[an error occurred while processing this directive]
nmz-archiv
nmz 2001/06 | Seite 6
50. Jahrgang | Juni
Musikwirtschaft
Wie Sponsoren vom Kulturgut profitieren
Arbeitskreis Kultursponsoring und Ludwig-Maximilians-Universität
München stellen Studie vor
Kultursponsoring gehört zur Unternehmenskultur und ist
im Gegensatz zum so genannten Mäzenatentum ein Geschäft,
das auf Leistung und Gegenleistung beruht. Die Gestaltungsformen
des Kultursponsorings sind vielfältig geworden. Längst
sind es Unternehmen unterschiedlichster Größe und Branchen,
die auf eine Mischung aus klassischer Werbung, flankierendem Marketing
und Sponsoring setzen. Kultursponsoring ist dabei weniger produktorientiert.
Es richtet sich vielmehr auf die gesellschaftliche Einbindung unternehmerischen
Handelns mit dem Ziel, rechtzeitig gegenüber allen Bezugsgruppen
des Unternehmens Glaubwürdigkeits- und Sympathiepotenziale
aufzubauen.
Chance für Kultursponsoring
Obwohl mittlerweile eine Großzahl der Unternehmen in Deutschland
Kultursponsoring betreibt, fällt die Budgetverteilung nach
wie vor meist einseitig zu Gunsten der klassischen Werbung aus:
Während die Ausgaben in diesem Bereich im Jahr 2000 bei über
64 Milliarden Mark lagen, entfielen auf das Kultursponsoring nur
zirka 600 Millionen Mark. Dies mag seine Gründe unter anderem
auch in der derzeit noch mangelnden Kontrolle dieses Marketing-Instrumentes
haben. Im Gegensatz zur Werbung, deren Wirkung seit fast 50 Jahren
Gegenstand wissenschaftlicher und praxisorientierter Publikationen
ist, werden Kultursponsoringmaßnahmen nicht ausreichend kontrolliert.
Es besteht folglich in den Unternehmen große Unsicherheit
darüber, wie effizient das Kapital dort eingesetzt ist. Sponsoren
können sich nur schwer ein treffendes Bild über die Wirkung
von Kultursponsoring machen. Aber auch die gesponserten Kulturinstitutionen
sind sich meist nicht im Klaren darüber, worin ihre Gegenleistung
für den Sponsor besteht.
Der Arbeitskreis Kultursponsoring (AKS), der sich aus 60 kultursponsernden
Unternehmen in Deutschland zusammensetzt, hat deshalb in Zusammenarbeit
mit dem EFOplan-Lehrstuhl der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität
mit einer Studie Messung der Wirkung von Sponsoringaktivitäten
im Kulturbereich begonnen. Es gilt, empirische Daten als Basis
zur Planung und Kontrolle von Kultursponsoring-Aktivitäten
zu ermitteln und damit gegebenenfalls Unternehmen zu ermuntern,
Kultursponsoring zu betreiben und eine Budgetverschiebung des Kommunikationsetats
zu Gunsten von Kultursponsoring zu erreichen. Das Projekt ist in
drei Arbeitsschritte geteilt:
1. Feldforschung zur Imagewirkung von Sponsoringmaßnahmen
in der Gesamtbevölkerung
2. Untersuchung zur Mitarbeitermotivation im sponsernden Unternehmen
3. Analyse der Kundenbindung durch Einladung von Kunden zu gesponserten
Kulturveranstaltungen
Erste Ergebnisse
Im Rahmen des ersten Teilprojektes, der Messung der Aufmerksamkeitswirkung
in der Gesamtbevölkerung, wurden im Zeitraum von März
bis Oktober 2000 in 13 ausgewählten Kulturveranstaltungen unterschiedlichster
Art Besucher befragt, um die Aufmerksamkeitswirkung von Kultursponsoring
zu testen. Veranstaltungen aus dem Musikbereich waren unter anderem
die Salzburger Festspiele (Audi), Jazz & More, München
(BMW Group), die Menuhin-Konzerte (Montblanc International GmbH),
die Kinderkonzertreihe Zeraldas Riese (Vereinte Krankenversicherung)
oder das Popkomm-Musikfest am Ring (VW Soundfoundation).
Die Eingangsfrage zu jeder Veranstaltung lautete: Ist Ihnen
aufgefallen, dass diese Veranstaltung gesponsert, das heißt
finanziell unterstützt wird? Lautete die Antwort ja,
wurde der Befragte um Nennung der Sponsoren gebeten, die ihm aufgefallen
waren. Fasst man die einzelnen Resultate zusammen, so liegt der
Durchschnittswert für die Wahrnehmung eines Sponsors bei 63
Prozent und für die korrekte Nennung des Hauptsponsors bei
43 Prozent. Zum Vergleich: Erfahrungswerte aus der Marktforschung
zeigen, dass selbst sehr gute Fernseh-Spots kaum höhere Werte
als 45 Prozent erreichen können.
Der Erfolg der einzelnen untersuchten Sponsorships ist hierbei
nicht von der Höhe des finanziellen Engagements des Sponsors
abhängig die Untersuchung zeigt, dass auch kleinere
Sponsorships durchaus eine sehr hohe Aufmerksamkeitswirkung erzielen
konnten. Gleiches gilt für die Präsenz des Sponsors auf
der Veranstaltung: Ein starkes Auftreten des Sponsors führt
nicht notwendigerweise zu größerem Erfolg als ein weniger
aufdringliches!
Wie die Untersuchung außerdem zeigt, haben die Befragten sehr
positive Einstellungen zum Kultursponsoring, und zwar unabhängig
davon, ob Produkt oder Marke des sponsernden Unternehmens zur Veranstaltung
passen. Diese Tatsache ist insofern bemerkenswert, als in der Regel
bei Sponsoringentscheidungen die Verbindungslinie zwischen Sponsor
und Gesponsertem in der heutigen Praxis als wichtiges Entscheidungskriterium
angesehen wird. Zumindest in der Studie des AKS zeigt sich aber,
dass die Akzeptanz nicht davon beeinflusst wurde. 88,4 Prozent aller
Befragten haben grundsätzlich eine positive oder sehr positive
Einschätzung des Kultursponsorings angegeben, unabhängig
von einer inhaltlichen Beziehung zwischen dem Sponsor-Unternehmen
und dem zu sponsernden Kulturgut.
Out für Klassische Werbung
Seit Jahren wird ein zunehmender Information-Overload beklagt:
Ein Blick auf die Entwicklung der TV-Landschaft in Deutschland in
den letzten Jahren reicht aus, um an der Effizienz klassischer Massenwerbung
zweifeln zu lassen: So nahm die Zahl der TV-Spots pro Tag von 1989
(260 pro Tag) bis 1999 (6.214 pro Tag) um ihr Vielfaches zu. Demgegenüber
steht eine kaum mehr steigerbare Aufnahmekapazität des menschlichen
Gehirns. Parallel dazu wird von den Bürgern zunehmend gefordert,
dass neben der effizienten Güterversorgung auch die Rücksichtnahme
auf kulturelle, ökologische und soziale Belange, also die Übernahme
gesellschaftlicher Verantwortung durch die Unternehmen stattfindet.
Aus Sicht des Konsumenten ist demnach eine Stärkung des Sponsoring
gegenüber der Massenwerbung auf jeden Fall zu begrüßen.
Starkes Argument
Als Zwischenfazit nach dem Abschluss der ersten Messreihe kann
festgehalten werden, dass dem Kultursponsoring eine sehr hohe Aufmerksamkeitswirkung
zu attestieren ist. Mit diesen ermutigenden ersten Ergebnissen können
auch Kulturinstitutionen selbstbewusster in Verhandlungen mit Sponsoren
gehen. Haben sie doch nun starke Argumente für die zu erbringende
Gegenleistung.
Die Tatsache, dass rund 90 Prozent der Empfänger diese Kommunikationsform
akzeptieren, lässt auf weitere positive Ergebnisse im Hinblick
auf Reputationswirkung, Kundenbindungswirkung und Analyse der Auswirkungen
auf die Mitarbeitermotivation hoffen. Die ersten Ergebnisse der
AKS-Studie sind erhältlich unter www.aks-online.org.
Weitere
Infos unter: Arbeitskreis Kultursponsoring/AKS; Haus der Deutschen
Wirtschaft, 11053 Berlin, E-Mail: aks@bdi-online.de