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VdM
nmz-archiv
nmz 2002/03 | Seite 28
51. Jahrgang | März
Verband deutscher Musikschulen
Nicht von Pappe und daher ein Dauerbrenner
Förderpreis kultur plus für beispielhafte Sponsoring-Kooperation in Remscheid
Eigentlich wird anlässlich eines Jubiläums der Jubilar beschenkt. Bei der Remscheider Wellpappenfabrik
Otto Hampel OHG war dies anders. Sie machte der Stadt Remscheid ein Geschenk, von dem vor allem junge Menschen
profitieren sollten. 1995 war es, als der damalige Kulturdezernent der Stadt Dr. Arno Bothe diese Initiative
aus dem Raum der Remscheider Wirtschaft auf die städtische Musik- und Kunstschule lenkte. Bald war auch
die Umsetzung klar und fand Zustimmung bei allen Beteiligten: Wir machen ein Ensembleprojekt, bei dem unter
künstlerisch anspruchsvoller Leitung Jugendliche aus Remscheid und dem Umland Gelegenheit bekommen, sich
weiter zu qualifizieren! Akademie junger Instrumentalisten (AjI) so hieß dieses Projekt,
das auf einen Zeitraum von fünf Jahren ausgerichtet war. Es handelte sich bei dieser Förderung durch
Sponsoring von Anfang an um eine auf längere Sicht angelegte Maßnahme mit Förderungsgarantie.
Beispielhafte Sponsoring-Partnerschaften sind es wert, dass man auf sie
aufmerksam macht. Die Remscheider Musik- und Kunstschule errang den 2. Preis beim Wettbewerb kultur
plus.
Foto: J. Körschgen
Bedenkt man, dass im klassischen Sponsoringmodell eher einzelne und einmalige Projekte gefördert werden,
so lag hierin ein erfreuliches Gegenkonzept im Stile einer schon institutionell zu nennenden Unterstützung
vor. In der Tat wurde die Maßnahme zu einem Dauerbrenner, indem sich alle Beteiligten nach der ersten
Förderphase von fünf Jahren auf eine Fortführung einigen konnten, die nun bereits in das zweite
Jahr geht. In der Zwischenzeit hatte die Akademie Remscheid ein Modell entwickelt, das folgende inhaltliche
Stoßrichtung vertritt: Das Remscheider Modell will überschaubare und inhaltlich sinnvoll gefüllte
Formen einer Partnerschaft zwischen Wirtschaftsunternehmen und Einrichtungen der Kinder- und Jugendkulturarbeit
anregen. Im Mittelpunkt steht der Gedanke, dass hier völlig neue Wege einer Zusammenarbeit zu erschließen
sind. Das Remscheider Modell setzt dabei auf eine klassische Dreierbeziehung: zwei Partner und die Medien (...)
Denn Sponsoring, Kultur- und Förderungsprogramme von Wirtschaftsunternehmen können für die Medien
nur dann ein Thema sein, wenn es über den Austausch von Schecks gegen Events hinaus etwas Substanzielles
mitzuteilen gibt. Hieraus wurde der von der Gothaer Versicherung gestiftete Förderpreis kultur
plus für eine gelungene Partnerschaft im oben genannten Sinne. Die letzte Veranstaltung der Akademie
junger Instrumentalisten war dem Big-Band-Jazz gewidmet und fand unter der künstlerischen Leitung
von Peter Herbolzheimer statt. Die große Resonanz auf dieses Konzert und die Zusammenarbeit mit dem Geschäftsführer
des Bundesjugendjazzorchesters, Dr. Peter Ortmann, der gleichzeitig mehrjähriger Sprecher des Elternbeirates
der Musik- und Kunstschule war, brachte dann die Idee eines Jazz-Wettbewerbs ins Spiel.
Damit war der Kleine Jazz Löwe geboren, und das Remscheider Wappentier bekam auf diese Weise
musikalischen Nachwuchs unter der Schirmherrschaft von Peter Herbolzheimer. So können nun junge Jazzmusiker
aus dem Laienbereich besonders gefördert werden, und wir hoffen auf weitere Ausstrahlung dieser Idee über
die Stadtgrenzen Remscheids hinaus in die gesamte bergische Region. Damit wäre dann eine regionale Brücke
zum Wettbewerb Jugend jazzt gebaut. Der Kleine Jazz Löwe weicht zwar dem Wettbewerbsgedanken
nicht aus, stellt aber bewusst den vor der eigentlichen Ausscheidung stattfindenden Workshop unter Leitung namhafter
junger Dozentinnen und Dozenten in den Mittelpunkt. Er ist die eigentliche Fördermaßnahme, von der
alle profitieren können.
Die ausgelobten Geldpreise nach den Juryentscheidungen des Präsentationskonzertes sind dann auch in die
persönliche musikalische Weiterentwicklung zu investieren, also zweckgebunden. So sind nun alle gespannt
auf Ende Juni 2002, wenn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich zu einem intensiven Workshopwochenende zusammenfinden.
Die Firma Hampel richtet wie in jedem Jahr das Konzert in ihrer Produktionshalle aus, inmitten von Maschinen
und gigantischen Papierrollen. Dadurch ist sie einmal im Jahr zu einem Treffpunkt von Jazzfans geworden und
bildet einen ungewöhnlichen Konzertsaal als Alternative zum üblichen Konzertambiente an. Auch die
Belegschaft der Firma hat sich vom ersten Jahr an sehr schnell mit dieser Besonderheit ihres Unternehmens angefreundet,
was aus Sicht der Geschäftsleitung auch die innerbetriebliche Identifikation positiv beeinflusst hat. Dies
war auch eine wichtige Begründung für die Zuerkennung des 2. Preises kultur plus, der
allen Beteiligten Ansporn sein wird, den Weg fortzusetzen, damit es noch lange in Remscheid heißt: Gut
gejazzt, Löwe!