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nmz-archiv
nmz 2002/03 | Seite 49-50
51. Jahrgang | März
Dossier: Musikwirtschaft
Zielsetzungen, Grundsätzliches, Visionen
Eine nmz-Umfrage zum Thema Frankfurter Musikmesse 2002
Unserer Fragen:
1. Was sind Ihre Ziele, was versprechen Sie sich ganz konkret von Ihrem Messeauftritt?
2. Hat sich an dieser Zielsetzung in den letzten Jahren etwas Grundsätzliches geändert?
3. Was würden Sie sich für die Zukunft wünschen, wie sollte sich die Musikmesse verändern?
4. Besuchen Sie weitere Messen, wenn ja, welche?
5. Haben Sie weitere Anmerkungen zum Thema Musikmesse?
Bärenreiter Verlag
zu Frage 1: Mit dem Messeauftritt verbinden wir (Bärenreiter-Verlag, Edition Bärenreiter
Praha, Gustav Bosse Verlag)
· die Präsentation unseres Neuerscheinungsprogramms
· gute Messeaufträge
· persönliche Pflege und Ausbau unserer Handelsbeziehungen. zu Frage 2: An der Zielsetzung selbst hat sich grundsätzlich nichts geändert, doch neigen vor
allem kleinere Händler dazu, die Messe den anderen zu überlassen, um Geld zu sparen oder um das Geschäft
nicht für die Zeit des Messebesuchs schließen zu müssen. Durch Nova-Dienst, Handelsinfos und
Aktionen haben die Verlage zum Teil selbst dazu beigetragen, dass die Messe nicht mehr für alle ein Muss
ist. Dennoch: Es reicht kein noch so guter Kontakt an ein persönliches Gespräch heran, und hier widmen
sich alle meine Kolleginnen und Kollegen mit gleicher Sorgfalt den Anliegen des Handels, gleich welcher Umsatzgröße.
Insofern bleibt die Messe die Gelegenheit für den Handel, sich konzentriert wie sonst nirgends einen Überblick
über die jüngsten Entwicklungen und Produkte zu verschaffen, ganz abgesehen von den günstigen
Messekonditionen. zu Frage 3: Das Thema Bildung ist in aller Munde, es betrifft alle Ausbildungsstufen (vom Kindergarten
bis zur Universität) und letztlich die Konkurrenzfähigkeit unseres Landes. Dass Deutschland immer
noch trotz ernüchternder Berichte etwa über den Musikunterricht an allgemein bildenden Schulen
als Land der Musik gilt, verdankt es nicht zuletzt uns, den Musikverlagen und Musikalienhändlern.
Wir sollten daher die Musikmesse noch mehr als Gelegenheit sehen, Medien und Politik für die Bedeutung
der Musik, der Musikerziehung und des Musizierens zu gewinnen. Die Messetribüne sollte für Podiumsveranstaltungen
genutzt werden, prominente und kompetente Partner vorausgesetzt. Den Verlagen und Händlern mangelt es weder
an Tradition noch an zukunftsträchtigen Ideen, wir müssen sie zusammenführen und zur Sprache
bringen. zu Frage 4: Bärenreiter stellt selbstverständlich auf der Buchmesse in Frankfurt aus, wir besuchen
regelmäßig die zweijährig stattfindende Musikmesse in Tokyo (2002 erstmals zusammengelegt mit
der MIFA), außerdem Messen in den U.S.A. (NAM-Show, RPMDA). Außerdem ist der Gustav Bosse Verlag
Aussteller auf der Bildungsmesse. Wendelin Göbel, Verlagsleiter
Breitkopf & Härtel
zu Frage 1: Die Frankfurter Musikmesse ist für uns immer eine willkommene Standortbestimmung.
Die ersten drei Messetage sind durch den Austausch mit dem Musikalienhandel aus dem In- und Ausland geprägt.
Dieser intensive Dialog ist in Frankfurt stets gegeben. Natürlich stehen die Neuerscheinungen der letzten
Wochen und Monate im Mittelpunkt der klassische Messeauftrag des Sortiments besitzt unverändert
große Bedeutung für uns. Da wir in diesem Jahr besonders vielfältige Novitäten anbieten,
versprechen wir uns für 2002 ein gutes Ergebnis. Darüber hinaus suchen wir durch die überzeugende
Präsentation an unserem Messestand das Gespräch mit den Fachbesuchern. Einiges drängt sich auf.
Ewald Koch hat seine Neue Klarinettenschule abgeschlossen. Unser zentrales Thema Quellenkritik
für die Praxis mehr als Urtext wird diesmal vor allem in den Mozart-Ausgaben umgesetzt. Band
II der Sopran-Arien in der Edition mit Juliane Banse liegt vor. Die Mozart-Forscher Cliff Eisen
und Robert D. Levin geben das Jeunehomme-Klavierkonzert heraus.
Weitere wichtige Neuheiten können wir in der unserem Stand gegenüber liegenden Bühne Music
Library direkt mit unseren Herausgebern vorstellen, wie den Neuen Jazz Parnass von Manfred
Schmitz oder die Reihe Blowin Winds Das flexible Bläser-Ensemble von Peter Sebastian.
Der neue Standort in Halle 3.1 bietet also zusätzlich Möglichkeiten, auf Meinungen und Vorschläge
einzugehen. Daraus werden sich Anregungen ergeben, die wir in der Verlagsarbeit berücksichtigen. zu Frage 2: Grundsätzliches hat sich nicht verändert: wir bemerken jedoch in den letzten Jahren
eine zunehmende Internationalisierung der Musikmesse. Auf diese Entwicklung ist unser Verlagsprogramm ohnehin
ausgerichtet, und dies kommt auch in unserem Messeangebot zum Ausdruck. zu Frage 3: Über wünschenswerte Veränderungen sollte man nach einer Messe sprechen, nicht
jetzt, da sie gerade bevorsteht. Dies gilt in diesem Jahr umso mehr, als der neue Standort auch neue Eindrücke
und Erfahrungen verspricht. Wir sind auf den Jahrgang 2002 besonders gespannt. zu Frage 4: Breitkopf & Härtel ist auf allen bedeutenden internationalen Messen vertreten, die
sich der klassischen Musik besonders zuwenden. Frank Reinisch, Werbung und Redaktion, Breitkopf & Härtel
ConBrio Verlagsgesellschaft
zu Frage 1: Für den ConBrio Verlag mit seinem Schwerpunkt im Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt
und einem kleinen neuen Fachbuchprogramm dient die Musikmesse in Frankfurt zunehmend als Kommunikations-Knotenpunkt.
Auf dem Weg einer einseitigen Kommunikation präsentiert ConBrio Händlern, Organisationen und anderen
Ausstellern die neuen Programmentwicklungen. Wichtiger noch ist die Möglichkeit zur zweiseitigen Kommunikation,
zum Austausch mit derzeitigen oder zukünftigen Kollegen, Partnern und Kunden auf kurzem Weg. Und natürlich
gibt es auch ein journalistisches Interesse an Branchenneuheiten und -entwicklungen. zu Frage 2: Für ConBrio ist die Messe nicht mehr in erster Linie ein Ort, um zu verkaufen, sondern
um sich als Verlagshaus zu präsentieren. Als Marketinginstrument und Branchentreffpunkt ist sie aus unserer
Sicht weiterhin eines der wichtigsten Branchenereignisse des Jahres. zu Frage 3: Angesichts des rückläufigen Marktes innerhalb der gesamten Branche, angesichts
der Situation der musikalischen Bildung in Deutschland, die noch Schlimmeres befürchten lässt, sollte
die Musikmesse sich weit stärker als bisher dieser Thematik annehmen. Sie könnte einer der Motoren
einer Aktion Hauptsache: Musik sein mit dem Ziel, den gesellschaftlichen Stellenwert der Musik anzuheben
und damit auch der Branche zu einem neuen Schub zu verhelfen. zu Frage 4: Als Beobachter zahlreiche Messen, zum Beispiel die Midem, die Musicora, Buchmessen in Leipzig
und Frankfurt. Als Aussteller kleinere Veranstaltungen, themenrelevante Kongresse oder Musik-Ereignisse. zu Frage 5: Wir sind neugierig auf die neue Halle, ein neues Konzept und immer auf neue Partner. Barbara Haack, Geschäftsleitung
G. Henle Verlag
zu Frage 1: Die Musikmesse Frankfurt ist für uns das ideale Forum, um unser Verlagsprogramm den
Fachhändlern aus aller Welt vorzustellen. Wir liefern zwar schon in etwa 50 Länder (zirka 80 Prozent
unseres Umsatzes erwirtschaften wir außerhalb Deutschlands), aber noch immer gibt es weiße Flächen
auf der Landkarte. Ziel ist, immer mehr Musikern ausgezeichnetes Notenmaterial an die Hand zu geben, wobei der
Handel unerlässlicher Partner und Multi-plikator für uns ist. Das weltweite Händlernetz zu optimieren
ist ein Daueranliegen. Entsprechend gute Messeaufträge versprechen wir uns natürlich als Konsequenz. zu Frage 2: Grundsätzlich hat sich an dieser Zielsetzung in den letzten Jahren nichts geändert.
Lediglich Akzentverschiebungen beim Verfolgen des Zieles könnten genannt werden (Produkt-informationen,
Marketing, Service, Erarbeiten von Kooperationsstrategien, usw.). zu Frage 3: Die Messe sollte sich stärker auf den Handel konzentrieren und der Handel sollte die
Messe wieder stärker nutzen nicht nur zum Ordern sondern auch zur Information und Kontaktpflege. zu Frage 4: Wir besuchen seit vielen Jahren Musikmessen in aller Welt. Darunter sind immer wieder auch
Erstveranstaltungen (Budapest, St. Petersburg). Zu den ständigen Zielen gehören Japan, Australien,
Amerika, Frankreich, Großbritannien, aber auch Polen, Italien, Spanien, Brasilien und China wurden schon
besucht. zu Frage 5: Wir sind natürlich sehr gespannt auf die neue Halle 3, die es uns ermöglicht hat,
unseren Stand großzügiger zu gestalten. Ulrike Lucht-Lorenz, Vertriebsleitung
C.F. Peters
zu Frage 1: Mit unserem Messeauftritt verfolgen wir das Ziel der Kontaktpflege zu unseren Handelspartnern
aus dem In- und Ausland und suchen auch das Gespräch mit dem Endverbraucher.
Neben der Präsentation der Neuerscheinungen ist die Präsenz unseres umfangreichen Back-Kataloges von
Bedeutung. Hier gilt es, Akzente zu setzen: Da das reine Ordergeschäft in den letzten Jahren eine zunehmend
rückläufige Tendenz aufweist, haben sich die Schwerpunkte mehr in den Bereich Marketingmaßnahmen
verschoben, wovon wir uns natürlich eine nachhaltige positive Wirkung erhoffen. Wir selbst nutzen die Musikmesse
auch als Forum, um uns über neue Trends und Veränderungen im Markt zu informieren und Ideen auszutauschen. zu Frage 2: An der genannten Zielsetzung hat sich in den letzten Jahren nichts Wesentliches geändert
bis auf die Tatsache, dass es in den letzten Jahren zunehmend schwieriger geworden ist, die Ziele zu erreichen.
Hier spielt der seit einigen Jahren rückläufige Besuch des deutschen Musikalienhandels im Verlagsareal
eine Rolle, dem wir mit neuen Akzenten und Aktivitäten, die Signalwirkung haben, neue Impulse entgegensetzen
möchten. zu Frage 3: Wir sind natürlich gespannt, wie die Neukonzeption der Musikmesse von den Besuchern
angenommen wird. Einer unserer Hauptwünsche an die Musikmesse als bedeutendes Schaufenster unserer Branche
ist in erster Linie die Schaffung von mehr Markt. Hierfür sind Konzepte gefragt, mehr potenzielle Kunden
also Musikinteressierte für die Messe zu interessieren und einen an den Bedürfnissen
dieser Kreise orientierten Rahmen zu bieten. Eine Lockerung der Einlassregeln zu Gunsten von mehr Publikum wäre
ein erster Schritt in die richtige Richtung. Aber auch Maßnahmen, passive Musikkonsumenten zu aktiv Musizierenden
und somit zu Neukunden zu machen, sind dringend notwendig. Die Musikmesse muss in Zukunft insgesamt gesehen
verbraucherfreundlicher werden. zu Frage 4: Als großer international operierender Verlag sind wir auch über unsere Schwesterfirmen
in London und New York an den verschiedensten Messeplätzen der Welt sowohl in Europa, Übersee und
Asien präsent. Hinzu kommen natürlich Ausstellungen bei verschiedenen Fachtagungen und Kongressen. zu Frage 5: Es stellt sich naturgemäß immer wieder die Frage, inwieweit der Aufwand einer
Messebeteiligung vor allem im Hinblick auf die ständig steigenden Kosten gerechtfertigt ist. Bei allen
noch offenen Wünschen und Erwartungen kann aus unserer Sicht auf eine Beteiligung nicht verzichtet werden
getreu dem Grundsatz: Dabei sein ist alles! Joachim Großpersky, Vertriebsleitung
Musikverlage Hans Sikorski
zu Frage 1: In kurzen Worten: Produktinformation und -vorstellung, Kundenkontakte, Imagewerbung und
Verkauf. zu Frage 2: Früher war die Frankfurter Musikmesse eine Messe, die sich hauptsächlich an Händler
richtete, das heißt eine reine Ordermesse. Inzwischen überwiegen auf der Messe die Kontakte mit den
Endverbrauchern, die sich über Neuerscheinungen informieren wollen. Durch den Umzug der Messe in neue Hallen,
hoffen wir auch wieder mehr auf Fachpublikum. zu Frage 3: Es sollten mehr Interessenten aus dem Ausland und da insbesondere Händler, Veranstalter
oder Interpreten als Besucher der Messe gewonnen werden. zu Frage 4: Ja, Messen im Ausland, in Japan, den USA und Frankreich. zu Frage 3: Die Messe Frankfurt sollte mehr Wert auf Qualität als auf Quantität legen, das
heißt als Messeerfolg dürfte nicht nur die Anzahl der verkauften Eintrittskarten angesehen werden. Dagmar Sikorski, Internationale Musikverlage Hans Sikorski
Zimmermann & Lienau
zu Frage 1: Die Frankfurter Musikmesse ist für unsere Verlage bewährtes Kommunikations- und
Repräsentationsforum. Wir stellen hier regelmäßig unsere Neuerscheinungen vor, pflegen bestehende
Kontakte und bauen unsere Geschäftsbeziehungen aus. Um einer eintönigen Small-Talk- und Same-Procedure-Lethargie
zu entgehen und weil die Musikmesse immer weniger reine Annahmestelle für Bestellungen und Aufträge
ist , setzen wir seit jüngster Zeit Themenschwerpunkte. Nachdem im letzten Jahr unser 125-jähriges
Jubiläum im Mittelpunkt stand, werden wir in diesem Jahr unter anderem unser Projekt Classics United
vorstellen, mit dem wir mit tatkräftiger kompositorischer Unterstützung unsere Autoren auf die jüngsten
politischen Ereignisse reagieren.
Wer jetzt neugierig geworden ist, möge unseren Stand besuchen! zu Frage 2: Bei allem kulturellen Engagement Verlage sind nun einmal wichtiger Teil der hiesigen
Kulturlandschaft und stehen in Deutschland in einer speziellen Tradition und Verantwortung sind wir primär
ein nichtsubventioniertes Unternehmen und haben damit per definitionem Gewinnerzielungsabsicht. zu Frage 3: Die Quadratur des Kreises: Mehr Musik aber weniger Lärm fürs schutzlose
Ohr! Oder frei nach Wilhelm Busch: Musik wird oft nicht schön empfunden, weil sie auf Messen mit
Geräusch verbunden. zu Frage 4: Im letzten Jahr waren wir auf Messen in Frankreich, Russland, Japan und den USA; hinzu kommen
all die kleineren, lokalen Messen und Veranstaltungen. zu Frage 5: Ich freue mich auf die neue Halle 3, in der die Verleger erstmals ausstellen werden. Mein
erster Eindruck bei der Buchmesse: Architektonisch durchaus ansprechend, vor allem scheinen hier die klimatischen
Bedingungen besser zu sein, eine weniger stickige Luft. Gespannt bin ich auch auf die zahlreichen messebegleitenden
Events und Veranstaltungen. Im Übrigen gilt trotz angespannter konjunktureller Lage: Optimismus ist Pflicht! Michael Kary, Geschäftsführer Musikverlag Zimmermann & Robert Lienau Musikverlag