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nmz-archiv
nmz 2003/02 | Seite 39
52. Jahrgang | Februar
Jazz, Rock, Pop
Im Dialog mit den Kulturen der Welt
Das KlangWelten-Festival fand zum 16. Mal statt
Das „KlangWelten-Festival“, das der Harfenist Rüdiger
Oppermann 2002 nun schon zum 16. Mal organisiert hat, findet jeweils
Ende des Jahres statt. Es handelt sich hierbei um einen Leckerbissen
aus der Weltmusik-Szene, was bei Oppermanns zahlreichen Aktivitäten
nicht verwundert.
Oppermann kommt aus der Folkszene, machte Straßenmusik mit
Drehleier und keltischer Harfe, bereiste Afrika zu Fuß und
mit dem Fahrrad (natürlich um Musiker kennenzulernen), baute
eigene Harfen (um wie Jimi Hendrix zu klingen), begründete
mit dem „SommerMusikFest“ eine fast legendäre Workshop-Party
(nmz 10/01),
gab unzählige Konzerte solo und mit den unterschiedlichsten
Formationen und bezeichnet sich inzwischen als „obersten Soundfrickler
aus Harfistan“ mit dem Ursprungsland „Europa“.
„Dialog der Kulturen“ ist als Motto für das diesjährige
Festival fast zu kurz gegriffen, kommen doch die Mitwirkenden aus
vier Kontinenten: „African Heart Beat“ ist eine Gruppe
aus Uganda mit dem Erdxylophon, Diana Rose aus San Francisco ist
eine Avantgarde-Sängerin in Sachen Weltmusik, Enkh Jargal aus
der Mongolei spielt die Pferdegeige zum Obertongesang, Jatinder
Thakur (Indien) ist ein Weltmeister der Tablas und Rüdiger
Oppermann greift in diverse keltische Harfen. Zu erwarten sind außer
der jeweiligen Präsentation diverse Crossover-Spiele, Dialoge
eben.
Erdxylophon? Als Resonanzraum für das vier Meter lange, von
bis zu 20 Leuten gespielte Instrument, dient tatsächlich ein
Graben in der Erde, der im Bassbereich am tiefsten und breitesten
ist. Auf flankierenden Bananenstämmen liegen die Holme oder
Tasten des Xylophons und Gastmusiker aus einem anderen Dorf bringen
ihre eigenen Holme mit. Dazu wird gesungen und natürlich getanzt
– stundenlang, wobei die Musiker sich abwechseln, rhythmisch
extrem vielschichtig bis an die Grenzen von Raum und Zeit. Oppermann
holte erstmals eine solche Gruppe nach Europa, was freilich nur
möglich ist, weil es neben der Graben-Ausführung auch
eine zusammenklappbare Reise-Variante mit angebautem Resonanzkörper
gibt. 1996 und 2002 hat er Feldaufnahmen in Uganda gemacht, die
er nun passend zum Festival und für alle Ungläubigen auch
auf CD vorlegt (African Heart Beat, KlangWeltenRecords KW 20018),
mit 71 Minuten eine noble und beeindruckende Ausbeute des Besuchs
bei drei verschiedenen Gruppen.
Morin Khor ist die mongolische Pferde(kopf)geige, ein zweisaitiges
Streichinstrument, das wie eine Gambe gehalten wird. Auf diesem
scheinbar primitiven Instrument zeigt „Epi“ Enkh Jargal
eine mitunter atemberaubende Virtuosität. Darüber hinaus
beherrscht er Charchira, den ungeahnt tiefen Kehlgesang ebenso wie
den Obertongesang.
Doch Enkh Jargal sprengt des Öfteren den Rahmen des Traditionellen,
indem er seine Künste in Fusionen mit anderen Musikern einbringt,
allen voran natürlich Rüdiger Oppermann. So erstaunt auch
ein „western mix“ mit Keyboards kaum – und passt
doch in den Rahmen, den Enkh Jargal „Hoirr Öngö
– Two Homes“ nennt, seit er zwischen Mitteleuropa und
der Steppe wechselt. Die gleichnamige CD (KlangWeltenRecords 20017)
dokumentiert die interessante Bandbreite in hervorragender Qualität.
Knapp 60 Minuten sind vielleicht etwas kurz, aber dafür gibt
es das Festival. Die Tourneetermine, Bestelladressen und mehr erfährt
man im Internet unter www.klangwelten.net