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1999/2000
49. Jahrgang
Ausgabe 12/1
Dezember/Januar (Inhalt)
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  nmz - neue musikzeitung

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Rezensionen

Seite 16

Autor:
Viktor Rotthaler

 

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Der Mann mit dem goldenen Ohr

ECM veröffentlicht Godards wahre Geschichte des Kinos

Am Abend des 20. Jahrhunderts ist es Zeit, zurückzublicken und dem babylonischen Singsang dieses Katastrophenjahrhunderts zu lauschen. Unser Cicerone ist der Filmregisseur Jean-Luc Godard, der selbst von Geisterstimmen verfolgt wird: „Manchmal am Abend flüstert jemand in meinem Zimmer. Ich schalte den Fernseher aus, aber das Flüstern hört nicht auf. Ist es der Wind oder sind es meine Vorfahren?“ Als einen Gefangenen der Töne und Bilder hat sich Godard bereits Mitte der neunziger Jahre in einem Selbstporträt dargestellt. Zu dieser Zeit war er mittendrin an der Arbeit zur achtteiligen Videoserie „Histoire(s) du cinéma“, die nun auch auf Tonträger vorliegt (ECM New Series 1706-10, 5CD-Set mit dreisprachigen Textbüchern).

Diese „wahre Geschichte des Kinos“ ist die zweite CD-Produktion, die aus der Zusammenarbeit zwischen Jean-Luc Godard und dem „ECM“-Kopf Manfred Eicher entstanden ist. Das erste gemeinsame Projekt der beiden Solitäre, die Tonspur zu Godards „Nouvelle Vague“, wurde von der Kritik vor zwei Jahren enthusiastisch aufgenommen. An James Joyces Jahrhundertpoem „Finnegan’s Wake“ mag man bei Godards opus magnum denken. Und so ist es vielleicht kein Zufall, dass im ersten Teil dieser gigantischen Soundcollage Anita O’ Day einige Takte von „Old Devil Moon“ singt – aus dem Musical „Finian’s Rainbow“! Soundtrackfetzen aus tausendundeiner Kinonacht hat Godard mit Tonscherben von Beethoven, Schubert, Strawinsky, Jeanne Moreau, Rita Hayworth, Otis Redding, Janis Joplin, Leonard Cohen et cetera gemixt. Um freilich nicht, wie ein Discjockey, die „Verhältnisse“ zum Tanzen zu bringen, sondern eine Geschichte der Einsamkeit in diesem Jahrhundert zu inszenieren. Gleich in sieben Sprachen wird von dieser „solitude“ auf verschiedenen Tonebenen erzählt: auf französisch, englisch, russisch, spanisch, italienisch, lateinisch und deutsch. Die Geister aus der Vergangenheit, sie sprechen verdächtig oft deutsch bei Godard. Peter Lorre pfeift Griegs „Peer Gynt“-Melodie aus „M“. Marlene Dietrich flüstert uns ins Ohr „Leben ohne Liebe kannst Du nicht“. Der Führer dagegen plärrt uns ins Ohr, dass uns fast das Trommelfell zerplatzt. Ton Steine Scherben fordern martialisch „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“. Irgendwo dazwischen steht vor der Laterne Lili Marleen und wartet auf das Ende der Geschichte.

Jean-Luc Godard. Foto: Vega Film

Und Hitchcocks Vögel kreischen zu Bernard Herrmanns „Psycho“-Geigen. Den einzig wahren „Master of the Universe“ nennt Godard den dicken Mann aus London. Dabei ist Godard selbst der Meister, ein Mann, der aus dem Geist der Aufklärung heraus ein Klanguniversum aus Ton-Körpern geschaffen hat, das in die Zukunft des Hörbuchs weisen könnte. Godards „Histoire(s) du cinéma“ ist ein „melancholisches“ Multimediaprodukt, das wie das Kino, das Grammophon und die Schreibmaschine ein Kind des 19. Jahrhunderts ist. Auch im 21. Jahrhundert wird alles um Materie und Gedächtnis, Krieg und Liebe kreisen, das könnte das Fazit dieser Geisterbeschwörung sein. Eine letzte große Lektion am Abend des Fin de siècle.

Viktor Rotthaler

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