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Buchumfrage Biografisches Marianne Reissinger: August Everding. Langen Müller, München, 1999. 383 Seiten, 49,80 Mark. Ein angenehm zu lesendes Buch, das eine Fülle von Informationen zu
Person und Wirken von August Everding bringt, sich dabei insbesondere auch
auf Äußerungen von Personen stützt, die seinen Lebensweg begleitet
beziehungsweise mit ihm zusammengearbeitet haben. Die Einschätzungen und
Wertungen sind respektvoll und ausgewogen. Die Biografie gibt über die
Person Everding hinaus aufschlussreiche Einblicke in die letzten
Jahrzehnte deutscher und bayerischer Theater- und Kulturgeschichte. Kim Chernin/Renate Stendhal: Cecilia Bartoli. Eine Liebeserklärung. Frankfurt/M., Suhrkamp, 1999. 246 Seiten, 24,80 Mark. Keine der üblichen Lobhudeleien, sondern die Geschichte einer
Obsession. Kim Chernin geht ihrer Begeisterung für die junge Sängerin
auf den Grund. Renate Stendhal stellt im zweiten Teil ein klug annotiertes
Aufführungsverzeichnis und eine Diskographie zusammen. Randolph Eichert (Hg.): Hans-Joachim Hespos. rede...zeichen. Pfau, Saarbrücken, 1999. Aus ungekannter Werkstatt. Bernhard Jendricke: Alfred Hitchcock. Rowohlt, Reinbeck, 1999. 159 Seiten, 12,90 Mark. Ein Joseph Haydn des Zeitgenössischen Films. Georg Steiner: Errata. Bilanz eines Lebens. Hanser, München, 1997. 222 Seiten. Seine Sprache wie Quecksilber. Sachbücher Peter Schleunig: Die Sprache der Natur. Natur in der Musik des 18. Jahrhunderts. Verlag J.B. Metzler, Stuttgart/Weimar. 230 Seiten. Schleunig gelingt es, von dem kulturgeschichtlich zentralen Begriff der
Natur aus die Musik des 18. Jahrhunderts neu zu befragen und ihre
spezifischen Kunstbotschaften freizulegen. „Natur" entpuppt sich
als ein Zauberwort mit vielen musikalisch relevanten Facetten. Ein
ungewöhnlicher und höchst produktiver Zugang zur Musik des 18.
Jahrhunderts. Friedrich Dieckmann: Gespaltene Welt und ein liebendes Paar. Oper als Gleichnis. Fankfurt/M., Insel, 1999. 500 Seiten, 58 Mark. Opern-Liebespaare auf dem Hintergrund einer gespaltenen Welt: Glänzend
geschriebene Textsammlung von der „Zauberflöte" bis zum „Parsifal".
Ein Vergnügen für Opernfreunde und –freundinnen, auch wenn man nicht
mit allen Darlegungen übereinstimmt. Henning Genz: Die Entdeckung des Nichts. Leere und Fülle im Universum. Rowohlt, Reinbeck, 1999. 413 Seiten, 24,90 Mark. Wunderbar übervoll! Dieses Buch über nichts. Claus Canisius: Goethe und die Musik. Piper, München, 1999. 244 Seiten, 18,90 Mark. Ein Buch zum Goethe-Jahr, in dem die Aspekte über das Verhältnis
Goethes zur Musik (Ästhetik, Physik, Musikpraxis, Wort-Ton-Verhältnis
etcetera) konzentriert zusammengetragen werden. Ein Buch, das mit dem
Vorurteil aufräumt, Johann Wolfgang von Goethe sei doch nur der am
Rockzipfel Zelters hängende Musik-Dilettant. Steffen Lieberwirth: Triangel. Das Journal mit Programm. Verlag/Herausgeber: Triangel. Bestellung: Triangel Vertriebsservice, Postfach 84, 08505 Plauen. 36 Mark pro Jahr. Zugegebenermaßen ist „Triangel" kein Buch, sondern die
Rundfunkbroschüre des MDR mit dem anspruchsvollen Ziel, ein „Radio zum
Lesen" zu sein. Die Publikationen bieten auf 184 grafisch aufwendig
gestalteten Seiten eine Fülle von zum Teil exklusiven Informationen.
Besonders eindrucksvoll ist die Serie „75 Jahre Geschichte des MDR
Sinfonieorchesters", die gerade mit Hilfe des Rundfunkarchives
Berlin, des stadtgeschichtlichen Museums Leipzig und anderer Institutionen
erscheint, und den Lesern wertvolle historische Dokumente aus der
technisch geprägten Pionierzeit, den Verstrickungen der Nazi-Diktatur und
des realexistierenden Sozialismus sowie dem Neuanfang nach der Wende zur
Kenntnis bringt. Ergänzt wird das Angebot durch die Rubriken Hörspiel,
Zeitzeugen, Radiogeschichte, Hörerbriefkasten, vor allem auch durch ein
höchst vergnügliches musikalisches Kalenderblatt. Hier wird
Rundfunkarbeit mit Liebe, Sachkenntnis und dem Grad an Leidenschaft
betrieben, den das Medium eben braucht. Pädagogik/Schule Manfred Furmann: Der europäische Bildungskanon des bürgerlichen Zeitalters. Frankfurt/M., 1999. 220 Seiten, 39,80 Mark.Historische Nachzeichnung des Gesamtphänomens „bürgerliche
Bildung" ohne Anspruch auf Vollständigkeit, vielleicht auch deswegen
gut lesbar. Ein Buch zum Innehalten und Nachdenken. Gertrud Meyer-Denkmann: Körper, Gesten, Klänge. Pfau, Saarbrücken, 1998. 167 Seiten mit Notenbeilage, 48 Mark. Hurra! Ein fabelhaftes Lehrbuch für die Praxis in Improvisation,
Interpretation und Komposition Neuer Musik am Klavier. Im Zentrum steht
das experimentelle Entdecken von neuen Klangformen und das differenzierte
improvisatorische „gestische" Klavierspiel. Für Dieter Schnebel
(Vorwort) begründet das Buch eine neuartige zeitgemäße Pädagogik. In
einem Seminar dieses Wintersemesters werde ich es in Hamburg ausprobieren. Manfred L. Pirner: Musik und Religion in der Schule. Historisch-systematische Studien in religions- und musikpädagogischer Perspektive. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen, 1999. 492 Seiten, 118 Mark. Ein wichtiger Beitrag zur Versachlichung des Gesprächs zwischen zwei
Schulfächern, deren jahrhundertelange selbstverständliche Zusammenarbeit
durch Säkularisierung und schulpolitische Fehler im 19. Jahrhundert
belastet ist, die gleichwohl um der Sache willen aufeinander angewiesen
bleiben und im Bemühen um eine tragfähige kulturelle Identität Europas
ihren Anspruch bildungspolitisch deutlicher artikulieren müssen. Wissenschaft und Forschung Alexander L. Suder (Hg.): Komponisten in Bayern. Dokumente Musikalischen Schaffens im 20. Jahrhundert. Band 38: Hermann Zilcher. Hans Schneider, Tutzingen, 1999. 135 Seiten, 24 Mark. Gegenwärtiges zu dokumentieren und Vergangenes wieder lebendig werden
zu lassen – das sind die Hauptziele dieser Reihe, die in jeweils einem
Band ein umfassendes Komponistenporträt bringt (Biografie, Interview,
Bildteil, Werkanalyse und -verzeichnis, Diskografie). Rudolf Frisius: Stockhausen. Schott/Mainz, 1996. 368 Seiten. Vielseitige, fachlich äußerst kompetente Einführung in das
Gesamtwerk von Karlheinz Stockhausen. Anregend für die eigene Arbeit und
die immer wieder notwendige Auseinandersetzung mit wichtigen Entdeckungen
des 20. Jahrhunderts. Claus-Steffen Mahnkopf: Richard Wagner. Konstrukteur der Moderne. Klett-Cotta, Stuttgart, 1999. 259 Seiten, 68 Mark. Man kann auf dieses Buch nicht verweisen, ohne der von Claus-Steffen
Mahnkopf und seinen Freunden ins Leben gerufenen Zeitschrift „Musik und
Ästhetik" zu gedenken, die unterdessen im dritten Jahrgang steht und
als deren erster Sonderband das Wagner-Buch erschienen ist. Die
Herausgeber der Zeitschrift, allesamt einer jungen Generation zugehörig,
versuchen nicht nur eine neue Vermittlung von Musik und Ästhetik, von
Theorie und Praxis, sondern wollen der in den Feuilleton zu beobachtenden
Verwahrlosung mit einer neuen Disziplin des Denkens über Musik begegnen. Mieczlyslaw Tomaszewki: Frédéric Chopin und seine Zeit. Laaber-Verlag/Laaber, 1999. 358 Seiten. Mit diesem Buch liegt endlich eine seit langem überfällige seriöse
Chopin-Monografie vor. Tomaszewski leuchtet Leben und Werk Chopins vor dem
Hintergrund der zeitgeschichtlichen Wirklichkeit perspektivenreich und
sorgfältig aus. Die Lektüre ermöglicht viele neue Einsichten. So
differenziert wurde kaum jemals über Chopin geschrieben. Constantin Floros: Johannes Brahms. „Frei aber einsam". Arche, Zürich/Hamburg, 1997. 320 Seiten, 48 Mark. Autobiografisches und Poetisches ist nach Ansicht von Floros bei Brahms
vermengt; er legt dies mit imponierender Sachkenntnis dar und gibt damit
einen neuen Blick auf einen alten Komponisten frei. Eva-Maria Houben: Alte Musik mit neuen Ohren. Pfau, Saarbrücken, 1999. Erstaunlich! Eva Weissweiler: Komponistinnen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. DTV/Bärenreiter, München, 1999. 451 Seiten, 29,90 Mark. „Komponistinnen – die gibt’s doch gar nicht?" Mit diesem
Vorurteil lässt sich spätestens nach der Lektüre dieser umfassenden
Kultur- und Wirkungsgeschichte nicht mehr leben! Die überarbeitete
Neuausgabe wurde um wichtige Kapitel erweitert: „Komponistinnen im
Nationalsozialismus" und „Auf der Suche nach einer eigenen
Sprache". Hierin werden einige Haupttendenzen weiblichen Komponierens
umrissen, die sich seit 1980 neu herausgebildet haben. „Die musikalische
Heldin der Jahrtausendwende muss ihre eigene innere Stimme und ihren
eigenen Zugang zur Musik entdecken." Frank Helfrich: Zwischen den Welten. Pfau, Saarbrücken, 1999. 88 Seiten, 28 Mark. Obwohl sich diese Schrift mit meinem eigenen kompositorischen Werk
befasst, möchte ich sie empfehlen. Denn es handelt sich um die
Überarbeitung einer ausgezeichneten Magisterarbeit am Institut für
Musikwissenschaft der LMU München. Noch nie ist mein „integratives
Konzept" so anschaulich und auch lesbar vermittelt worden! Im Zentrum
stehen Werkanalysen meiner Streichquartette und die Entrada der „Lichtung",
die 1988 kein anderer als Celibidache (auswendig) uraufführte. Hanns-Werner Heister: Zwischen/Töne. Musik und andere Künste. Schriftenreihe. Von Bockel, Hamburg, 1998 ff. Zirka jeweils 120 Seiten, je 48 Mark. In dieser spannenden Reihe geht es um den Zusammenhang mit dem
historisch-sozialen Prozess, um Experimente und Erkundungen in den weiten,
oft kaum erschlossenen Räumen des Imaginär-Realen zwischen Ton, Wort,
Bild, Aktion. Insgesamt erscheinen 13 Bände zu Frauenfiguren bei Mozart,
Figuren des Imaginären bei Henze, zum Simplicius von Hartmann, zu Ligetis
„Lontano" (schon letztes Jahr empfohlen), zu Klang und Poesie,
Romantik und Industrie und zwei Bände „Zwischen Adorno und Zappa",
semantische und funktionale Inszenierungen in der Musik des 20.
Jahrhunderts. Karin und Eugen Ott: Handbuch der Verzierungskunst in der Musik. Band 4. Die Vokalmusik im 19. Jahrhundert. Ricordi, München, 1999. 656 Seiten, 198 Mark. Nach den „Grundlagen", den Büchern „Die Vokalmusik von den
Anfängen bis um 1750" und „Die Vokalmusik in der Zeit
Mozarts" stellt dieser Band „in erster Linie ebenfalls eine
kommentierte, reichhaltige Beispielsammlung" dar: höchst
interessantes Material, das zum Blättern, Studieren und Ausprobieren
einlädt. Vergleichbares nach Fülle und Übersichtlichkeit liegt nicht
vor. Für jeden Sänger eigentlich ein „Muss". Kultur- und Bildungspolitik Ute-Margrit André und Hans Jörg André (Hgg): 225 Jahre Musikverlag Johann André. Musikverlag Johann André, Offenbach/M, 1999. 107 Seiten, 15 Mark. Ein so alter und renommierter Verlag verdient es, zu seinen
Jubiläumskonstellationen beachtet zu werden. Dass die Versammlung von
Aufsätzen aber ein so facettenreiches und lebendiges Bild liefern kann,
ist die Überaschung dabei. Die engste Verbindung von Anton André und
Alois Senefelder bietet Blicke in die Geschichte des Druckens, die
Erinnerungen eines 85-jährigen Mitarbeiters von 1947 sind ein Sittenbild
besonderer Art in diesem Familienbetrieb der siebten Generation. Andreas Eckhardt, Richard Jakoby, Eckart Rohlfs (Hrsg): Musik-Almanach 1999/2000. Daten und Fakten zum Musikleben in Deutschland hg. für den Deutschen Musikrat Bärenreiter/Bosse, Stuttgart, 1999. 1250 Seiten, 78 Mark. Möglicherweise das von Musikern in Deutschland am meisten
herangezogene Buch. Wer es immer noch nicht kennt, sollte diese
verbesserte und erweiterte Informationsquelle kennenlernen. Alle für das
Musikleben wichtigen Adressen – und weit mehr – findet er hier.
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