Nach Erscheinen des Leitartikels ,,GEMA pro toto“ von Theo
Geißler erhielt ich von vielen GEMA-Mitgliedern den
Rat, wir dürften hier nicht in den Fehler Parzivals verfallen,
nämlich unausgesprochen lassen, was Kummer bereitet: die Angriffe
auf Vorstand und Aufsichtsrat der GEMA in der nmz; Und ich sollte,
so meint man, auch die Betroffenheit nicht verschweigen, die Vorstand
und Aufsichtsrat und alle diejenigen GEMA-Mitglieder empfinden,
die sich für die Zukunft dieser für die Musikurheber
so segensreichen Institution verpflichtet fühlen.
Wir müssen uns nicht dafür rechtfertigen, dass wir das
tun, was unter den gegebenen Umständen unsere Pflicht ist:
Der Zwang zum Handeln – bedingt durch die Entwicklung der
Technik (Internet) mit für viele Musikautoren teilweise dramatischen
wirtschaftlichen Auswirkungen und die sich in schneller Folge verändernden
rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen (Brüssel) – hat
Evidenzcharakter und bedarf keiner weiteren Nachweise.
Den Veränderungsprozess, zu dem es keine Alternative gibt,
um der GEMA eine erfolgreiche Zukunft zu sichern, hat der GEMA-Vorstand
mit voller Unterstützung des Aufsichtsrats, der sich von niemandem,
auch nicht durch publizistischen Druck in seiner Unabhängigkeit
und Handlungsfreiheit beeinflussen lässt, professionell und
mit Augenmaß in die Wege geleitet. Einzelheiten hat der GEMA-Vorstandsvorsitzende
Harald Heker in seinem Interview in der nmz 6/07 bis ins Detail
erläutert und dabei hervorgehoben, dass sich die GEMA nicht
nur dem ihr von außen aufgezwungenen Wettbewerb stellen wird,
sondern insbesondere ihr bewährtes kulturelles Engagement,
das für die GEMA identitätsstiftend ist, beibehalten
und zielgerichtet stärken wird.
Gegenüber Uneinsichtigen und ewig Gestrigen, aber auch gegenüber
Solchen, denen am angeblichen Skandalon innerhalb der GEMA mehr
gelegen ist, als an der Zukunft der GEMA, können Sachargumente
erfahrungsgemäß wenig ausrichten. Das Bestreben nach
notwendigen Veränderungen hat aber im Geiste der Solidarität
und in loyaler Weise zu erfolgen, ohne Werteschwindel und Stimmungsmache.
Das Ansehen und das sonst unbestritten hohe Niveau der nmz erlaubt
nicht, in die unter erkennbarer Verwendung der Stilmittel der Boulevardpresse
(Falschaussage, Neid, Lächerlichkeit) geführte Kontroverse
wirklich einzusteigen – so ungern ich mir dies versage. Lassen
Sie uns vielmehr angesichts des begrenzten Unterhaltungswertes
dieser Scheindebatte bei unserem künftigen Austausch über
das, was für die GEMA und darüber hinaus für alle
Musikschaffenden der beste Weg in die Zukunft ist, den Weg der
Redlichkeit und Intellektualisierung einschlagen, denn nur so ist
langfristig gewährleistet, dass sich keiner von uns auf dem
Holzweg befindet. In diesem Sinne grüßt Sie sehr herzlich
Ihr
Prof. Christian Bruhn, München
Siehe auch unser Interview mit Manfred Schoof auf Seite 29.