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Ausgabe 2002/03
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nmz 2002/03 | Seite 26
51. Jahrgang | März
Pädagogik

Geständnisse
eines Musikschulleiters a. D.

Euro-Land

Da liegen also die neuen Münzen des Euro in italienischer Fassung vor uns auf dem Tisch. „Was habt ihr denn auf euren Münzen abgebildet?“, will mein venezianischer Freund und Lehrer Angelo Farinati von mir wissen. „Dreimal das Eichenblatt, zweimal den Adler und dreimal das Brandenburger Tor.“ „Und warum habt ihr nicht ein Porträt von Goethe gewählt?“ Jetzt höre ich schon Stimmen meiner ehemaligen Schüler rufen: „Warum nicht Beethoven? Sein Schlussgesang aus der Neunten mit Schillers ‚Ode an die Freude’ wurde doch kurz nach Ende des 2. Weltkrieges von unseren europäischen Nachbarn als Hymne eines neuen, vereinten Europas ausgewählt. Und was ist mit Johann Sebastian Bach? Der ist doch auch in der ganzen Welt zu Hause!“ „Wenn ich das Porträt von Dante betrachte, so kommt mir Martin Luther in den Sinn“, wirft Hilmar ein, „der hat doch für uns nicht nur, ähnlich wie Dante für sein Land, die deutsche Sprache geschaffen, sondern mit seiner Reformation halb Europa auf neue Wege geführt.“ „Es könnte auch ein Wissenschaftler sein, vielleicht Robert Koch oder Wilhelm Röntgen“, meint Bernhard, „– oder Karl der Große!“ Aber was hat denn der Euro mit der Musikschule zu tun? Natürlich wurden schon längst alle Haushaltspläne auf die neue Währung umgestellt, verbunden – wie sollte es anders sein – mit versteckten Gebührenerhöhungen, die schon längst geplant waren. Die ohnehin niedrigen Gehälter der Musikschullehrer erscheinen so manchem noch niedriger als gewohnt, und einigen wird vielleicht zum ersten Mal bewusst geworden sein, wie viel ihr Arbeitgeber bezahlt und was ihnen davon nach Abzug aller „Abgaben“ in der eigenen Tasche verbleibt.

Doch ist das alles? Sind wir wirklich nur Euro-Land? Euroland, ohne Polen und Russland, ohne Chopin, Tschaikowsky, Schostakowitsch, Dostojewski und Tolstoi? Welche Vorstellungen haben wir von unserer Position in dieser Welt, von unserer Kultur, von unserer eigenen Geschichte, von der Rolle eines vereinten Europas, von dem, was wir den uns von ihren Eltern treuherzig anvertrauten Kindern und Jugendlichen vermitteln wollen? Könnten uns unsere Schüler, vielleicht auch ihre Eltern oder unsere Lehrer erklären, was es mit Dante, Goethe, Beethoven, Leonardo da Vinci, Marc Aurel oder den anderen so auf sich hat, was uns mit ihnen verbindet oder ob sie nur Figuren sind wie Adler und Eichenlaub? Plötzlich ergreifen mich Gewissensbisse und die Frage, ob ich genug und das Richtige getan habe für die mir anvertrauten Kinder und Jugendlichen. Hätte ich nicht das Unbedeutende, Flüchtige, die Alltagsgeschäfte im Betrieb der Musikschule besser vom Wesentlichen, Dauerhaften unterscheiden sollen? Hätte ich nicht auf so manche Sitzung in Vorständen aller Art im Interesse der Kinder verzichten sollen, statt mir mit albernen Fragen wie „kann oder darf man schon mit fünf Jahren Violine lernen“ oder „ist die Teilnahme am Wettbewerb ’Jugend musiziert’ nun schädlich oder förderlich für unsere Schüler“ die Zeit totzuschlagen? Wie bringe ich meinen Schülern die Musik und ihre bedeutendsten Vertreter, wie unsere eigene Geschichte und Kultur nahe? Dieser Frage will und werde ich nicht ausweichen!

Klaus Matakas

 

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