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1999
48. Jahrgang
Ausgabe 09
September (Inhalt)

© nmz und
autoren 1999

  nmz - neue musikzeitung

Kupo / Medien

Seite 6

Autor:
Johannes Hirschler

 

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Aufeinander hören und voneinander lernen

Der via-nova-chor mit Kurt Suttner beim italienischen Chor-Festival „Incontri Corali“

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Wie in vielen Bereichen des Musiklebens ist auch in der internationalen Chorszene das Angebot an Festivals und Wettbewerben inflationär gewachsen. Für einen Chor von hohem musikalischem Niveau stellt sich daher vor allem die Frage nach dem künstlerischen Profil, wenn denn mehr gewollt ist als ein selbstgenügsames Treffen Gleichgesinnter.

Das Festival „Incontri Corali“ im norditalienischen Alba geht hier einen unkonventionellen und auf vielen Ebenen fruchttragenden Weg. Ein reines Sangesturnier zwischen hochqualifizierten Laienchören schien dem künstlerischen Leiter Claudio Chiavazza für Teilnehmer und Publikum zu unattraktiv.

Deshalb lud er erstmals 1993 nicht nur vier Chöre aus Italien, Frankreich, Litauen und Estland ein, sondern veranstaltete gleichzeitig einen Wettbewerb für regionale Chöre und ein Seminar über zeitgenössisches Chorsingen. Professor Kurt Suttner, der bereits 1996 mit dem Kammerchor der Universität Augsburg an dem Festival teilnahm, referierte 1997 über die Chormusik von Schubert und Brahms. Mit dem Festivalchor, bestehend aus den eingeladenen Chören, erarbeitete er gleichzeitig für das Abschlußkonzert die „Fest- und Gedenksprüche“ von Brahms.

Suttner schätzt am Chor-Festival „Incontri Corali“ besonders den Austausch zwischen Chören unterschiedlicher Herkunft und Programmtraditionen und das Ineinandergreifen von Konzertdarbietung und Seminar: „Es mag zunächst schwierig erscheinen, wenn ein halbprofessioneller schwedischer Kammerchor, ein russischer Kabenchor und ein englischer Gospelchor gemeinsam Brahms singen sollen.

Aber das Ziel liegt hier nicht in der perfekten Darbietung des Werkes, sondern im Aufeinander-Hören und im Voneinander-Lernen. Die Verbindung von musikhistorischer Betrachtung in den Seminarvorträgen, gemeinsamer Probenarbeit im Festivalchor und eigengeprägter Programmdarbietung in den Einzel- und Gemeinschaftskonzerten macht das Festival zu einer Quelle von Erlebnissen und Erinnerungen für jeden einzelnen Chorsänger und Zuhörer.“

In diesem Jahr war Kurt Suttner zum Festival Ende April mit seinem via-nova-chor aus München angereist. Dieser Chor beschäftigt sich seit über 25 Jahren in zahlreichen Erst- und Uraufführungen sowie CD-Einspielungen vorrangig mit zeitgenössischem Schaffen, ohne darüber die Traditionen europäischer Chormusik aus den Augen zu verlieren.

Aus Sofia war der Frauen-Kammerchor „Vassil Arnauodov“ mit seiner Leiterin Theodora Pavlovitch angereist, und, als klangliches Gegengewicht und einziges Profi-Ensemble, das Männerquartett „Konevetz“ aus St. Petersburg.

Das Festivalprogramm verlangte von den Teilnehmern eine gute Kondition. In Alba und Umgebung – tiefe Eindrücke hinterließen die Auftritte in der Abtei „Sacra die St. Michele“– gestaltete jeder Chor mehrere Konzerte und einen Gottesdienst; der Chordirigent Giovanni Acciai brachte mit dem Festivalchor eine Psalmvertonung von Antonio Lotti (1666-1740) für das Schlußkonzert zur Aufführungsreife.

Und dann war da noch die sprichwörtliche und vielgerühmte Piemonteser Gastfreundschaft. Wie eine Perlenkette reihten sich Besichtigungen an Essenseinladungen, Weinproben an Empfänge – was an freier Zeit noch blieb, nutzten viele, um einmal aus erster Hand etwas über die Lebensumstände bulgarischer und russischer Sängerinnen und Sänger zu erfahren. Als Seminar bot der Leiter Claudio Chiavazza in diesem Jahr Vorträge über lokale Piemonteser Musiktraditionen vom 15. bis zum 18. Jahrhundert.

Die Praxis dazu lieferte er mit dem Eröffnungskonzert, in dem er mit seinen Ensembles „Gli affetti musicali“ und „Corale polifonica di Sommariva Bosco“ den Werken Monteverdis solche von dessen Piemonteser Zeitgenossen Giovan Battista Fergusio gegenüberstellte.

Das Abschlußkonzert schließlich, gemeinsam veranstaltet von den eingeladenen Chören und den Preisträgern des regionalen Chorwettbewerbes, machte Zuhörern und Sängern deutlich, daß der Spaß am Singen nicht nur über die ganz „schwere“ Literatur zu gewinnen ist – die schlichten und innig gesungenen Volkslieder des Weinbauern-Chores „La Campagnola“ vermochten ebenso unmittelbar anzurühren wie die Pretiosen von „Hasta Madrigali“ und die romantischen Volksliedsätze des via-nova-chores.

Johannes Hirschler

 

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