zur Startseite der nmzzur Startseite der nmz zum Kulturinformationszentrum Stellenmarkt/Jobbörsezum nmz Archiv / Sitemapbestellen Sie die nmz zu sich nach Hausenehmen Sie Kontakt mit der nmz aufnmz interaktiv aktuelle Neuigkeiten aus der Welt der Musik

2000
49. Jahrgang
Ausgabe 03
März (Inhalt)
Zurück / Back© nmz und
autoren 2000

  nmz - neue musikzeitung

Jazz / Pop
Chanson ...

Seite 39

Autor:
Helmut Hein

 

Nachrichten etc
interner link KIZ
interner link Musikwirtschaft
interner link Personalia
interner link Stellenmarkt
interner link Fortbildung-Kurse
interner link Wettbewerbe
interner link nmz-branchenbuch
 
Interaktiv
interner link Kultur Informations Zentrum
interner link komponierhäusl
 
nmz-media
interner link media nmz
interner link Musikmagazin
Taktlos
 
nmz mit system
interner link Musik im Internet
interner link Selbstmanagement
interner link Medienkrise
interner link Urheberrecht - Die Musik und ihr Wert
 

Nachschub

Freuds Unterwäsche

Das Unterbewusste ist eine Art Speicher oder Keller, ein labyrinthisches Durcheinander, das nicht nur aus abgelegten Kleidern, sondern aus dem ganzen verdrängten Lebensgerümpel besteht. Das Unterbewusste ist auch der Ort, wo die Lieder entstehen, die Songs und Sounds.

Ein Mann wie Philip Boa weiß freilich, dass Kreativität nicht nur Sinn-Produktion bedeutet, sondern auch Montage avanciertester Techniken. Und diese Techniken sind nicht nur reine äußere Mittel, also gegenüber unseren Wünschen und Ängsten gleichgültige Medien, sondern deren stumme Seele: Deleuze und Guattari, die nicht nur das Verständnis der Psychoanalyse beeinflussten, sondern auch das Pop-Universum, beschreiben das Unbewusste als Maschine. In der Musik muss man das hören! Boa nennt auch seine neu formierte Band „Voodooclub“. Aber der Zauber, den er veranstaltet, ist ein digitaler. Alles, was uns bedrängt, ist Fragment, übrig gebliebener oder uneingelöster Rest. Einheit ist nur Schein. Die Wahrheit dahinter ist Montage.

Die Boa-Songs auf „My Private War“ (auf RCA/Victor) sind an der Oberfläche einfach: Melodien („für Millionen“) zum alltäglichen Mitsummen, Harmonien, in denen man versinken kann. Aber die Realität der Songs, gewissermaßen ihre „Hardware“, ist pure Raffinesse: ein vertracktes Ineinander der Sounds und vor allem der Rhythmen. Nietzscheanischer Pop, der weiß (und damit spielt!), dass selbst das, was uns vollkommen natürlich erscheint, hergestellt ist. Dazu passen dann die Lyrics, die sehr oft diabolische Litaneien sind, Aufzählreime, die einem den Boden unter den Füßen wegziehen können. Boas Spezialität sind Love-Songs, die nicht unschuldig sind, sondern schräg und beschädigt. In jedem Wunsch verbirgt sich eine Wunde: Alles, was neu beginnt, ist nur das Resultat von etwas anderem, das irgendwann endete. Boas Suggestivität rührt daher, dass er beides ist: schamlosester Pop-Populist und vergrübelter Avantgardie, der die Erfindungen benachbarter Genres und Medien nutzt. Jeder Boa-Song ist immer auch ein Hörspiel, ein tönender Essay, ein subsonisches Bekenntnis. Authentisch ist für ihn all das, was er assoziiert.

Wie Beck Hansen (Besprechung seiner neuen CD auf S. 19), dessen Generationen-Hymne „Loser“ ursprünglich nur in einer limitierten, einmaligen 500er-Auflage herauskommen sollte, ist Alanis Morissette das Faszinosum einer Bohémienne aus dem Underground, die sich plötzlich im Herzen des Mainstream wiederfindet. Wo freilich Beck irritierend und irisierend ist, ist Alanis Morissette selbst in der Revolte noch politisch und sexuell „korrekt“: sie klagt ein, was Teil des ur-amerikanischen Traums war und verraten wurde. Sie tut es ungeschminkt, in jeder Hinsicht. Sie verkörpert die „roots“, auf die man sich gerade im vergleichsweise wurzellosen Amerika von Zeit zu Zeit besinnen muss, wenn man nicht verloren gehen will.

Ihr Mega-Erfolg lässt sich, auf paradoxe Weise, mit dem von Springsteens „Born in the U.S.A.“ vergleichen: an der Oberfläche natürlich „links“, untergründig aber ein Bedürfnis befriedigend, das auch die Konservativen im Herzen tragen. Jetzt, nach den beiden schlagzeuggetriebenen, durch und durch elektrifizierten Multi-Millionen-Studio-Alben, nimmt Alanis Morissette das Tempo und die Energie, sofern sie rein äußerlich sind, ein wenig zurück, und singt ihre großen Hits und drei noch unveröffentlichte Lieder „unplugged“, gewissermaßen graswurzelmäßig, wenn auch in einer MTV-Show. „Alanis Morissette, MTV Unplugged“ (bei WEA) zeigt sie als Klassikerin, sozusagen als Volksgut im Internet-Zeitalter. Hörenswert!

Helmut Hein

 

Social Bookmarking
Bookmark bei: Mr. Wong Bookmark bei: Webnews Bookmark bei: Linkarena Bookmark bei: Newskick Bookmark bei: Newsider Bookmark bei: Folkd Bookmark bei: Yigg Bookmark bei: Digg Bookmark bei: Del.icio.us Bookmark bei: Reddit Bookmark bei: Slashdot Bookmark bei: Netscape Bookmark bei: Yahoo Bookmark bei: Google Bookmark bei: Technorati Bookmark bei: Newsvine Bookmark bei: Ma.Gnolia Information

Links Counter @ leserbrief
@ nmz info (internetdienste) und hilfe

@ KIZ, das Kultur-Informations-Zentrum der nmz
@ taktlos - musikmagazin

@ aktuelle ausgabe
@ archiv
@ stellenanzeigen
@ abobedingungen

@ textrecherche
@ fortbildungen, wettbewerbe

@ anzeigenpreise print
@ anzeigenpreise web
@ weitere links
@ server-statistik

 Home

© copyright 1997 ff. by
neue musikzeitung
und den Autoren.
Alle Rechte vorbehalten.

@ impressum Print / Internet

Postanschrift
ConBrio Verlagsgesellschaft
Postfach 10 02 45
D-93002 Regensburg