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nmz-archiv
nmz 2001/06 | Seite 22
50. Jahrgang | Juni
Bücher
Mauerblümchen Magisterstudium
Musikpädagogische Neuerscheinungen beleuchten die Vielfalt
des Musiklebens
Christopher Wallbaum: Produktionsdidaktik im Musikunterricht.
Perspektiven zur Gestaltung ästhetischer Erfahrungssituationen,
Gustav Bosse Verlag, Kassel 2000, Perspektiven zur Musikpädagogik
und Musikwissenschaft, Band 27, 306 Seiten, 59,00 Mark
Eine neue Prozess-Produkt-Didaktik steht im Mittelpunkt einer thematisch
hochinteressanten musikpädagogischen Veröffentlichung
des Musiklehrers Christopher Wallbaum. Ausgehend von einer gründlichen
Analyse zehn produktionsdidaktischer Konzeptionen, die von Fritz
Jöde (1928) über Carl Orff und Gudrun MeyerDenkmann bis
Volker Schütz (198196) reichen, analysiert er in großer
Ausführlichkeit die Begriffe und Begründungszusammenhänge
musikalisch-ästhetischer Erziehung. In einer abschließenden
Systematisierung präzisiert Wallbaum sein Verständnis
ästhetischer Erfahrung und kommt dabei zur Überzeugung,
dass es zusätzlich zu den prozess- beziehungsweise den produktorientierten
didaktischen Alternativen eine weitere produktionsdidaktische Position
gibt, die als prozess- und produktorientiert bezeichnet werden kann
und die fächerübergreifend ästhetische Erfahrungen
und Anregungen ermöglicht.
Die Prozess-Produkt-Didaktik misst in didaktisch gestalteten Produktionssituationen
nicht nur dem Prozess eine große Bedeutung bei (Was sollte
die Lehrperson vorgeben, z.B. welche Kompositionstechnik, welches
Thema?), sondern ebenso dem dabei entstehenden Produkt und seinen
ästhetischen Qualitäten (Welche Rolle spielt das Produkt
und seine Attraktivität für die Beteiligten/Zuhörer?).
An detailliert erläuterten Beispielen aus der Schulpraxis und
in umfassenden theoretischen Ausführungen belegt Wallbaum,
dass diese Position im Unterricht besonders geeignet ist, um weit
reichende Erfahrungen zu sammeln, die für die (nicht nur) ästhetische
Erziehung des Menschen unverzichtbar sind. Der letzte Teil bietet
nach einer Zusammenfassung eine dreiseitige (!) Orientierungshilfe
in Form von neun Thesen für die praktische Gestaltung von Produktionssituationen.
Eine solche kurze und zugleich prägnante Darstellung hätte
der Untersuchung an vielen Stellen sicherlich gut getan und die
Brauchbarkeit wesentlich erhöht.
Bernd Riede: Musik Vorbereitung auf das Abitur
Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts, Manz Lernhilfen, Klett-Verlag,
Stuttgart 2000, 256 Seiten. 34,80 Mark
Mit diesem sehr gelungenen Buch schließt Bernd Riede sein
Repetitorium Musik ab, welches sich schon an vielen Schulen in der
Oberstufe bewährt. Der Autor zeigt auch in diesem Band sein
Geschick, den extrem vielseitigen Stoff des 20. Jahrhunderts unter
den Aspekten der Exemplarizität und der schulischen Rahmenbedingungen
zu komprimieren und einen sehr brauchbaren Querschnitt durch unsere
Musikwelt zu präsentieren.
Die vorgenommene Komponisten- und Werkauswahl innerhalb der recht
ausführlichen Kapitel Ernste Musik kann als repräsentativ
gelten und vermittelt umfassende Einblicke in die Vielfalt der Erscheinungsformen
von Musik im letzten Jahrhundert. Popular- und (Westliche) Volksmusik
wird hier eher kurz behandelt, ebenso die Themen Musik als Wirtschaftsfaktor
und Musikleben, Musik in der Werbung und im Film, Musikpsychologie
und Musikästhetik und Nicht-Westliche Musik. Besonders schülerorientiert
und brauchbar auch hier wieder die präzisen Auflistungen vieler
Gattungs- oder Stilmerkmale, die tabellarischen Übersichten,
die vielen präg-nanten Notenbeispiele zu Kompositions- und
Personalstilen oder Notationsformen und beispielsweise die Vorschläge
für Analyse- und Erfassungsmöglichkeiten Neuer Musik (S.
129ff). Jetzt fehlen dem Repetitorium nur noch Hörbeispiele,
die das hörende Nachvollziehen für Schüler zu jedem
Zeitpunkt ermöglichen und damit den Lernerfolg dauerhafter
sichern.
Markus Quabeck: Universitäres Musizieren in Deutschland,
Bouvier Verlag, Bonn 2000, Studium Universale Band 21, 250 Seiten,
48 Mark
Die als Dissertation vorgelegte Studie Markus Quabecks über
die Bedingungen und Erscheinungsformen universitären Musizierens
in Deutschland untersucht die vielen Impulse dieser künstlerisch
tätigen Gruppen auf das akademische Leben und die Universität
und in Ansätzen die sozial-psychischen Folgen für die
Teilnehmer selbst. Bei den vielen positiven Auswirkungen bleibt
nur die Frage und Forderung offen, warum dieser Bereich im
Gegensatz zum Sport so wenig gefördert wird.
Stefan Hörmann/Burkhard Muth: Zum Magisterstudium der Musikpädagogik
und seinen beruflichen Perspektiven. Musikverlag Burkhard Muth,
Fernwald 2000, Musikpädagogische Impulse Bd. 3, 119 Seiten,
35 Mark
Da das Magisterstudium der Musikpädagogik immer noch ein Mauerblümchendasein
führt und so die Autoren die Inhalte des Studiums
eine hohe Verwertbarkeit ... bei beruflichen Tätigkeiten
(S. 70) besitzen, soll diese Dokumentation durch genauere Studieninformationen
und eine empirische Absolventenbefragung der Universität München
diesem Missstand abhelfen. Sicherlich handelt es sich bei diesem
eher wissenschaftlichen Studiengang um eine bedenkenswerte Alternative
zum künstlerisch anspruchsvolleren, aber auch sehr generalistisch
angelegten Schulmusikstudium an einer Musikhochschule, welches mindestens
entsprechende berufliche Perspektiven ermöglicht.