1999
48. Jahrgang

Ausgabe 09
September (Inhalt)

© nmz und
autoren 1999

Cluster

Seite 4

Autor:
Jörn Arnecke

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Sängerfest, fallera!

Es wird oft geklagt heutzutage: Die Gedanken sind frei – aber niemand kennt mehr den Text. Volkslieder gelten nicht nur als altertümelnd und langweilig; sie sind bei jüngeren Menschen schlicht unbekannt. Königskinder gehören in die Regenbogenpresse – daß da zwei waren, die einander so lieb hatten und zusammen nicht kommen konnten, das ist lange her. Und von draußen kommt viel Lärm herein, aber wohl kaum das Feinsliebchen. Doch horch: Dieser Lärm! Das Fest des Fußball-Vereins von nebenan. Abend wird es wieder, ein lauer, später Sommerabend. Die Gesellschaft von drüben ist ausgelassen. Genau die richtige Stimmung, um – richtig – zu singen! Fehlt nur noch ein Lied, auf das man sich einigen könnte. Ein kleines einfaches Lied für alle zum Mitschunkeln; immer nur „We are the champions" ist schließlich auch ein bißchen eintönig. Die Fußballer finden ein Lied. Eines, das alle kennen – selbst den Text, selbst mit ein paar frisch ertränkten Gehirnzellen: „Maria und Joseph betrachten es froh". Da hätte dann wohl besser gepaßt: „Ihr denkt wohl, wir wären nicht gescheit, fallera... Kommet, ihr Sänger, ihr Männer und Fraun, kommet die Texte und Lieder zu schaun!"

Jörn Arnecke