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Ausgabe 2002/03
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nmz 2002/03 | Seite 40
51. Jahrgang | März
Jazz, Rock, Pop

Das Glück kennt nur Minuten

Zum Tod des ewigen „Trümmergirls“ Hildegard Knef

Sie hatte immer einen Koffer in Berlin, obwohl sie in Ulm geboren wurde, am 28. Dezember 1925: Hildegard Knef. Einen Tag nach der Dietrich im Kalender geboren, deren Koffer nach ihrem Tod tatsächlich wieder in Berlin gelandet war, war sie das deutsche Fräuleinwunder par excellence. Die Dietrich und die Knef, beide waren sie durch die Zeitläufte Amerikanerinnen geworden, die eine wegen ihres antifaschistischen Engagements, die andere durch Heirat. Und beide hatten sich nach einer erfolgreichen Karriere als Schauspielerin dem Chanson zugewandt. Die Dietrich ließ sich ihre Lieder von Friedrich Hollaender & Co. maßschneidern, die Knef dagegen schneiderte sie sich gleich selbst auf den Leib.

 
 

Versteckte sich im Alter nicht: Hildegard Knef.
Foto: EastWest

In den frühen Fünfzigern freilich musste sie zurückgekehrt aus Hollywood in ihren Filmen noch die Chansons der anderen singen, „Das Lied vom einsamen Mädchen“ etwa, das Werner Richard Heymann & Robert Gilbert ihr geschenkt hatten für „Alraune“. Ein Lied, das schon damals den melancholischen Grundton ihres gesamten Schaffens anschlug – Lichtjahre entfernt von der Hysterie um die „Sünderin“. Und noch ein alter Meister hatte früh die Talente der Knef als Sängerin entdeckt: Cole Porter. Als sie in den frühen Fifties in „Schnee am Kilimandscharo“ als Hemingway-Girl einen Porter-Song zum Besten gab, den auch schon ihre „große Schwester“ Marlene gesungen hatte, „You Do Something To Me“, verliebte er sich sofort in ihre exotisch-verrauchte Stimme. Und so durfte sie 1955 am Broadway seine Ninotschka spielen, in der Musicalfassung der Lubitsch-Komödie „Silk Stockings“. Amerika war begeistert – und in Deutschland schmollte man.

Als sie danach aber den USA den Rücken gekehrt hatte, wollte es hier zu Lande im Filmgeschäft nicht mehr so recht klappen. Und so begann die Knef ein zweites Leben als Chansonsängerin. Ella Fitzgerald hat sie einmal als „größten Sänger der Welt ohne Stimme“ bezeichnet. Als Kompliment war das gemeint, und das ermunterte sie dazu, etwas Neues in Deutschland zu versuchen: eigene Lieder zu singen. Lange bevor der Liedermacher-Begriff geprägt wurde, war sie die Pionierin in Deutschland. Und wer heute etwas erfahren will über das kleinbürgerliche Denken und Fühlen im Vor-68er-Deutschland, muss nur ihre „Telefunken“-Alben hören. Zwischen dem „Mädchen Rosemarie“ und dem „Bal Paré“ ortet sie dort präzise die kleinen Sehnsüchte der Wirtschaftswunderzeit. Ende der Sixties fing sie dann auch noch ein drittes Leben an, als Schriftstellerin: ihre Memoiren „Der geschenkte Gaul“ gingen dreimillionenmal über den Ladentisch.

Irgendwann in den 80ern ist sie dann ganz von der Chanson-Bildfläche verschwunden. Erst 1999 gab es wieder ein musikalisches Lebenszeichen von ihr: das Album „17 Millimeter“. Die Stimme war noch brüchiger geworden, und gesungen wurde nun nur noch rudimentär. Und doch war diese CD mit neuen Fassungen der alten Nummern ein großer Wurf. Das deutschsprachige Chanson, es war zurückgekehrt zu seinen Wurzeln in den Roaring Twenties, als die Kunst des Sprechgesangs auf Platte begonnen hatte. Produziert hatten dieses merkwürdige Comeback-Album das Multitalent Till Brönner und Jens Kuphal. Und diese haben nun auch ihre allerletzte, postum erschienene Platte zusammengestellt: „Aber schön war es doch“. Eine Sammlung von Gassenhauern wie „Eins und eins, das macht zwei“ und brandneuen Nummern wie „Engel“. Ein würdiger Abschied von „Hilde“.

Viktor Rotthaler

Auswahl-Diskografie

„Für mich soll’s rote Rosen regnen“ (7CD-Box-Set)
„Aber schön war es doch“ (Best of, 2002)
„17 Millimeter“ (Letzte Studioproduktion, 1999)
„Die großen Erfolge“ (Best of, 1964)
„Die Dreigroschenoper“ (Soundtrack, 1963)
„Ich seh’ die Welt durch deine Augen“ (1966)
„Halt mich fest“ (1967)
„Knef in Concert“ (2002, in Vorbereitung)
„Hildegard Knef singt Cole Porter“ (2002, in Vorbereitung)

Alle CDs sind bei EastWest beziehungsweise WSM erschienen.

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