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nmz-archiv
nmz 2001/04 | Seite 1
50. Jahrgang | April
Titelbild
Celan singt
Musiktheater in sieben Entwürfen
so charakterisieren der Komponist Peter Ruzicka und sein Librettist
Peter Mussbach ihre Celan-Oper, die soeben an der Dresdner
Staatsoper uraufgeführt wurde. Die Lyrik Paul Celans bildet
ein Zentrum im Schaffen Ruzickas, angefangen von der Todesfuge
(1968/69) und bis jetzt zu Celan.
Foto: Charlotte Oswald
Ruzickas Musiktheater erzählt nicht die Biografie
des Dichters, sie will auch nicht Vergangenheitsbewältigung
sein, vielmehr ruft sie in drei Dutzend oft sehr kurzen Szenen,
die in einer Pariser Metro-Station, einem Wartesaal in Deutschland,
einem Bukarester Kaffeehaus, in Salons, leeren Zimmern, auf einer
Brücke oder auch nur irgendwo spielen, Erinnerungen wach. Es
sind Lebensstationen des Dichters Celan in schwerer Zeit, Erinnerungen,
die über die Figur hinausdrängen, die die Not vieler Menschen
widerspiegeln: einer Not, die weiterzuwirken scheint bis heute
die keinen unberührt lassen dürfte, so wie sie Peter Ruzicka
schon in jungen Jahren fast existenziell getroffen hat. Unser Bild
zeigt die Szene in einem Bukarester Kaffee-haus. Es ist Silvester.
In der Fröh-lichkeit tauchen die Gespenster der Vergangenheit
unverändert lebendig wieder auf. Kritik
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