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nmz-archiv
nmz 2001/06 | Seite 8
50. Jahrgang | Juni
Kulturpolitik
Wie sag ichs meinem Teilnehmer?
Jugend musiziert-Landesausschuss Niedersachsen will
Beratungsgespräche optimieren
Der Wettbewerb Jugend musiziert verfolgt neben
der Herausbildung von begabtem Musiker-Nachwuchs pädagogische
Ziele. Er soll anregen, motivieren und neue Erfahrungen vermitteln.
Nicht zuletzt das Beratungsgespräch, das im Anschluss an das
Vorspiel mit den Teilnehmern geführt wird, dient diesem Zweck.
Das aber ist gar nicht so einfach: Wie soll es gelingen, einem jugendlichen
Musiker innerhalb von fünf bis zehn Minuten etwas mit auf den
Weg zu geben, das seiner musikalischen Entwicklung tatsächlich
nützt? Wie viel Kritik darf, wie viel Lob soll sein? Wie spricht
man Defizite an, ohne zu demotivieren?
D iese Fragen sind so alt wie die
Beratungsgespräche selbst. Im- mer wieder müssen sich
Juro-
ren und Organisatoren auch Kritik gefallen lassen über eine
als nicht gelungen empfundene Teilnehmer-Beratung und sind
darüber ihrerseits frustriert. Meinen sie doch, es nur gut
zu meinen!
Die Optimierung der Beratungs-Gespräche hat sich der Landesausschuss
Jugend musiziert in Niedersachsen auf die Fahnen geschrieben
und ging dabei einen ungewöhnlichen Weg, der durchaus
Schule machen könnte: Man holte sich Beratung bei der Beratung.
Fünf Tage lang hospitierten die Beauftragten der Unternehmensberatung
KIK beim Landeswettbewerb, sowohl bei den jury-internen als auch
bei Teilnehmer-Beratungen, hatten freien Zugang zu allen Gesprächen
und Veranstaltungen und kristallisierten im Anschluss treffsicher
Stärken und Defizite heraus.
Eine Spezies des Jurors gibt es nicht der eine
verfügt über mehr, der andere über weniger pädagogische
Erfahrung. Jeder hat sein eigenes Kommunikationsverhalten. Ebenso
wenig gibt es eine Patentlösung für die optimaleTeilnehmer-Beratung.
Dennoch konnten die Beobachter spezifische Voraussetzungen und Verhaltensweisen
ausmachen, die bewusst oder unbewusst häufig
zu positiven oder aber weniger guten Ergebnissen führen. Die
Mängelliste der Berater führte von organisatorischen Dingen
(kleine Beratungsräume, dicht gedrängte Zeitabläufe)
hin zu kommunikativen Defiziten wie zum Beispiel fehlende Eingangsfragen,
das Gespräch mit dem Lehrer statt mit dem Schüler oder
mangelnde konkrete Tipps.
Die Liste der positiven wie negativen Beobachtungen
ist lang und beinhaltet Punkte, die in der Regel nicht neu sind.
Neu jedoch war die Konsequenz in Niedersachsen: Erarbeitet wurde
das Konzept für ein zweitägiges Seminar, in dem die Situation
des Beratungsgesprächs intensiv nachvollzogen und geübt
werden sollte. Der Landesausschuss begrenzte die Teilnehmer zunächst
auf seine Jury-Vorsitzenden wohl wissend, dass eine solche
Veranstaltung für die vielen ehrenamtlichen Juroren im Lande
kaum realisierbar sei. Das Seminar-Konzept war einfach: Jeder Teilnehmer
spielte im Verlauf der zwei Tage verschiedene Rollen: die des Jurors,
die jeder bereits kannte, die des neutralen Beobachters, der häufig
mehr wahrnimmt als der unmittelbar Beteiligte und die des Teilnehmers.
War die Bereitschaft, vor den eigenen Kollegen das Instrument auszupacken
und sich in eine zu bewertende Vorspiel-Situation
zu begeben, zunächst eher verhalten, so ließ sich doch
jeder Seminar-Teilnehmer darauf ein. Die Erfahrung war wertvoll
für jeden der Beteiligten. Und neben der ernsthaften Arbeit
wurde dabei auch gelacht. Zwischendurch gab es theoretische Hinweise
zu Moderationstechnik, Gesprächsführung und Arbeitstechnik.
Der Landesausschuss hat zusammen mit den Beratern
konkrete Konsequenzen aus den Beobachtungen und Erfahrungen entwickelt:
Neben organisatorischen stehen auch strukturelle Verbesserungen:
der Jury-Vorsitzende wird in seiner Moderatoren-Funktion gestärkt,
das Beratungsgespräch von der ganzen Jury im Vorfeld strukturiert
und geplant. Und die Ergebnisse waren durchaus erfreulich: positive
Rückmeldungen nach dem letzten Landeswettbewerb bestätigten
dies. Ein Zeichen dafür, dass jedes der Jugend musiziert-Gremien
über eine solche Form der Weiterbildung nachdenken sollte.