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nmz-archiv
nmz 2001/07-08 | Seite 55
50. Jahrgang | Juli/August
Dossier: Neue Wege für junge Ohren
Symbiose von Jugendzimmer und Terrarium
Dieter und der Molch eine neue Kinderkonzert-Produktion
setzt zum Siegeszug an
Im Folgenden versucht die neue musikzeitung ein Gespräch
wiederzugeben, das am Rande des live vom Kongress in Weikersheim
gesendeten Magazins taktlos mit einem Tonsetzer geführt
wurde, der sich als Fredrik Zuckerowski ausgibt, wobei es sich möglicherweise
um ein Pseudonym handelt. Der Name des für dieses Interview
zuständigen Mitarbeiters ist der Redaktion dagegen bekannt.
nmz: Herr Zuckerowski, Sie haben mit ihren bisherigen Adaptionen
die Kinderkonzert-Szene ja schon kräftig aufgemischt. Ich denke
da an ihre Saint-Saëns-Hommage Karneval der Biere
oder die Panzerknacker-Suite nach Tschaikowsky, können
Sie uns schon etwas über Ihr neuestes uvre verraten?
Zuckerowski: Vielleicht soviel: Es heißt Dieter
und der Molch und handelt von einem Jungen, der sein Lieblingshaustier,
einen mexikanischen Querzahnmolch, vor den Klauen des Tierschutzbundes
verteidigt und ihm ganz nebenbei natürlich auch den
Kindern im Publikum vermittelt, was Bigband-Jazz ist.
nmz: Wie hat man sich das im Einzelnen vorzustellen, ich
meine, die Anspielung auf Prokofieffs Klassiker ist ja wohl kein
Zufall...
Zuckerowski: Ganz recht, dass Dieter den Peter, dass
der Molch den Wolf ersetzt, hat natürlich ganz handfeste
konzertpädagogische Gründe. Wissen Sie, die alte Geschichte
von dem Peter mit seiner neunmalklugen Art: Der Vogel und
ich haben den Wolf doch schon gefangen und so weiter, das
ist doch in seiner Abgeschmacktheit für unser junges Publikum
heutzutage ganz unerträglich. Abgesehen davon geht dieser
Gegensatz von Zivilisation und bedrohlicher Naturexistenz, wie
sie der Wolf repräsentiert, an der Lebenswirklichkeit der
heutigen Kinder total vorbei. In meiner Geschichte sind Dieter
und Molch keine sich bekämpfenden Gegensätze, das sind
sich ergänzende Prinzipien: Mensch und Tier, Zähmer
und Gezähmtes, Jugendzimmer und Terrarium gehen da eine Symbiose
ein...
nmz: Entschuldigen Sie, aber geht da nicht viel von dem
Zauber des Originals verloren? Das Prokofieff-Stück lebt doch
vor allem von der meisterhaften Charakterisierung der Tiere und
Menschen durch die Instrumente, der Vogel zum Beispiel...
Zuckerowski: Ja, ja, ich weiß, und im Konzert wird
dann ein Quiz veranstaltet: Na liebe Kinder, welches Instrument
kann wohl den Vogel am besten nachahmen? Die Tuba? Nein! Der Kontrabass?
Nein! Ja genau, die Flöte! Und weil du das so schön
gewusst hast, darfst du dich jetzt neben unsere Flötistin
hier setzen. Ich kann es einfach nicht mehr hören!
Sehen Sie, in meiner Version ist der Molch eine Piccolo-Flöte
und Dieter ist die Querflöte. Schöner, swingender, denke
ich, kann man diese Nähe zwischen Haustier und Herrchen nicht
ausdrücken! (Versucht, das Gesagte durch Pfeifen zu bekräftigen.)
nmz: Ja, das leuchtet natürlich unmittelbar ein, aber
was ist mit all den anderen Melodien und Klangfarben, welche Rolle
übernehmen die in Ihrer Geschichte?
Zuckerowski: Da wäre zum Beispiel Dieters kleiner
Bruder, der seinen Pitbull auf Molche abrichtet, sonst aber ganz
scheinheilig tut (singt) und natürlich die Vorsitzende des
örtlichen Tierschutzvereins, die spitz gekriegt hat, dass
Dieter den Molch aus Mexiko eingeschmuggelt hat, und mit ihrer
Eliteeinheit das Reihenhaus stürmt, um ihn zu befreien. (Stampft
rhythmisch auf den Boden.)
nmz: Und im Konzert, erzählen Sie dann die Geschichte
einfach nur, oder gibt es auch interaktive Elemente?
Zuckerowski: Sie meinen, ob ich die Kinder mitmachen
lasse oder so? Natürlich nicht, sonst kommt da noch irgend
so ein wohlerzogenes Bürschchen und meint, die vom Tierschutzbund
hätte schon ganz recht, und dann ist mein schönes Happy
End, die Wiedervereinigung von Dieter und seinem Molch, beim Teufel.
Aber jedes Kind darf natürlich sein Haustier mitbringen.
Erfahrungsgemäß ergeben sich die Mitmachaktionen dann
ganz von alleine...
nmz: Herzlichen Dank für dieses Gespräch, Herr
Zuckerowksi, demnächst ist die Produktion Dieter und
der Molch sicher auch in Ihrer Nähe live zu erleben.