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1999/2000
49. Jahrgang
Ausgabe 12/1
Dezember/Januar (Inhalt)
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Jazz / Pop
Chanson ...

Seite 37

Autor:
Helmut Hein

 

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Traum vom Garten Eden

Melancholisches „Rrriot Girl“: Meshell Ndégeocellos „Bitter“

Madonna war immer schon Feministin und Geschäftsfrau – und das erfolgreichste „role-model“ der Pop-Geschichte. Sie verkörperte alles, was es zu verkörpern gab, war eine metamorphotische Schnittstelle im Reich des Scheins. Und auf dem Warner-Sublabel Maverick sorgt Mama Madonna für Nachwuchs: mit viel Erfolg.

Maverick, zumindest die Western-Fans werden es wissen, ist der Name für Wildpferde. Mit Rrriot-Girls, wenn auch nicht der ganz harten Sorte, hat Talent-Scout Madonna die größten Erfolge erzielt. Während sie selbst ihren Körper in eine Projektionsfläche verwandelt, ihr Gesicht zur Maske macht, in deren Leere sich alles abzeichnet und sie es auch unübersehbar liebt, die Identitäten genauso rasch zu wechseln wie Kostüme und Haarfarbe, kommen Alanis Morissette und Meshell Ndégeocello „ungeschminkt“ daher; als verbürge der Verzicht auf die Inszenierung schon die Authentizität.

Die Sehnsucht nach den Wurzeln deutet schon der Name an: Michelle Johnson, 1969 in Berlin geboren, später in Virginia und Washington D. C. aufgewachsen, kehrt zurück ins Land der Mütter und auf einen mythischen Kriegspfad: „Ndédeocello“ bedeutet „frei wie ein Vogel“: das ist natürlich ein Programm. Mit ihren ersten beiden CDs „Plantation Lullabies“ (1994) und „Peace Beyond Passion“ (1996) errang sie eine Art Kultstatus. Mit „Bitter“ könnte sie die Charts erobern.

Die einzelnen Songs sind Initiations-Geschichten, die vor den „großen“ Themen nicht zurückscheuen: „Satisfy“ beispielsweise, das zuerst wie eine Lektion in Liebe daherkommt, erzählt nicht von physischer Passion, sondern von der Hingabe an den Herrn. In dieser Garten Eden-Hymne gibt sich Meshell regressiven Phantasien hin und landet bei einem mystischen Lullaby, in dessen Zentrum eine überirdische Reinheit steht. Die Gründe für solchen Eskapismus liefert sie in autobiografischen Songs, die auch von einer scheiternden Sozialisation berichten; nicht zuletzt in sexueller Hinsicht. „Faithful“, ihrem Vater gewidmet, schildert, wie Vertrauen ins Leere läuft und Selbstvertrauen allmählich kollabiert: wer sich seiner selbst nicht sicher ist, kann nicht alleine sein und beginnt Stimmen zu hören. Wobei zumindest der halb verschwiegene Sub-Text erkennen lässt, dass die Schuldfrage selten so eindeutig ist, wie es dem Leidenden gerade scheint: Jede Geschichte hat eine Vor-Geschichte.

Faszinierend ist, wie sich auf „Bitter“ die vertrackte Melange aus gefräßigster Sehnsucht und verlorenster Melancholie in Musik übersetzt, die ihre hypnotische Kraft entschiedenster Reduktion verdankt. Freilich werden nicht nur ihre Texte, sondern auch ihre Sounds Widerstände hervorrufen. Denn Meshell benutzt bedenkenlos klassische Motive und Instrumentationen, die in ihrem Ursprungsbereich längst als verbraucht gelten. Sie tut das aber nicht naiv, sondern durchaus reflektiert; als würde sie der kommunikationstheoretischen Einsicht folgen, dass kein Medium und keine Form einfach verschwindet, nur weil neue an ihre Stelle getreten sind. Formen und Medien „wandern“ und gewinnen neue Funktionen.

Helmut Hein

Meshell Ndégeocello: Bitter, Warner/Maverick.

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