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nmz-archiv
nmz 2001/06
50. Jahrgang | Juni
Rezensionen
Kurz vorgestellt
DVD
Jazz-Gipfel
Fans werden sich trotz mangelnder Extras und einer etwas lieblosen
Book-letausstattung darüber freuen: TDK-mediactive hat eine
neue Reihe mit Jazzkonzert-DVDs eingeläutet: Die Aufnahmen
decken eine große Bandbreite ab: ESP 2 zollt Miles Davis Tribut
(Jazz Open Stuttgart 1994), The Band Utopia tut dies mit Frank Zappa
(Jazz Open Stuttgart 1994), das Super Guitar Trio mit Al di Meola,
Coryell und Bireli Lagrene ist mit einer Aufnahme aus dem Jahr 1990
vertreten, das Dave Holland Quintet spielt live auf dem Music Festival
Freiburg 1986 und das Modern Jazz Quartet feiert sein 40-jähriges
Bestehen auf dem JazzGipfel Stuttgart 1992. Infos: www.tdk-mediactive.com
ug
Neu bei Art Haus Musik
Mozart: Die Zauberflöte (Ludwigsburger Festspiele 1992),
100 188
Previn: A Streetcar Named Desire (San Francisco 1998), 100 138
The Mystery Of Chopin. Dokumentation von Tony Palmer, Valentina
Igoshina spielt Chopin, 100 176
Best of Jazz Open Stuttgart 1998, 100 196
Bücher
Frau und Tod Sie sterben einen stillen oder besonders spektakulären
Tod, sie entschwinden lautlos in das Reich des Todes oder werden
grausam ermordet, ihr Leben verläuft meist dicht an der Grenze
zum Jenseits und dabei reißen sie nicht selten andere mit
in den Tod: Die Femmes fragiles und Femmes fatales der Jahrhundertwende
erleben und erleiden exzeptionelle Todesarten, die auch in der Musik
facettenreich zelebriert werden. Um diese Thematik kreisen zahlreiche
Fragen und diese geheimnisvollen Sphären übten auf Literaten,
Maler und Komponisten der Jahrhundertwende gleiche Faszination aus.
Immer wieder findet sich das Sujet in einer enormen Vielzahl und
Vielfalt in der Musik zwischen Romantik und Moderne. Die Musikwissenschaftlerin
Melanie Unseld breitet in ihrem Buch, quer durch die ästhetischen
Schulen, ein umfassendes Spektrum zu dieser Thematik aus. yd
Melanie Unseld: Man töte dieses Weib!. Weiblichkeit
und Tod in der Musik der Jahrhundertwende, Metzler Verlag, Stuttgart
2001, 288 Seiten, 79,80 Mark
Weitere Neuerscheinungen
Alfred Stenger: Anne Sophie Mutter. Die Schönheit des
Violinklanges, Florian Noetzel Verlag, Heinrichshofen 2001, 155
Seiten, 48 Mark
Dieter Senghaas: Klänge des Friedens. Ein Hörbericht.
Edition Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2001, 188 Seiten, 17,90 Mark
Klaus Demutz: Die Außenseiter-Welten des Peter Zadek.
Edition Burgtheater, Bd. 1. Residenz Verlag, Salzburg 2001, 239
Seiten, 55 Mark
Noten
Erwin Schulhoff: Susi. Fox-Song für Klavier solo oder
für ein Melodie-Instrument (in C, B, Es) und Klavier. Schott
ED 8930
In diesem Gelegenheitswurf von 1937 lernt man den Improvisator unter
damaligem Pseudonym Eman Balzar kennen, der die Klavierhände
swinging ermuntert. Noch dufter wirkt Susi, wenn die harmlose Melodiestimme
oben drüber, keck geblasen oder gestrichen, den Ductus abgibt.
Michael Radanovics: jotted down/ aufnoti(e)rt. Trio für
Flöte, Violoncello und Klavier (1998). Doblinger D 07356
Die sieben originellen, weil im Charakter ganz unterschiedlich angelegten
Charakterstücke dieses Steyrischen Komponisten erfordern rhythmische
und tonliche Mobilität. Expressiv, launisch, locker bis fetzig
muss diese hinreißend launische Suite in der klassischen C.-M.-v.-Weber-Besetzung
angepackt werden.
Luigi Picchianti (17861864): Trio F-Dur für Flöte,
Klarinette (B), Fagott. Thomi-Berg TB 952, ISMN M-2023-0052-7
Hier gilt es ein wenig schwieriges, aber frisches und heiteres Kammermusiktrio
des vergessenen Florentiners zu entdecken. Diese Herausgabe, Partitur
und Stimmen, besorgt von Hans-Peter Vogel, gibt Spielhilfen durch
sinnvolle Einzeichnung von Phrasierung und Artikulation.
Jirí Laburda (geb. 1931): Quintetto (LABWV 222) für
Flöte, Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier. Haas-Musikverlag,
Köln ISMNB M-50000-271-0
In diesen vier musikantischen Quintettsätzen, die sich traditioneller
Ausdrucksmittel bedienen, mischen sich die drei instrumentalen Register
klanglich und motivisch in interessanter Weise. Nur mittelschwierig
im Anspruch, 19 Minuten Spieldauer.
Louise Farrenc (18041875): Trio für Klavier,
Klarinette und Violoncello Es-Dur op. 44. Musica Rara MR 2250, Breitkopf.
ISMN M 004 48795 2
Von dieser zu Lebzeiten sehr geschätzten Pariser Pianistin
und Komponistin aus der Schule Anton Reichas und ihren zahlreichen
unveröffentlichten Kammermusikwerken hat John P. Newhill dieses
groß angelegte lohnende konzertante Opus aus der Pariser Nationalbibliothek
ausgegraben, fein säuberlich editiert und damit dieser bedeutendsten
Komponistin aus der Mitte des 19. Jahrhunderts (MGG) zum verdienten
Comeback verholfen.
Tobias Giesen (geb. 1970): Trio mit Variationen des Bach-Chorals
Komm, o Tod, du Schlafes Bruder (1996) für Klarinette,
Violoncello und Klavier. Ed. Dohr 96352. ISMN M-2020-0352-7
Dieses in einem deutsch-polnischen Kompositionswettbewerb 1996 prämierte
und uraufgeführte Werk, das in seinem Kontrast erhebliche Ansprüche
an Interpretation wie Hörer stellt, ist von hoher musikalischer
Intensität, einerseits energiegeladen und agressiv, andererseits
sich wieder ganz zurücknehmend, wenn sich der Choral kontrapunktisch
verarbeitet andeutet.
Ursula Keusen-Nickel (geb. 1932): Fantasie und Sardana für
Piccolo, Flöte, Violine (Altflöte) und Violoncello. Tonger
3081 P.J.T., ISMN M-005-30811-9
Die vielseitige Musikerin präsentiert, als Ergebnis und auf
Erfahrungen künstlerisch-pädagogischer Tätigkeit
beruhend, eine ganze Serie musikantischer Stücke in originellen
Besetzungen, die spontanes Musizieren ermöglichen, so zum Beispiel
diese spanischen Impressionen.