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nmz-archiv
nmz 2002/12 | Seite 44
51. Jahrgang | Dez./Jan.
Nachschlag
Musik mit Rat
Die Wogen scheinen sich, wenn sich nicht weitere Hürden auftun,
etwas zu glätten. Die Ministerien haben nach etlichen Gesprächen,
nicht zuletzt auch durch die Sonderausgabe der neuen musikzeitung,
die unverzichtbare Rolle des Deutschen Musikrats erkannt und deuten
an, dass die Finanzsperren für Projekte (zunächst für
dieses Jahr) aufgehoben werden könnten. Fatal wäre gewesen,
wenn einzelne Projekte wie “Jugend musiziert“ in die
Verwaltung von Verbänden mit Sparteninteresse überführt
worden wären. Denn übergreifende Unabhängigkeit ist
hierfür unabdingbar. Das entbindet den Musikrat freilich nicht,
massiv aus den Fehlern zu lernen und Modelle künftiger Strukturen
anzudenken. Was sich in den letzten Jahren mehr und mehr als Hemmschuh
für eine kompetente Arbeit erwiesen hat (wofür die personelle
Ausstattung des Musikrats durchaus die notwendigen Kräfte hatte),
waren Unflexibilität bürokratische Unbeweglichkeit in
der Entscheidungsfindung. Hand in Hand gingen Erstarrung und zum
Teil bequeme Selbstzufriedenheit. Zwei Seiten müssen gleichzeitig
gestärkt werden: zum einen die vertrauensbildende Kontrollierbarkeit
und Durchsichtigkeit der Aktivitäten sowohl gegenüber
den Finanzgebern als auch gegenüber den einzelnen Mitgliedern,
zum anderen die spontane Entscheidungskompetenz, eine freie Hand
der Geschäftsstelle beziehungsweise des Generalsekretärs.
Das von Thomas Rietschel hier angedachte Modell eines zu Verfügung
gestellten Sockelbetrags, innerhalb dessen die Projekte mit gleichsam
unternehmerischer Verantwortung frei zu bemitteln wären, dürfte
hier ein Schritt in die richtige Richtung sein. Es hieße Ersparung
von Arbeit für die Finanzgeber wie für den Musikrat. Die
wäre direkt in die Projekte zu stecken. Mit der Fokussierung
auf Effektivität ginge wohl eine Relativierung des Präsidentenamtes
einher (in erster Linie Repräsentation durch eine angesehene
Person des Musiklebens). Gelingen muss dabei, die Interessen der
Mitglieder umfassend wahrzunehmen. Der Musikrat muss als Spiegel
des Musiklebens wieder voll ins Bewusstsein treten. Der Weg ist:
Vertrauen, Kontrolle und freies, schlagkräftiges Arbeiten.