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nmz-archiv
nmz 2001/07-08 | Seite 1
50. Jahrgang | Juli/August
Titelbild
Höllenritt virtuell
Das Theater als leerer Raum (Peter Brook) hat ausgedient. Das
elektronische Zeitalter bringt das alte Guckkastentheater zurück.
In der Pariser Bastille-Oper benutzt der Regisseur Robert Lepage
die neuen virtuellen Techniken, um Berlioz Dramatische Legende
La Damnation de Faust zeitgemäß zu bebildern.
Künstlich erzeugte Bilder verbinden sich mit den Live-Auftritten
der Protagonisten.
Foto: M.Okubo
Wie auf unserer Aufnahme vom Höllenritt Fausts: Die virtuellen
Pferde galoppieren wild durch die Lüfte, die Reiter, Faust
(oben) und Méphistophélés (unten), werden von
realen Pantomimen gedoubelt, während die singenden Originale
(links oben: Giuseppe Sabbatini als Faust) und José van Dam
(links unten als Méphistophélés) seitlich postiert
sind. Berlioz szenische Montagetechnik erwies sich dabei als
ideale Vorlage für solche Crossover-Ästhetiken: Statt
des Guckkastens jetzt also viele Guckkästchen.
Faszinierend war das schon, zumal hinreißend gesungen (Jennifer
Larmore als Marguerite) und musiziert wurde: Das Orchestre de lOpéra
National de Paris unter Seiji Ozawa lenkte mit vielen kostbaren
Bläser-Soli immer wieder vom Betrachten der Flimmerbilder ab,
ein gutes Ergebnis, weil es beweist, dass in einer Oper auch die
Ohren gefordert sind.