Die Musikwelt gedenkt des 50. Todestags Arnold Schönbergs. Der Möglichkeiten sind viele: In Frankfurt
unterhalten sich Pierre Boulez und Nuria Schönberg-Nono über den Komponisten und den Maler Schönberg
(siehe nebenstehenden Bericht und die Bilder oben),
in Karlsruhe präsentiert Manfred Reichert mit seinem Ensemble 13 sowie einigen befreundeten Künstlern
den Komponisten in drei Veranstaltungen, zwei Konzerten und einer Revue mit Musik und Texten, die
Reichert selbst konzipiert hatte. Das Pellegrini-Quartett stellte Schönbergs drittem Streichquartett Werke
von Brahms und Luigi Nono zur Seite, im zweiten Konzert hörte man die Brettl-Lieder sowie die
Strauß-Walzer-Bearbeitungen von Schönberg, Berg und Webern. Den Schwerpunkt bildete am dritten Abend
die Revue, unter der man sich nichts Schmissiges vorstellen darf. Reichert und sein Mitarbeiter
Friedrich Hommel hatten mit ihrer Collage für Stimmen, Instrumente und Lautsprecher eher ein Requiem
im Sinn, in Form eines Totentanzes, wie Hommel anmerkte. Auswahl und Anordnung der Texte und Musikbeispiele
folgten nur sekundär der biografischen Chronologie. Beabsichtigt war vielmehr, die existenziellen Grundlagen
aufzuzeigen, die Leben und Schaffen Schönbergs prägten.
Dazu erfand Reichert 22 Szenen, deren Titel schon signalisieren, wie er es sich gedacht hat: Der
Ton ändert sich, Ein neuer Ausdruck, Eine neue Ordnung Zwölftonmusik, Jeder Akkord eine Injektion
so heißen einige Nummern, die sich vornehmlich auf die Musik beziehen. Andere spielen auf die zeitgeschichtlichen
und politischen Verhältnisse an (Dass ich Jude bin; Ode an Napoleon-Hitler). Es entsteht aus den zitierten
Schönberg-Texten und den leisen Kommentaren Reicherts , der als diskreter Moderator mitwirkte, ein ergreifendes,
auch erschütterndes Lebensbild eines großen Komponisten in unserer Zeit, die es bis heute schwer
hat, das Werk Schönbergs in seiner Bedeutung nicht nur mit dem Verstand einzuordnen, sondern auch in seinen
zeitlosen ästhetischen und emotionalen Dimensionen.