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nmz-archiv
nmz 2001/06 | Seite 11
50. Jahrgang | Juni
Kulturpolitik
Soziale Betreuung mit Musik
Pendant zum Bundeswehr-Musikkorps sucht neue Geldgeber
Vor dreizehn Jahren wurde durch den Münchner Verein Soziale
Betreuung durch Musik e.V. das bundesweit erste Projekt Musik
im Zivildienst in der bayerischen Landeshauptstadt gegründet.
Die Initiative dazu ging von drei jungen Musikern aus, die die Notwendigkeit
einer solchen Einrichtung als Pendant zum Bundeswehr-Musikkorps
erkannten und daraufhin die Idee, Musik in den Zivildienst
zu integrieren, in die Tat umsetzten. Heute bestreiten regelmäßig
fünf Zivildienstleistende beim Musikprojekt ihren Dienst. Mit
zirka 160 Konzerten und Musikveranstaltungen im Jahr hat der Verein
mit seiner musikalisch-sozialen Arbeit eine Breitenwirkung erreicht,
mit der er sich im sozialen und kulturellen Leben der Stadt etabliert
hat.
Auch nach dreizehn Jahren ist die finanzielle Basis des Vereins
nach wie vor nicht gesichert. In punkto Dringlichkeit
stünde solch eine Arbeit nicht an erster Stelle, so das Sozialreferat
der Landeshauptstadt München.
Doch es wäre zu einfach, hier die ganze Verantwortung einer
Institution wie dem Sozialreferat der Landeshauptstadt München,
dem Haupt-Geldgeber des Vereins, in die Schuhe zu schieben. Da auch
viel um München herum gespielt wird, geht man jetzt beispielsweise
auch den Freistaat an.
Ein Weiteres ist, dass im Interesse der künstlerischen Nachwuchsförderung
bis heute nicht eine einzige Mark vom Bund geflossen ist, obwohl
Zivildienstleistende aus dem gesamten Bundesgebiet Nutznießer
dieses Projektes sind. (Betrachtet man dagegen beispielsweise die
Sportförderung, kann man sich nur wundern.) Das Gleiche gilt
für die musikalischen Förderverbände wie Musikräte
auf Bundes- und Länderebene, die sich ebenfalls nicht zuständig
fühlen. So hat man hier eine Situation wie so oft: Einer schiebt
dem anderen die Zuständigkeit und damit die Verantwortung zu.
Der Verein hat begriffen, dass er für seine Ideen starke
Fürsprecher braucht, eine Lobby, um vor allem in Krisenzeiten
nicht einfach spurlos von der Bildfläche zu verschwinden.
Und man hat sich umgesehen und einige Fürsprecher gefunden.
So hat beispielsweise vor kurzem der Dirigent des Münchner
Kammerorches-ters, Christoph Poppen, in heller Begeisterung über
dieses Projekt spontan die Schirmherrschaft des Vereins übernommen.
Was die finanzielle Seite betrifft, so hat das Sozialreferat der
Landeshauptstadt München seine letztjährige Absage einer
Erhöhung der Zuschussmittel zurückgenommen und
zumindest für das kommende Jahr mehr Geld in Aussicht
gestellt. Vom Bayerischen Sozialministerium kam unlängst eine
leise Andeutung, bis auf weiteres mögliche Kosten zu übernehmen.
Bleibt zu warten, was daraus wird. Das Kultusministerium fördert
wenn es fördert aus Restmitteln, dabei aber immer
nach dem Motto nur keine Verbindlichkeit. Der Bund hüllt
sich in Schweigen oder stellt sich unwissend-naiv (wir wussten
gar nicht, dass es so etwas gibt). Bleiben noch die Förderverbände,
die man erneut angehen wird.
Last not least die Sponsoren, die sich aber leider weder für
Alte und Behinderte noch für den Zivildienst sonderlich interessieren.
Das heißt, ein Projekt wie dieses braucht verstärkt die
öffentliche Hand. Und das wiederum heißt: Vielleicht
sollte man unter diesem Aspekt die Verteilung von öffentlichen
Mitteln einmal genauer durchdenken.