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1999
48. Jahrgang
Ausgabe 10
Oktober (Inhalt)

© nmz und
autoren 1999

  nmz - neue musikzeitung

Cluster

Seite 4

Autor:
Martin Hufner

 

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Reine Panikmache

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Der Horror ist los: Denn unsere Jugend ist kriminell. Das Fernsehen sendet laufend, die Täter würden immer mehr, immer jünger, immer brutaler. Die apokalyptischen Szenarien, die da aufgeboten werden, haben sich nun auch die Kulturschaffenden und Kulturverwertenden zu eigen gemacht. „Jeder gute Populist weiß: Die einfachsten Erklärungen werden am schnellsten geglaubt und im ‚Medienzeitalter‘ ist quick & dirty allemal erfolgreicher als geduldiges Nachdenken“, schreibt Oliver Brüchert in der Zeitschrift „Bürgerrechte & Polizei“ (2/99). 

Dabei sind die Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik für das vergangene Jahr fast ein Grund zur Freude: niedrigster Stand der Straftaten seit 1993, höchste Aufklärungsquote seit 1966. Doch Innenminister Schily hat die neuen Täter erspäht: Die Jugendlichen, die bösen Jugendlichen, die keine Grundwerte mehr kennen, denen nichts mehr heilig ist. Neu ist nur, dass nun vor allem die moralische Polizei zum Schutz der Inneren Sicherheit mobilisiert wird. Nach Schilys Worten werden dann Musikschulen zu Garanten der Inneren Sicherheit umfunktioniert. „Angesichts leerer Kassen werden Bildungs- und Sozialpolitik, die für die ökonomische Verwertung nicht taugen, auf ihren Nutzen für Sicherheit und Ordnung abgeklopft. [...] Die neue Legitimationsformel verändert nicht nur das Selbstverständnis kultureller und sozialpädagogischer Arbeit, sie stärkt auch den Einfluss der Polizei auf ehemals polizeiferne Bereiche,“ resümiert Christine Hohmeyer im gleichen Band. Da werden CD-Kopierer zu Vertretern der Organisierten Kriminalität. 

Mit „Copy kills music“ generiert man aus einem Eigentumsdelikt kurzerhand ein Tötungsdelikt. Entsprechend groß ist das Aufgebot der Partner dieser „Initiative“. Merkwürdig ist dabei die große Koalition aus Wirtschaft, Kulturorganisationen, „unabhängigen“ und abhängigen Medien sowie Verwertern. Doch damit machen es sich alle Beteiligten zu leicht: „Kriminalität und Gewalt dienen generell dazu, öffentlich Unbehagen und Angst über ökonomische und gesellschaftliche Entwicklungen zu artikulieren. Indem dies am Thema Kriminalität aufgehängt wird, findet eine Verschiebung der Diskussion statt. Man braucht nicht direkt über das zu sprechen, was an gesellschaftlichen Verhältnissen Unbehagen verursacht, sondern kann darüber schreiben, wer Angst macht“ (Helga Cremer-Schäfer, ebenfalls in „Bürgerrechte & Polizei“). Man ruft die Polizei, wo man den Pädagogen rufen müsste und erklärt damit den Bankrott des Projekts der Aufklärung.

Martin Hufner

 

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