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nmz-archiv
nmz 2002/12 | Seite 24
51. Jahrgang | Dez./Jan.
Pädagogik
Unprätentiös, einfach, kompetent
Zum Tod von Bernhard Binkowski
„Sie sind jetzt gewissermaßen mein Enkel,“ sagte
Bernhard Binkowski dem Autor dieses Nachrufs, als dieser zum Vorsitzenden
des VDS-Landesverbandes Baden-Württemberg gewählt wurde.
Eben diesen Verband hatte er 1951 mitbegründet. Wenige Jahre
zuvor war er als Vertriebener des 2. Weltkrieges nach Schorndorf
gekommen und hatte dort unter schwierigsten Bedingungen das Musikleben
am städtischen Gymnasium aufgebaut. Seine erfolgreiche Arbeit
verbreitete sich rasch, und fast schon zwangsläufig erfolgte
die Berufung als Fachdidaktiker an die Musikhochschule Stuttgart.
Damals schon ging er mit seinen Studenten, allen bürokratischen
Hemmnissen zum Trotz, in die Schule. Dergleichen war damals noch
eher unzeitgemäß. Letzteres jedoch sollte er bis zum
Ende seines Lebens ein Stück weit bleiben. Seine mündlichen
Beiträge in Gremien oder Diskussionsrunden blieben stets auf
das Allernotwendigste beschränkt. Zumeist saß er schweigend
dabei, mit leicht gesenktem Kopf. Meldete er sich dann zu Wort,
war danach vieles von dem obsolet, was andere zuvor gesprochen hatten.
Von Moden, Ideologien, ja selbst vom „Zeitgeist“ blieb
er eigentümlich unberührt. Seine Botschaften waren unprätentiös
und einfach: Musikunterricht habe die Ausgewogenheit von Theorie
und Praxis zu gewährleisten. Nie dürfe man vergessen,
dass man es im Musikunterricht ganz überwiegend mit Laien zu
tun habe. Früher als vielen Fachkollegen war, ihm klar, dass
allein durch eine effektive Öffentlichkeitsarbeit Voraussetzungen
geschaffen werden können, die politische Änderungen zu
Gunsten der Schulmusik erst möglich machen.
Hat Bernhard Binkowski die vielen hohen Funktionen und Ämter,
die er inne hatte, wirklich zielgerichtet angestrebt? Aus der Distanz
hat man da zumindest Zweifel. Gleichwohl, er war Landes-, Bundes-
und Ehrenvorsitzender des Verbandes Deutscher Schulmusiker (VDS).
Als Berater von Ministerien war er ebenso geschätzt wie im
Deutschen Musikrat. In der ISME arbeitete er an verantwortungsvoller
Stelle mit, Schulbücher tragen seinen Namen im Editorial.
Bis zum l4. Oktober, als er an den Folgen eines Verkehrsunfalles
verstarb, war er unverändert an allem interessiert, was mit
Schulmusik zusammenhing, auch wenn seine nachlassende Sehkraft es
ihm immer weniger erlaubte, weit entfernte Termine wahr zu nehmen.
Traf man sich mit ihm in Schorndorf, so fuhr man häufig nach
außerhalb, auf die Höhe, und ging ein Stück Wegs
miteinander. Was er der Schulmusik hinterlassen hat, wird noch lange
fortwirken.