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nmz-archiv
nmz 2001/07-08 | Seite 43
50. Jahrgang | Juli/August
Jazz, Rock, Pop
Hits & Clips
Radiohead: Pyramid Song
Die Rockband aus Oxford, die im vergangenen Jahr mit dem Progressive-Rock-Album
Kid A die große Verweigerungswende vollzogen hatte
(keine Singleauskopplung, kaum Interviews und Promo-Fotos), lässt
die Zügel nun wieder etwas schleifen. Das Attribut progressiv
bieten sie aber nach wie vor an: Die Vorabsingle zum neuen Album
legt sich so offensichtlich quer zu den Chartsrhythmen dieser Zeit,
dass es schon fast aufdringlich ist. So aufdringlich wie Sänger
Thom Yorke, wenn er mit seiner hellen Stimme Leid und Einsamkeit
jault, zunächst zum verlorenen Piano, ab dem B-Teil auch zum
Füllhorn-Arrangement voller Streicher. Der verstopft-verstolperte
Artrock-Rhythmus, der das begleitet, hat ja durchaus seinen altmodischen
Reiz. Im Zusammenhang mit den Bildern des Videos jedoch, das mit
unfertigen Digitalschablonen in überschwemmten Zivilisationen
den Stillstand zwischen Weltende und Evolutionsbeginn einfangen
will, kippt die Nummer über den Rand des Kitsches.
Lil Bow Wow: Bow Wow (Thats my Name)
Kinderpop, wo man auch hinschaut. Nun hats auch den Großer-Macker-HipHop
erwischt. Chet Lamar Moss ist 14 Jahre alt und beginnt für
seine Karriere erst einmal mit dem üblichen Selbstvorstellung-Rap
zum üblichen schwerfälligen Beat. Ein paar Klaviertöne
markieren die harmonische Redundanz, ein kleines Flöten- und
Streichermotiv unterstützt den Refrain, der Rest ist die unfreiwillige,
aber doch endgültige Bloßlegung des Respect-BlaBlas
angehender HipHop-Gangstas als Kinderkacke. Früh übt sich
und so weiter. Im Video wird dazu auf der einen Seite die seriöse
Black-Culture-Forderung Get educated gekickt: Die Schulbank
ist definitiver Hort der Langeweile und die Lehrerin ein geträumtes
Sex-Chick. Und Lil Bow Wows Mentor und Entdecker, Snoop Dogg, darf
sich auch mal wieder in Szene setzten.