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nmz-archiv
nmz 2001/07-08 | Seite 59
50. Jahrgang | Juli/August
Dossier: Neue Wege für junge Ohren
Neue Musik für Kinder
Eine Präsentation von Reinhold Flender
Warum ist es wichtig, Kindern zeitgenössische Musik
zu vermitteln? So lautet die Anfangsfrage, um die sich in
Reinhard Flenders Präsentation Zeitgenössische Musik
in Konzerten für Kinder alles dreht. Hierfür liefert
er gleich mehrere Antworten: Musikgeschmack werde bereits in einem
frühen Stadium gebildet. Eine große Vielfalt sei daher
von hoher Bedeutsamkeit. Zudem sei moderne Musik ebenso ein Teil
des kulturellen Erbes, der den Kindern nicht vorenthalten werden
dürfe. Entgegen vieler Vorurteile existiert eine Reihe von
Stücken gegenwärtiger Komponisten die für junge Zuhörer
geeignet sind. Zum Beispiel Mauricio Kagels Pas des cinq
oder John Cages The Perilous Night Six pieces for prepared
piano. Nur werden derartige Werke unter dem Wust des Althergebrachten
oftmals verschüttet. Flender präsentiert die Konzepte
zweier Programme, die beide zum Motto haben: Kinder komponieren
für Kinder. Das erste mit dem Titel Spaß
am Komponieren lief von 1983 bis 1989 an der Staatlichen Jugendmusikschule
Hamburg. Konzipert wurde das Programm von der Hochschule für
Musik und Theater in Hamburg. Unter der fachlichen Anleitung eingeladener
Komponisten wurden die Kinder ermuntert, ihrer eigene Musik zu schreiben.
Bei dem Pilotprojekt wurde darauf geachtet, die Fantasie der jungen
Künstler nicht durch allzu präzise Vorgaben einzuengen.
Eine gewisse Struktur wie in dem Komponierbuch von Peter
Heilbut beschrieben, sei laut Flender dennoch vonnöten. Die
Ergebnisse waren Stücke jeglicher Art und Besetzung von populärer
bis zu Zwölftonmusik. Der zweite vorgestellte Versuch, zeitgenössische
Musik für Kinder zu etablieren, hat seinen Ursprung in den
Siebzigerjahren. H. W. Henze komponierte mit Kindern die Oper Der
Unhold und das Mädchen. Von 1988 bis 1994 produzierte
dann das Ensemble l Art pour l Art Shows,
die auf Märchen von Andersen und Hauff basierten. Seit 1990
veranstaltet die Gruppe in Zusammenarbeit mit Hans-Jürgen Wenzel
Kompositionsworkshops für Kinder. Klänge aus der Umwelt
oder ein Spaziergang durch die Stadt werden den Kindern zur Inspirationsquelle.
Kinder, die selber komponieren sind aktive Zuhörer,
betont Flender zum Schluss seines Vortrags. Komponieren und
Improvisieren öffnet ihren Geist für das Ungehörte
und fördert ihre Fantasie und Kreativität.