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nmz-archiv
nmz 2001/07-08 | Seite 6
50. Jahrgang | Juli/August
Musikwirtschaft
Enge Verzahnung von Theorie und Praxis
Der Studiengang Kultur- und Medienmanagement an der
Hochschule für Musik und Theater Hamburg
Am 1. Oktober 1998 übernahm Professor Dr. Friedrich Loock
die Stiftungsprofessur am Institut Kultur- und Medienmanagement
der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Vor seinem Wechsel
nach Hamburg betreute er als Hochschullehrer den Modellstudiengang
Öffentliches Dienstleistungs-Management (Public Management)
an den beiden Berliner Fachhochschulen für Technik und Wirtschaft
(FHTW) sowie für Verwaltung und Rechtspflege (FHVR). Die neue
musikzeitung sprach mit ihm über Situation und Veränderungen
bei Kultur- und Medienmanagement in Hamburg.
Das
Budge-Palais der Hochschule für Musik und Theater Hamburg
neue musikzeitung: Den Studiengang Kultur- und Medienmanagement
an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg gibt es inzwischen
seit über zehn Jahren. Was sind sein Ausgangspunkt und seine
Zielsetzungen?
Friedrich Loock: Das Studienfach richtete die Hochschule
für Musik und Theater 1988 als Diplom-Aufbaustudiengang
Kulturmanagement ein. Er möchte der veränderten
Kulturlandschaft Rechnung tragen, wo sich immer mehr zeigt, wie
wichtig ein hochprofessionelles Management ist, um gewohnte Qualitätsstandards
auch in Zeiten angespannter öffentlicher Haushalte zu sichern.
Der Studiengang vermittelt den Studenten in zwei Jahren das Rüstzeug
für die Verwaltung und Leitung von Kulturbetrieben, insbesondere
von Oper, Theater und Orchester. Die Zugangsvoraussetzung für
die Studenten ist in der Regel ein abgeschlossenes Studium.
nmz: Wie ist die organisatorische beziehungsweise strukturelle
Anbindung an die Hochschule?
Loock: Die Anbindung an die Hochschule für Musik
und Theater ist im bundesweiten Vergleich ungewöhnlich. Wir
nutzen lediglich mietfrei die Räume der Hochschule. Alles
andere zahlen wir selbst, sogar das Porto. Auch von der Behörde
für Wissenschaft und Forschung gibt es keine Zuwendungen.
Außerdem erheben wir keine Studiengebühren, das heißt
wir müssen uns zu 100 Prozent durch Drittmittel finanzieren.
nmz: Woher kommen diese Drittmittel? Wie werden sie akquiriert,
und wie langfristig ist die Planung?
Loock: Wir erhalten Spenden von Unternehmen und Privatpersonen.
Diese müssen immer wieder neu akquiriert werden. Das heißt:
eine langfristige Planung ist nicht möglich. Jedoch unterstützen
uns manche Spender bereits seit vielen Jahren, so beispielsweise
Bertelsmann mit einem fünfstelligen Betrag. Daneben finanzieren
wir uns über Projektmittel und Auftragsgelder für unsere
eigenen Leistungen in den Institutsbereichen Forschung
und Service.
nmz: Die Stelle der Instituts-Leitung ist eine Stiftungsprofessur.
Was bedeutet das?
Loock: Seit dem 1. Oktober 1998 gibt es erstmals einen
akademischen Koordinator der Einrichtung. Ermöglicht hat
dies die Hamburger Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius
mit einer auf fünf Jahre begrenzten C4-Stiftungsprofessur.
Zu den Aufgaben des Koordinators gehören selbstverständlich
Lehre und Forschung, daneben sollte er dringend erforderliche
Strukturreformen durchführen sowie die Grundlage für
inhaltliche und organisatorische Perspektiven schaffen.
nmz: Wie weit ist hier eine Zukunfts-Planung möglich?
Loock: Die Hochschule hat sich verpflichtet, nach Ablauf
der Frist eine C4-Planstelle einzurichten. Allerdings sind Zukunftsplanungen
stark an Personen gebunden. Und die Handelnden ab 1. Oktober 2003
sind noch nicht bekannt.
nmz: Eine der genannten Aufgaben, nämlich strukturelle
Reformen, haben Sie erst kürzlich abgeschlossen.
Loock: Das stimmt, genau genommen waren es sogar zwei
Reformen: 1999 gab es eine umfassende Studienreform. Seitdem heißt
der Studiengang Kultur- und Medienmanagement. Ein
Jahr später, im Oktober 2000, haben wir den Studiengang in
ein Institut der Hochschule umgewandelt.
nmz: Was hat sich durch die Studienreform verändert?
Loock: Wir haben das Studium von viereinhalb auf vier
Semester verkürzt, es in Grund- und Hauptstudium unterteilt
sowie im Hauptstudium die Wahlmöglichkeit zwischen Kulturmanagement
und Medienmanagement geschaffen. Neu ist außerdem die Aufnahme
des Projektstudiums, in dem Projektgruppen von drei
bis sechs Studenten über ein ganzes Semester hinweg eine
konkrete Praxisaufgabe bearbeiten.
nmz: Wie sieht das konkret aus?
Loock: Jede/-r Studierende absolviert insgesamt drei
Projekte. Der Lehrplan sieht wöchentlich mindestens vier
Stunden für das Projektstudium vor. Ziel ist die Bearbeitung
einer Praxisaufgabe über einen längeren Zeitraum hinweg
und gleichzeitig das Erlernen von Teamarbeit. Außerdem profilieren
wir uns mit dem Projektstudium als Kooperationspartner von Wirtschaft
und Politik sowie von Kultur- und Medieneinrichtungen.
nmz: Was hat sich durch die Umwandlung des Studienganges
in ein Institut verändert? Was sind die Vorteile?
Loock: Bisher waren wir nur ein Studiengang, ein sehr
erfolgreicher übrigens wir haben laut einer externen
Untersuchung die höchste Unterbringungsquote
der Absolventen aller Studienangebote in Deutschland. Jetzt sind
wir auch ein Studiengang neben dem Bereich Studium
gibt es zwei weitere Institutssäulen: Forschung
und Service.
Zum Bereich Studium gehört der Diplom-Aufbaustudiengang
mit 25 Studienplätzen pro Jahrgang. Neu ist die KMM-Akademie,
eine Weiterbildungseinrichtung für Interessenten im Kultur-
und Medien-Berufsleben.
Die Institutssäule Forschung umfasst die ebenfalls
neu geschaffenen Einrichtungen Forschungsstelle Stiftungen
und Forschungsstelle Fundraising sowie den Forschungssektor
Zukunft der Kultur. Die Stiftungs-Forschung erfolgt
in enger Kooperation mit der Law School Hamburg und der Universität
Hamburg, zu denen entsprechende Einrichtungen gehören. Die
Freie und Hansestadt Hamburg ist damit zu einem bundesweit einmaligen
Standort für Stiftungsforschung geworden.
Die Service-Säule beherbergt Beratungsprojekte zum Kultur-
und Medienmanagement, Publikationen so zum Beispiel unsere
Quartals-Fachzeitschrift KMM. Zeitschrift für Kultur-
und Medienmanagement und Veranstaltungen. Bereits
vor der Institutsgründung haben wir zum Beispiel internationale
Kongresse zu den Themen Standortfaktor Medien sowie
Frauen in Kultur- und Medienberufen veranstaltet.
nmz: Wie steht der Hamburger Studiengang im Wettbewerb
mit ähnlichen Studiengängen an anderen deutschen Hochschulen?
Unterschiedliche Finanzierungsmodelle, Studiengebühren, inhaltliche
Schwerpunkte? Gibt es Kooperationen oder eher Wettbewerb im klassischen
Sinn?
Loock: Im Jahre 1988 konnte man an keinem anderen Ort
in Deutschland Kulturmanagement studieren. Wir leisteten also
in jeder Beziehung Pionierarbeit. Inzwischen gibt es sehr viele
Alternativangebote von Flensburg bis München. Diesen Wettbewerb
begrüßen wir, auch wenn wir die zum Teil enormen Unterschiede
bei den Rahmenbedingungen sehr bedauern. Alle anderen Anbieter
erhalten entweder öffentliche Zuwendungen oder sie erheben
Studiengebühren. Manche können sogar auf beides zugreifen.
Bei aller gebotenen Bescheidenheit darf ich immer wieder feststellen,
dass wir auch im 14. Jahr nach wie vor Trendsetter in unserem
Stammfeld sind, nämlich der engen Verzahnung von Theorie
und Praxis durch Lehrende, durch Praktika, durch Projektstudium.