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nmz-archiv
nmz 2001/07-08 | Seite 60
50. Jahrgang | Juli/August
Dossier: Neue Wege für junge Ohren
Ermutigende Schritte auf dem langen Weg
Die Initiative Konzerte für Kinder blickt über
den Kongress hinaus
Kaum war man auf Schloss Weikersheim ins Gespräch gekommen
und hatte sich einen kleinen Überblick über die konzertpädagogische
Arbeit in anderen Regionen, Ländern und Erdteilen verschafft,
da hieß es auch schon wieder Abschied zu nehmen. Nun galt
es, die Flut an frisch gewonnenen Eindrücken innerlich zu sortieren,
die eigenen Gegebenheiten zu überprüfen und den neu gesponnenen
Ideen Taten folgen zu lassen.
Optimistischer Blick in die
Zukunft: Thomas Rietschel, Generalsekretär der Jeunesses
Musicales Deutschland, und Barbara Stiller, Projekteiterin
der Initiative Konzerte für Kinder. Foto: Berthild Lievenbrück
Fest steht, es gibt vielerorts sowohl inhaltlich, strukturell wie
auch marketing-stratregisch hochinteressante Ansätze, über
die es sich auch in Zukunft dringend auszutauschen gilt. Sie lassen
sich zwar nicht ohne weiteres auf alle anderen Länder und Situationen
übertragen (dafür sind die landestypischen Schul-, Bildungs-
und Freizeitsysteme auch im zusammenwachsenden Europa zum Glück
noch zu individuell gestaltet), Einzelaspekte jedoch gilt es zu
extrahieren und bei Bedarf zu adaptieren. Ein norwegisches Modell
könnte auch andernorts Nachahmer finden: Bereits seit mehreren
Jahren werden dort mit großem Erfolg Konzerte für Kinder
im Rahmen einer landesweiten Anti-Rassismus-Kampagne veranstaltet.
Weltmusik im Sinne von Musik aus allen Kulturen und Epochen steht
dabei im Vordergrund.
Ein Besuch des Marktes der Möglichkeiten demonstrierte
die breite Vielfalt des Kongresses und bot reichlich Gelegenheit
zu internationalem Austausch und individueller Beratung. Hier konnte
sich das gesamte Teilnehmerfeld auch über die Projekte all
jener Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmer informieren, die nicht
als Referenten geladen waren, sich aber gerne bereit erklärt
hatten, ihre Konzepte für einige Stunden zu präsentieren.
Bereits während der Abschlussdiskussion wurde der Wunsch nach
einem Wiederholungskongress geäußert. Auch das Interesse
an Fortsetzungsworkshops ist groß, und die Jeunesses Musicales
Deutschland bemüht sich darum, einzelne Dozentinnen und Dozenten
für eigenständige Wochenendfortbildungen nach Weikersheim
einzuladen. Wieder einmal zeigt sich, dass das Live-Erlebnis, in
diesem Fall ein Kongress, der Verbindungen schafft, der die eigene
Fantasie in Schwingungen versetzt und zu produktiver Arbeit anregt,
durch nichts zu ersetzen ist!
Im Juni 2002 wird die jeunesse Österreich in Kooperation
mit Jeunesses Musicales International ein Symposion zum Thema Musik
und Kommunikation im Rahmen ihres Weltkongresses in Wien ausrichten.
Darüber hinaus kann man sich an der Universität Wien ab
dem kommenden Wintersemester auch als Gasthörer für eine
neue, zweisemestrige Lehrveranstaltungsreihe zum Thema Neue
Wege der Musikvermittlung bewerben. Ein weiterer Kongress
zum Thema Konzerte für Kinder ist für das Jahr 2003 in
Malmö, Schweden geplant. Als Veranstalter haben sich alle skandivavischen
Jeunesses-Sektionen zusammengeschlossen.
In Stuttgart starteten schon vor dem Treffen in Weikersheim die
Vorbereitungen zu einem weiteren Symposion. Eine dort ansässige
konzertpädagogische Fachgruppe bestehend aus Vertreterinnen
und Vertretern der Stuttgarter Philharmoniker, der Stuttgarter Musikschule
und der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst
Stuttgart hatte bereits im Frühjahr 2000 das erste Stuttgarter
Musikfest für Kinder und Jugendliche veranstaltet, auf dem
sich unter anderem die Initiative Konzerte für Kinder
konstituierte. Im Rahmen des zweiten Stuttgarter Musikfestes (23.
Februar bis 3. März 2002) wird nun vom 1. bis 3. März
in der Musikhochschule Stuttgart ein Symposion zum Thema Musikvermittlung
ausgetragen, zu dem auch einige Weikersheimer Referenten ihr Kommen
bereits zugesagt haben. Die momentane Planung sieht zum Beispiel
einen Workshop vor, in dem die Musiker eines Konzertes unter professioneller
Anleitung und gemeinsam mit anderen Teilnehmern eine Moderation
entwickeln, die dann im Abendkonzert zur Aufführung kommt.
Die Initiative Konzerte für Kinder wird als offizieller
Kooperationspartner über den weiteren Stand der Planung berichten.
Der Initiative ist es ein besonderes Anliegen, die tägliche
Möglichkeit zu internationalem Austausch unabhängig von
Kongressen, Workshops und Weiterbildungen auch über deutschsprachige
Grenzen hinaus zu gewährleisten. Der Kongress hat seinen Teil
dazu beigetragen, das stetig wachsende Netzwerk zu internationalisieren.
Die Newsletter erscheinen in Zukunft zweisprachig, und alle Netzwerksmitglieder
sind erneut aufgefordert, auch untereinander in Kontakt zu treten
und sich über die neuesten Strömungen aus der KoKi-Szene
auf dem Laufenden zu halten (siehe
auch S. 15). Einen aktuellen Konflikt hat der Kongress in aller
Deutlichkeit bewiesen: Einerseits demonstrieren die einschlägigen
Experten das Bewusstsein für die hohe und komplexe Bedeutung
einer zeitgemäßen Musik- und Konzertvermittlung für
Kinder als große Selbstverständlichkeit, die keiner weiteren
Rechtfertigungstiraden bedarf. Andererseits scheint es noch ein
weiter und langwieriger Weg zu sein, bis auch all jene Intendanten,
Musiklehrkräfte, Kulturämter und CD-Produzenten von diesem
Bewusstsein erfasst und geprägt sind, die tagtäglich maßgeblich
unser Musikleben gestalten und dementsprechend mit der Materie
KoKi umgehen.
Aufklärungsarbeit und ein hohes Maß an Geduld werden
sich aber auszahlen, das haben unter anderem die Kollegen aus England
und Schottland auf beeindruckende Weise demonstriert.
Barbara Stiller
Initiative Konzerte für Kinder
Jeunesses Musicales Deutschland
Marktplatz 12, 97990 Weikersheim
Tel. 07934/99 36-0, Fax: 99 36-40
Barbara Stiller, Projektleitung:
Tel. 07934/99 36-13
E-Mail: Koki@JeunessesMusicales.de