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nmz-archiv
nmz 2002/12 | Seite 22-
51. Jahrgang | Dez./Jan.
Rezensionen
Kurz vorgestellt
DVD-Tipps
Berg: Wozzeck; Franz Grundheber, Hildegard Behrens, Heinz
Zednik u.a.; Chor & Orchester der Wiener Staatsoper, Claudio
Abbado; R: Adolf Drese (1987)
Arthaus DVD 100 256
Ein Glücksfall der „Wozzeck“-Rezeption, aufgezeichnet
an der Wiener Staatsoper: Abbados Mischung aus Theatralik und
Analyse plus Adolf Dreses kluge, hochmusikalische Regie plus Hildegard
Behrens’ Marie, die ständig zwischen Reue und Revolte
pendelt – diese Kombination muss man erlebt haben.
The Art of Conducting: Great Conductors of the Past (Bonus:
„Artists Commentary“), R: Sue Knussen (1993); Legendary
Conductors of a Golden Era; R: Peter R. Smith (1997)
Teldec DVD 0927 42667 2 & 0927 42668 2
Man purzelt von einer Dirigenten-Legende zur anderen: 27 kleine
Porträts der wichtigsten historischen Pult-Magier, liebevoll
kommentiert von Kollegen, Musikern und Produzenten. Wirklich aufregend
ist der musikalische Part der zweiteiligen Doku: Meist bekommt
man vollständige Sätze und Werke, etwa die „Tannhäuser“-Ouvertüre
mit Fritz Busch, in der es glänzt und perlt wie bei Rossini.
Prokofjew: Die Liebe zu den drei Orangen; Jean-Luc Viala,
Georges Gautier, Hélène Perraguin u.a.; Chor &
Orchester der Opera Lyon, Kent Nagano; R: Louis Erlo (1989)
Arthaus DVD 100 404
Schon der vor gut zehn Jahren erschienene Audio-Ableger dieser
Aufnahme wurde schnell zur musikalischen Pflichtlektüre für
Prokofjew-Fans. Das gilt auch für die in Lyon aufgezeichnete
DVD – trotz Louis Erlos Inszenierung, einer seltsamen Mischung
aus Coolness und Klamauk, vor allem aber wegen der luftigen Eleganz,
dem satt blühenden Farbspiel des Orchesters unter dem großartigen
Kent Nagano.
Oliver Wazola
Bücher
Hector Berlioz: Schriften. Betrachtungen eines musikalischen
Enthusiasten, hg. von Frank Heidelberger, Metzler/Bärenreiter
2002, 284 Seiten, € 34,90
Von fast allen verteufelt, verkannt und gedemütigt, litt
Hector Berlioz, an dessen 200. Geburtstag im nächsten Jahr
erinnert wird, zeitlebens an der Diskrepanz zwischen Ideal und
Wirklichkeit. Die vorliegende kommentierte Ausgabe vermittelt
Berlioz’ Enthusiasmus in seiner ganzen Intensität und
Vielfalt. Sie gewährt Einblicke in das zeitgenössische
Musikleben in Paris und der Provinz zwischen 1830 und 1850 und
legt das Denken und Fühlen des Komponisten frei. Der Übersetzung
gelingt es, die spezifische Ironie und Hintergründigkeit
von Berlioz’ Sprache auch im Deutschen einzufangen.
Nils Grosch (Hg.): Kurt Weill. Briefwechsel mit der Universal
Edition. Metzler 2002, 526 Seiten, € 49,90
Anfang 1924 nahm die Universal Edition Wien, einer der größten
und für die Musik des 20. Jahrhunderts bedeutendsten Musikverlage,
den 24-jährigen in Berlin lebenden Komponisten Kurt Weill
unter Vertrag. Bald wurde der Verlag für Weill zum ersten
Ansprechpartner in Fragen der Konzeption, Durchführung und
Platzierung seiner Werke. Eine Briefausgabe, die zugleich zu einem
wichtigen Stück Kultur-, Theater- und Musikgeschichte der
Weimarer Republik und des Künstlerexils in Frankreich und
den USA wird.
Harald Schwarz: Sound und Lautsprechermusik. Ein Beitrag
zu den unterrichtlichen Möglichkeiten musikalischen Hörens.
Pfau Verlag 2002, 217 Seiten, € 19,50
Die Qualität von Sound spielt bei der Wahrnehmung eine
bedeutende Rolle. Die vorliegende Studie widmet sich Problemen,
die mit der Gestaltung und dem Hören von Sound und Lautsprechermusik
verbunden sind. Absicht ist es, Anregungen für das Beurteilen
und Unterrichten von Sound und Lautsprechermusik zu geben. Aus
den Erkenntnissen ergibt sich, dass in bestimmten Bereichen des
Musikunterrichts das musikalische Hören zu schulen ist und
die Hörfähigkeit gegenüber Sounds gezielt erweitert
werden kann.
Andrea Rittersberger: Jedes Kind will musizieren. Musik
macht Kinder intelligenter und selbstbewusster. Beustverlag 2002,
201 Seiten, € 12,80
Musik tut gut – wer wüsste das nicht aus eigener
Erfahrung! Zahlreiche Forschungsstudien belegen aber auch, dass
Musizieren die Intelligenz von Kindern und Jugendlichen fördert
und ihr Sozialverhalten verbessert. Schon das ist Grund genug,
Musik als festen Bestandteil in der Erziehung und Ausbildung eines
jeden Kindes einzubauen.
Yvonne Drynda
Noten
Engelbert Humperdinck: Weihnachtslieder (Sämtliche
Lieder für eine Singstimme und Klavier, Bd. 4). Ausgabe für
hohe und Ausgabe für mittlere/tiefe Stimme, Tonger 3064-1,
3064-2 P.J.T.
Nicht nur die Oper „Hänsel und Gretel”, sondern
sein übriges reiches Liedschaffen verdient neue Aufmerksamkeit,
um das sich die Engelbert-Humperdinck-Gesellschaft mit ihrem Editionsplan
bemüht. Volkstümlich, ja kindlich in Textauswahl, einfach
in Melodieführung, unkompliziert im Klavierpart, dennoch
hat jedes dieser neun Lieder seinen speziellen empfindsamen Charakter.
Franz Möckl: Die Hirten in der Christnacht. Fünf
Pastorellen in pentatonischen Motiven für vier junge Klarinettisten,
Musikverlag Haas
Fünf kurze stimmungsvolle Sätze, die im Zusammenspiel,
in Intonation und Phrasierung sorgfältig geübt, gut
ankommen dürften.
O freudenreicher Tag. Beliebte Weihnachtslieder, für
Klavier leicht gesetzt von Franz Surges, Ed. Dohr 9966
Fast nur zwei- und dreistimmig, mit Fingersatz versehen –
die meisten der 35 Lieder sollten so schon nach dem ersten Klavierjahr
zu schaffen sein, und zum Familiensingen ist die Begleitung gesichert.
Alexander Alexandrowitsch Aljabjew (1787–1851): Quartett-Satz
G-Dur für vier Querflöten, Quintett-Satz c-Moll/C-Dur
für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott. Partitur,
Stimmen, Tonger 2745, 2746 P.J.T.
Zwei kurzweilige, musikalisch originelle spritzige Sätze
eines zeitweise in Ungnade gefallenen russischen Komponisten aus
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, den man wieder zu
entdecken beginnt. In dieser Besetzung willkommene Kammermusik
ohne komplizierte technische Hürde.