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nmz-archiv
nmz 2001/09 | Seite 11
50. Jahrgang | September
Kulturpolitik
Die Kräfte für die Zukunft bündeln
Zur Neuordnung der Thüringer Theater und Orchester (siehe auch nmz
7-8/01, Seite 12)
Im März diesen Jahres hat die Thüringer Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Dagmar
Schipanski, einen gründlichen Diskurs über die Zukunft der Thüringer Theater und Orchester begonnen.
Die Notwendigkeit eines solchen Diskurses wurde anhand eines umfänglichen Zahlenwerks zur derzeitigen Situation
und mit einem hochgerechneten Modell zur wahrscheinlichen, künftigen Entwicklung belegt. Die Gespräche
waren von Anfang an als offener Meinungsaustausch über den besten Weg angelegt; alle Beteiligten und Betroffenen
waren und sind eingeladen, ihre Vorschläge einzubringen. Diese Vorschläge müssen jedoch in ein
Gesamtkonzept passen, dessen Rahmenbedingungen hier noch einmal genannt werden:
Obwohl im Landeshaushalt in den nächsten Jahren deutliche Einschnitte vorgenommen werden müssen
und in vielen anderen Bereichen die Haushaltsansätze gekürzt werden, ist die Thüringer Landesregierung
bereit, den Theatern und Orchestern bis zum Jahre 2008 die Förderung in der bisherigen Höhe von
117 Millionen Mark pro Jahr zu garantieren. Das sind durchschnittlich 60 Prozent der Theater-
und Orchesterhaushalte. Die Höhe der Förderung doppelt so viel wie im Bundesdurchschnitt,
nämlich 48 Mark pro Einwohner in Thüringen im Verhältnis zu durchschnittlich 24 Mark
ist ebenso einmalig wie die Garantie einer Planungssicherheit für weitere fünf Jahre.
Die Landesregierung erwartet insbesondere von den beiden großen Theatern in der Mitte Thüringens,
Erfurt und Weimar, nachhaltige Strukturentscheidungen und hat deshalb festgelegt, dass sich der prozentuale
Anteil der Förderung in Höhe von maximal 40 Prozent nicht ändert, das heißt, dass Kostensteigerungen
durch Strukturmaßnahmen aufgefangen werden müssen. Die Landesregierung möchte gemeinsam mit
den Trägern sicherstellen, dass einige Häuser eine überregionale Ausstrahlung erreichen und
dass ein gutes regionales Angebot sichergestellt wird. Das erfordert eine Profilierung der Häuser nach
den jeweiligen Stärken. Gemeinsam soll erreicht werden, dass dem Publikum wie bisher in allen Häusern
ein volles Programm angeboten wird, auch wenn nicht jede Vorstellung mehr auf hauseigener Produktion beruhen
kann. Das Thüringer Landestheater Eisenach-Rudolstadt-Saalfeld hat mit einer solchen Arbeitsteilung bereits
umfängliche und überwiegend positive Erfahrungen gemacht. Zu den skizzierten Rahmenbedingungen sind
aus dem Kreis der Träger und der Intendanten nur sehr vereinzelt Vorschläge gekommen, die in diesen
Strukturrahmen passen. Auf dringenden Wunsch der Teilnehmer der vom Thüringer Kunstministerium veranstalteten
Regionalkonferenzen hat Ministerin Schipanski in Umrissen ein Gesamtkonzept zur Diskussion gestellt. Dieses
Gesamtkonzept ist lediglich Diskussionsgrundlage, entschieden ist bisher nichts. Nach wie vor gilt, dass der
bestmögliche Vorschlag umgesetzt werden sollte.
Erfurt und Weimar bündeln ihre Kräfte. Auf beiden Bühnen wird ein volles Programm in allen
Sparten angeboten. Das Thüringer Kunstministerium hat beim Deutschen Bühnenverein hierzu eine Machbarkeitsstudie
in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse voraussichtlich im September vorliegen.
Das fusionierte Theater Altenburg-Gera und das Theater Meiningen sollten nach jetziger Vorstellung im Wesentlichen
in ihrer derzeitigen Struktur erhalten bleiben. Aber auch hier wird der Kostenaufwuchs begrenzt werden müssen;
auch diese Häuser werden um Einschnitte nicht herumkommen.
Für die übrigen Einrichtungen von Rudolstadt, Saalfeld über Eisenach bis Nordhausen/Sondershausen
hat Ministerin Schipanski eine landesbühnenähnliche Verbundlösung zur Diskussion gestellt.
Die Träger haben sich darauf geeinigt, ein Gutachten in Auftrag zu geben, dass darstellt, an welchen
Standorten in Zukunft sinnvollerweise unter den gesetzten finanziellen Rahmenbedingungen welche Sparte produziert
werden sollte.
Die beachtlichen Anstrengungen in diesem Theaterverbund sind bekannt. Was hier in den vergangenen Jahren erreicht
worden ist, ist sehr beachtlich. Selbstverständlich wurden bei der Erstellung des Gesamtkonzepts diese
bereits vollzogenen Reformschritte bedacht. Die Träger und Intendanten wurden ausdrücklich aufgefordert,
diesen Vorschlag kritisch zu prüfen. Bei gutem Willen und Einsicht in die Notwendigkeit eines tragfähigen
Gesamtkonzepts müsste es gelingen, einen gemeinsamen Nenner zu finden.
Urte Lemke, Stv. Pressesprecherin des Thüringer Ministeriums für Wissenschaft, Forschung
und Kunst