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nmz-archiv
nmz 2001/10 | Seite 4
50. Jahrgang | Oktober
Cluster
Pop-Flopp
Wirtschaftskonzerne können (ja sollten) gesellschaftspolitisches Verantwortungsbewusstsein zeigen, indem
sie sich für die kulturelle Zukunft junger Menschen in Deutschland engagieren. In einer Zeit, als hier
zu Lande alle noch von Aufschwung redeten, hat die B.A. ROCK (Bundesarbeitsgemeinschaft der Musikinitiativen)
die Konzeption für eine (Firmenname-)Jugendkulturstiftung entwickelt (lesen Sie auch den Artikel
Nationalstiftung statt Pop-Lotterie?, Seite
8 und 10 dieser Ausgabe). Dieses Konzept wurde als Denkanregung zu und mögliche Plattform für eine
Jugendkulturstiftung an 37 der maßgeblichen Wirtschaftsunternehmen in Deutschland geschickt.
20 dieser Großkonzerne war diese Konzeption nicht einmal ein Absageschreiben wert. Die restlichen 17
ließen in ihren Antworten zumindest andere Förderansätze (Sport, Wissenschaft et cetera) erkennen.
Einige wenige teilten mit, sie würden junge Musiker und Musikerinnen bereits fördern, verkannten aber
in ihrer Antwort, dass Nachwuchskomponisten zwischen 9 und 19 Jahren, Klavierwettbewerbe... leider
nichts mit populärer Jugendkultur in der Breite zu tun haben. Interessant die Antwort eines Konzerns, der
unsere Anregung zur Beantwortung an seine bereits bestehende Kulturstiftung abgeschoben hatte. Von dort wurde
artikuliert, dass die Stiftung nur solche Vorhaben, die von ihr selbst konzipiert, initiiert und auch
bei der Umsetzung federführend begleitet werden angehen dürfe. Dabei konzentriere man sich auf
solche Modellvorhaben, durch die wir einen konkreten Beitrag zur Lösung drängender gesellschaftlicher
Probleme erbringen können.
Auf welchem Planeten sitzen unsere Manager, dass sie nicht mehr die gesellschaftlichen Probleme dieser Erde
erkennen (mögen)? Popkultur kann ein kreatives und produktives Ventil für Jugendliche sein, deren
Probleme in Schul-, Arbeits- und Freizeitwelt immer öfter angeprangert und sichtbar werden. Wo sind die
Unternehmensbosse, die mittel- und langfristig in dieses Gesellschafts- und Wertesystem investieren und damit
auch die Zukunft ihrer Unternehmen stützen? Wo sind die verantwortungsbewussten Vorausdenker? Wo zeigen
sich die Public Private Partnerships in der Realität?