther
Fuchs, die Fantasie über ein Thema von Thomas Tallis von Ralph
Vaughan-Williams und die Idylle für Streicher von Leos Janacek.
Das Kammerorchester besteht hauptsächlich aus Schülern
der Kammermusikklasse von Walther Fuchs. Es hatte seinen ersten
Auftritt im Oktober 1992 in der Queens Hall in Edinburgh und
konzertierte seitdem mit Werken aller Stilepochen in zahlreichen
Münchner Konzertsälen. Im Rahmen der Festlichkeiten zu
Carl Orffs 100. Geburtstag spielte das Orchester auf Einladung des
Bayerischen Musikrats die Uraufführung von Harald Genzmers
Sinfonietta Seconda. Benefizkonzerte und Rundfunkproduktionen
gehörten ebenso wie die Reisen nach Schottland, Liechtenstein
und zum toujours Mozart-Festival nach Salzburg zu den
besonderen musikalischen Erlebnissen des Orchesters, das vielfach
ausgezeichnet wurde, zuletzt im Jahr 2000, wo es als Preisträger
des Deutschen Orchesterwettbewerbs mit hervorragendem Erfolg
teilgenommen hat.
Die Gründungsveranstaltung der Waltershausen-Stiftung zeugte
eindrucksvoll von jahrzehntelanger Aufbauarbeit im Rahmen des Waltershausen-Seminars.
Zugleich wurde aber auch deutlich, welch eindrucksvolle künstlerischen
Ergebnisse bei gezielter musikalischer Förderung zu erreichen
sind! Man kann der neuen Stiftung nur wünschen, dass es ihr
gelingt, auch mit Hilfe von Sponsoren und weiterer staatlicher Unterstützung
an die ertragreiche Arbeit des Waltershausen-Seminars in den vergangenen
Jahrzehnten erfolgreich anzuknüpfen.