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2000
49. Jahrgang
Ausgabe 03
März (Inhalt)
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autoren 2000

  nmz - neue musikzeitung

Cluster

Seite 4

Autor:
Andreas Kolb

 

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Von Fundis und Progris

„Notfall Schulmusik“, „Krise der Schulmusik“, „Defizite in der Musikpädagogik“, „Schulmusik in der Defensive“ – alles Zitate aus dem aktuellen Dossier der neuen musikzeitung. Zwei Tendenzen machen den Musiklehrern an Deutschlands Schulen zu schaffen: Zum einen das mangelnde Interesse der Schüler am Fach und zum anderen das immer geringer werdende Interesse von Schulbehörden und Schulleitungen an einer guten Versorgung der Schulen mit Musikunterricht. Dies betrifft vor allem Grund-, Haupt und Sonderschulen.

Ideen für Wege aus der Krise sind vorhanden (siehe Dossier „Notfall Schulmusik“, S. 49ff.), dabei spitzt sich die Debatte hauptsächlich auf zwei gegensätzliche Standpunkte zu. Das eine Lager kann man als die „Progris“ (für progressiv) bezeichnen, das andere als die „Fundis“ (für fundamentalistisch). Die Progris beklagen nun, dass die Fundis blind für die Musik der Welt seien, für die Entwicklung der Popularmusik ebenso wie für die Funktionsmechanismen industriell gesteuerter Musikproduktion und deren Konsum. Auch hingen die Fundamentalisten allzu sentimental am Wertekanon der europäischen Klassik. Sie sollten sich lieber näher an die Lebenswirklichkeit ihrer Schüler getrauen.

Die Fundis erwidern dagegen nicht ganz zu Unrecht, dass die Progris sich gesellschaftlichen Zwängen beugten. Die Legitimation des Musikunterrichts läge nur noch in einer Art Lebenshilfe (Stichworte: Transfereffekte, Intelligenzentwicklung) oder in einem Ort zum Erwerb von Sozialkompetenz. Musikunterricht würde zu einem Ausgleichsfach für die „echten“ Leistungsfächer wie Naturwissenschaften und Gesellschaftswissenschaften degradiert. Das Fach Musik sei drauf und dran, seinen eigenen Gegenstand – die inneren Gesetzmäßigkeiten eines klingenden Kunstwerkes – aus den Augen zu verlieren.

Das zu Anfang festgestellte quantitative – nicht unbedingt qualitative – Gefälle des erteilten Unterrichts hängt nicht ohne Grund mit der Schulart zusammen. Das dreigliedrige Schulsystem ist und bleibt ein schichtspezifisches. Auch wenn neue Berufsbilder – zum Beispiel im Medienbereich – immer wieder neue Zugänge zum Berufsleben ermöglichen, die Schule ist auch heute noch der Chancenverteiler Nummer eins. Deshalb nimmt es Wunder, dass keiner die Frage stellt, inwieweit der Stellenwert des Faches Musik und der Aufbau des Schulsystems einander bedingen. Was die „Progressiven“ fordern, hat weitaus mehr Berechtigung an Unter- und Mittelschichtsschulen (Sonderschule für Lernbehinderte, Hauptschule) als an höheren Schulen. Auf der anderen Seite sollte sich der Musikunterricht an den Gymnasien nicht freiwillig als eigenständiger Fachunterricht verabschieden. Nur qualifizierte Musikausbildung garantiert ein qualifiziertes jüngeres Publikum, das unsere Opern- und Konzerthäuser bereits heute dringend suchen. Ein Publikum, das sich zum Zuhören herausgefordert fühlt, auch (oder gerade) wenn die dargebotene Musik sich widerständig gibt.

Was die Seite der Lehrerausbildung angeht, so ist zu betonen, dass nur der, der selber musikalische Fähigkeiten erworben hat, diese auch weitergeben kann: Die Ausbildung für Musikpädagogen muss weiterhin eine künstlerische sein. Erst dann kann ein nächster Schwerpunkt auf der Vermittlung liegen. Wer, wenn nicht die Musiker selbst, kann letztlich Schüler für das Fach Musik begeistern? Gleichzeitig sollte Musikunterricht herausgelöst werden aus dem starren Korsett eines „Lernfaches“. Lernzielkontrolle und messbare Verhaltensänderung kann bei einem Kunstunterricht nicht oberstes Gebot sein. Es ist eine musikalische Angebotspädagogik gefragt, eine ausgefeilte innere Differenzierung, die über den Schulchor, das Schulorchester und auch den Klassenverband hinausgeht und die die Schüler da abholt, wo sie stehen.

Gleichzeitig darf nicht nur fächer-, sondern muss auch schulartübergreifend gearbeitet werden. Könnten die teuer ausgebildeten Schulmusiker nicht verstärkt Instrumentaluntericht oder Ensemblespiel an ihren und anderen Schulen erteilen (klassisch und populär)? Oder bieten sich alternativ nicht Kooperationen mit Musikschulen an, je nach lokaler Gegebenheit? Das könnten die Mittel sein, mit denen man der geschwächten Schulmusik wieder mehr Leben einhauchen könnte – ohne sich in einer musikpädagogischen Wertediskussion zu verlieren und ohne eine rein berufsständische Selbsterhaltungspolitik zu betreiben.

Andreas Kolb

 

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