Standing In The Shadows Of Motown
Motown/Universal 064 691-2
Sie bildeten den „Backbeat“ auf mehr Nummer-Eins-Hits, als
Elvis, die Beatles und die Rolling Stones zusammen je hatten: die „Funk
Brothers“. Jeder Motown-Hit der Sixties trug ihre musikalische Handschrift.
Am laufenden Band spielten sie im legendären Studio A in Detroit Millionenseller
ein, die allesamt Soul-Klassiker wurden: „I Heard It Through The Grapevine“,
„Reach Out, I’ll Be There“, „Ain’t No Mountain
High Enough“ oder „Cloud Nine“. In der Hitfabrik Motown
wurden zwar immer wieder die Interpreten (Supremes, Temptations, Marvin
Gaye et cetera) und die Komponisten (Smokey Robinson, Norman Whitfield,
Holland/Dozier/Holland et cetera) ausgewechselt, aber der Sound blieb derselbe,
dank den „Funk Brothers“. Erst in den 80er-Jahren wurde dieses
„bestgehütete Geheimnis in der Geschichte der Pop-Musik“
gelüftet. Dabei hatte der geniale Bassist James Jamerson, der wie seine
Kollegen auf den Motown-Platten keinen „credit“ erhielt, bereits
Mitte der Sixties in England eine kleine Fangemeinde, wie wir jetzt in Paul
Justmans wunderbarem Dokumentarfilm erfahren. Ein paar Verschworene haben
wohl schon damals gewusst, wer für all die musikalischen „Gimmicks“
sorgte, die den Motown-Sound so unvergleichlich machte. Die „Funk
Brothers“ hatten viele ihrer „Trademarks“ in unzähligen
Club-Sessions entwickelt. Über 40 Jahre nach ihren ersten Hits haben
die „Funk Brothers“ hier endlich ihren ersten großen eigenen
Auftritt. Zusammen mit den „Enkeln“ von Marvin Gaye & Co.
(Ben Harper, Montell Jordan) spielen sie live ihre alten Hits. Ein Gipfeltreffen,
das am ehesten vergleichbar ist mit dem „Buena Vista Social Club“.
Hulk
Decca 475 098-2
Die Comic-Verfilmung des Jahres, inszeniert von Ang Lee. Eine sperrige
Psycho-Action-Studie über die Macht der Väter. Nach dem „Spider-Man“-Erfolg
setzte Hollywood erneut auf die filmmusikalische Routine von Danny Elfman.
Immer wieder scheint er sich in das (musikalische) andere Ich seiner Protagonisten
zu verwandeln. Während die schizophrenen Helden für lärmende
„Action“ sorgen, summt in ihrem Kopf eine kleine Melodie aus
einer verdrängten Zeit, ihre Ur-Melodie.
Ten Minutes Older
Colosseum CST 8091
Das Comeback des Episodenfilms. Früher nannte man das Omnibusfilm,
was Regisseure wie Wim Wenders, Jean-Luc Godard, Aki Kaurismäki, Mike
Figgis & Co hier in zwei Portionen abliefern. Verbunden werden diese
jeweils zehnminütigen Episoden über „Sein und Zeit“
durch Paul Englishbys vorzüglichen Soundtrack. Für den legendären
Trompeter Hugh Masekela („Grazin’ In The Grass“) komponierte
er einen coolen Jazzscore, der an Miles Davis’ „Fahrstuhl zum
Schafott“ erinnert, und für den Cellisten Claudio Bohòrquez
schrieb er kleine kammermusikalische Piecen.