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nmz-archiv
nmz 2001/07-08 | Seite 57
50. Jahrgang | Juli/August
Dossier: Neue Wege für junge Ohren
Konzerte für Kinder im internationalen Kontext
Ein Überblick über Präsentationen und Workshops
aus Deutschland, England, den Vereinigten Staaten und Norwegen
Foto: Martin Hufner
Während des Kongresses konnte die Projektgruppe Musik
zum Anfassen (Foto: Martin Hufner) allen Teilnehmern praktisch
wie theoretisch einen beeindruckenden Einblick in ihre kompositorische
Arbeit mit Kindern vermitteln (siehe die ausführliche Projektbeschreibung
in der Mai-Ausgabe der nmz, S.15). In Zukunft sollen deren Projekte
ihr Finale in einem großen Abschlusskonzert finden, das alle
Kompositionen der Kinder zu einem musikalisch-szenischen Gesamtkunstwerk
mit besonderem thematischen Schwerpunkt verschmilzt. Eigens dafür
komponierte Zwischenmusiken kommen ebenfalls zur Uraufführung
und werden mit einer Pantomime szenisch dargestellt. Den Höhepunkt
bildet ein Schlussstück, das gemeinsam von allen jungen und
älteren Künstlern präsentiert wird.
Foto: Felix Röttger
Richard McNicols Demonstration der konzertpädagogischen
Arbeit des London Symphony Orchestras (Foto: Felix Röttger)
hätte lebendiger nicht ausfallen können. Über eine
anregende Body-Percussion-Einheit in Kombination mit zum Einsatz
kommenden Orff-Instrumenten wurden reizvolle Rhythmen in ihrer vollen
Komlexität spielerisch erprobt und zur Aufführung gebracht.
Anschließend präsentierte sich den Teilnehmenden ein
riesiges Aha-Erlebnis, als sie die gerade erfahrenen Rhythmuskombinationen
in zwei sinfonischen Hörbeispielen von Strawinsky und Messiaen
wieder entdeckten. Alle zeigten sich von dem gigantischen Gefühl
beeindruckt, diese großen Werke bereits beim ersten Hören
voll und ganz im Blut gehabt zu haben... Als Dozent
des Studiengangs music animation ist es McNicol erfolgreich
gelungen, diese Art der Musikvermittlung für Kinder auch an
andere, inzwischen namhafte Konzertpädagogen weiterzugeben
(siehe oben die Präsentation von Paul Rissmann und Ursula Heidecker).
Foto: Berthild Lievenbrück
Seitdem die New Yorker Carnegie Hall 1891 ihre Pforten öffnete,
gehören Konzerte für Kinder unter dem Titel Young
Peoples Concerts zur festen Programmgestaltung. Oftmals
findet in den allgemein bildenden Schulen der USA kein Musikunterricht
statt, und so hat es sich die konzertpädagogische Abteilung
der Carnegie Hall unter der Leitung von Phyllis Beeson Barbash (Foto:
Berthild Lievenbrück) mit ihrer Konzeption LINK UP!
zur Aufgabe gemacht, jährlich Tausende von Schülerinnen
und Schülern für eine große sinfonische Konzertkultur
auf höchstem Niveau zu begeistern. Konzerte für die ganze
Familie gehören ebenso zum Programm wie so genannte Nachbarschaftskonzerte,
die jährlich bis zu neunzigmal in Bürgerhäusern,
Bibliotheken und Obdachlosenunterkünften der Region stattfinden.
Foto: Lievenbrück
Über das norwegische Kinderkonzertsystem referierte Kjell
Thoreby in seiner Präsentation. Als Jugendabteilungsleiter
des Rikskonsertene hat er sich zum Ziel gesetzt, ganz Norwegen in
das Kinderkonzertnetz einzubinden. Keine leichte Aufgabe in einem
Staat wie Norwegen: 4,5 Millionen Menschen leben verstreut auf 387.000
Quadratkilometern. Nur eine staatliche Organisation wie das norwegische
Konzertinstitut garantiert eine größtmögliche Abdeckung.
1968 begann alles mit ersten Schulkonzerten. Seit 1985 finden zudem
in Kindergärten Veranstaltungen statt. Allein im Jahre 2000
wurden 6.446 Schulaufführungen ausgerichtet. 350.000 Kinder
in 361 Gemeinden, das sind 81 Prozent, schauten dabei zu. Bei der
Auswahl der jährlich 750 Künstler wird vor allem auf musikalische
Qualität geachtet. Sämtliche Genres von Klassik über
Jazz, Folk, Pop bis hin zu Hardrock sind vertreten. In den teilnehmenden
Schulen werden zweimal im Jahr Konzerte veranstaltet. Als Vorbereitung
verschickt die Einrichtung Arbeitsmaterial, Musikbeispiele und Noten.
Das finanzielle Fundament stellt mit 40 Millionen Norwegische Kronen
das Kultusministerium. Die Gemeinden schießen neun Norwegische
Kronen pro Schüler und Konzert zu, eine Situation, von der
hier zu Lande viele kleine Kommunen nur träumen können.