Der Artikel von Asmus Hintz besteht eigentlich aus zweien, nämlich
zuerst der Chronologie in seiner persönlichen Auswahl und
dann der kräftigen, teilweise berechtigten, aber zu undifferenzierten
Hochschulschelte. Vieles im ersten Teil kann ich nachvollziehen,
wobei hier nur die „Werbeseite“ der Sache gezeigt wird.
Das ist, um Lust darauf zu machen, erlaubt, reicht aber leider – jedenfalls
in Nordrhein-Westfalen – nicht aus.
Es freut mich, wenn sich der geschätzte und in dem Artikel
auffällig oft genannte Kollege Elmar Lampson so sehr für
die Grundmusikalisierung der Kinder einsetzt. In meiner Wahrnehmung
sah die Akzeptanz und Konzeption von Musikpädagogik allgemein
an der Hamburger Musikhochschule in den vergangenen Jahren eher
anders aus. Sicher müssen Fragen gestellt werden, auch die
nach der Wertigkeit instrumentalen Gruppenunterrrichts an Musikhochschulen.
Als langjähriger Studiengangsleiter an der Folkwang Hochschule
in Essen für die Studiengänge Musikpädagogik möchte
ich einige Beispiele nennen, die zeigen, mit welchen Problemen
eine Hochschule zu tun hat, die sich all die geforderten Fragen
durchaus stellt, da sie im Bereich Musikpädagogik eng an der
Praxis ausbildet:
Studierende der Instrumentalpädagogik sind heute im Allgemeinen
nicht mehr verhinderte Bühnenstars, wie früher oft beklagt
(„unterrichten nur, wenn’s nicht anders geht“).
Gleichwohl ist die Akzeptanz für notwendige Inhalte der Elementaren
Musikpädagogik wie auch des Umgangs mit größeren
Gruppen noch viel zu wenig gegeben. Hier wäre zu fragen, woher
diese Studierenden ihr Berufsbild beziehen, wenn eine Hochschule
sie erst von der Realität überzeugen muss?
Ob Einzelunterricht, Gruppenunterricht, Klassenmusizieren, Offene
Ganztagsschule, Jedem Kind ein Instrument und so weiter: Es ist
oft schwer, selbst bei Ausschreibungen, geeignetes Personal für
die vielfältigen Anforderungen der Hochschullehre in Didaktik/Methodik
zu bekommen, geschweige denn künstlerisches Personal
mit Kenntnissen oder wenigstens genügend Verständnis
für die große Bandbreite heutiger Herausforderungen.
Wer diplomierte Lehrkräfte zu überwiegend schlecht bezahlten
Honorarkräften macht, die davon auch noch ihre Fortbildungen
selbst bezahlen und den Unterricht nachgeben sollen, braucht sich
nicht wundern, wenn die Bereitschaft zur Fortbildung bei Musiklehrer/-innen
sinkt. Ein Blick in die Bundes- und Landesakademien zeigt aber,
dass angesichts der Verhältnisse erstaunlich viele an Fortbildungen
teilnehmen.
Die Musiklehrer/-innen, die vor Monaten in die für sie neue
Praxis geworfen wurden und strampeln müssen, lechzen geradezu
nach Fortbildungen, Materialien und Rezepten, die zur Zeit in Mengen
entstehen. Wer weiß, wie’s geht, ist aus dem Schneider
(?).
Bei all der pragmatischen Methodenhuberei muss aber nicht nur
die Frage gestellt werden, aus welchem Bildungsverständnis heraus
die Hochschulen bisher ausgebildet haben, sondern auch, wie die
didaktischen Hintergrundfragen nach dem „Warum?“ der
ganzen Aktionen künstlerisch und gesellschaftspolitisch in
nächster Zeit beantwortet werden. Die Folkwang Hochschule
ist zu diesem Diskurs bereit.