In dem Artikel wird mal wieder das grundsätzliche Informationsdefizit
deutlich, das eben durch Artikel dieser Art entsteht: „Trotz
aller Gegensätze gelang es einer Kommission, innerhalb der
vergangenen zwei Jahre ein Papier zu formulieren, das die wesentlichen
Aspekte der Musikausbildung umfasst.“ Warum bringen Sie dieses
Papier nicht in Ihrer Zeitung. Oder wenigstens einen Link dorthin.
Wir tappen, was Bologna betrifft, alle im Dunkeln. Auch wäre
grandios, man wüsste nicht nur, DASS Peter Eötvös
und Wolfgang Rihm eine Meinung zu diesem Thema haben, sondern WAS
diese beiden herausragenden Persönlichkeiten des Musiklebens
tatsächlich konkret gesagt haben. Diese Äußerungen
wären das einzige, woran der Leser ein Interesse hätte!
Ebenso kommt der Artikel von Thomas Krämer im selben Dossier
kaum zu ernsthaft neuen Erkenntnissen. Er zielt auf so banale Formeln
wie „Orchestermusik plus Musikerziehung“ – „Kirchenmusik
plus Schulmusik“ und übersieht, dass diese Angebote seit
langem Usus sind (etwa Orchestermusik plus Musikerziehung) oder
an der Ausbildungssituation praktisch gar nichts ändern (etwa
Schulmusik plus Kirchenmusik). Und an den Berufschancen erst recht
nichts. Es handelt sich um Alibiformulierungen und man tut so, als
hätten die Musikhochschulen sich bereits den neuen Herausforderungen
angepasst. Dies ist aber mitnichten so! Das ist ja gerade das Schmerzliche:
es sieht so aus, als hätte man etwas verändert, aber man
merkt zugleich, dass diese Veränderungen gar nicht greifen!
Wenn die Musikhochschulen als konservierendes Ausbildungssystem
angesehen werden mit der Maßgabe, dass einer immer „mehr“
machen und studieren soll (wie ist dieses „Mehr“ eigentlich
künstlerisch greifbar?) und nicht mehr damit gerechnet wird,
dass von ihnen wichtige Impulse für Innovationen und künftige
künstlerische Orientierungen ausgehen, wird man eines Tages
auf sie gänzlich verzichten können. (…)