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nmz-archiv
nmz 2002/12 | Seite 40
51. Jahrgang | Dez./Jan.
Jazz, Rock, Pop
Hits & Clips
Ronan Keating & Jeanette: We’ve Got Tonight
Gerade noch war das Pop-Sternchen Jeanette als deutsche Biedermann-Aguilera
zu hören/sehen („Rock My Life“), da wird sie
wieder zur deutschen Biedermann-Dion. Für die vorweihnachtliche
Zeit bieten sie und der britische Sonnyboy Ronan Keating diese
alte Mainstream-Ballade an, von Bob Seger geschrieben, von Kenny
Rogers und Sheena Easton vor knapp 20 Jahren als Hit etabliert.
Mit aller Macht ist das Duett auf das obligatorische Kuschel-Feeling
hin produziert. Das Piano gibt die Akkorde vor und darüber
schichten sich im Laufe der Strophen die Streicher in den Liebesausbruch,
um am Ende die Vergewisserung der gemeinsamen Nacht zu hauchen.
Nur gibt es gar kein „Gemeinsam“ – zumindest
nicht im Video. Tatsächlich versucht das geschickt montierte
Spiegelkabinett darüber hinwegzutäuschen, dass die beiden
Interpreten in keiner Einstellung zusammen zu sehen sind. So bleibt
Jeanette Biedermanns „No Sex“-Image nach wie vor unangetastet.
Die Gerd Show: Der Steuersong
Vom „Ententanz” über „Macarena”
bis „Las Ketchup” – von einem Hoppelrhythmus
mit Trottel-Melodiechen lässt das Volk nicht so bald ab.
Da mussten die Puppen-Satiriker der Gerd-Show nur schnell sein,
um auf den „Ketchup”-Zug zu springen. Dabei ist es
sogar recht gekonnt, wie Stimmenimitator Elmar Brandt seinen Hauruck-Stammtisch-Humor
in dem schnellen Sprechgesang unterbringt. Man weiß zwar
nicht, was die Puppe von Wolfgang Lippert in dem „Gerd-Speicher”-Video
zu suchen hat, aber darum geht es ja auch nicht. Dies ist die
Art staatstragender Satire, die für alle da ist: Man kann
schimpfen und gleichzeitig mit einem „So schlimm ist es
doch gar nicht” den Frust wegtanzen. Und Schröder hat
sein Defizit gegen Kohl aufgeholt: Schließlich ist ein Politiker
seit jeher immer erst mit einer solide-bissigen Verulkung ein
vollwertiger Staatsmann.