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2000
49. Jahrgang
Ausgabe 05
Mai (Inhalt)
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autoren 2000

  nmz - neue musikzeitung

Jazz / Pop
Chanson ...

Seite 35

Autor:
Helmut Hein

 

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Nachschub

Jenseits der Grenzen

„Re-Modeling“ war eine der Strategien der letzten Jahre: Der Markt ist ein Moloch – und nichts, außer ihm selbst, soll ewig dauern. Deshalb werden bewährte Acts und Genres so lange verändert, bis man sie kaum noch wiedererkennt. Was mit U 2 oder dem „Take That“-Teenie-Star Robbie Williams gelang, was mit den „Scorpions“ gerade, vermutlich vergeblich, versucht wird, das macht mit einem Mal die älteste Sache der (Pop-)Welt, R’n’B nämlich, zum Next Big Thing. Weil aber der Markt auch ein Schlachtfeld ist, werden die Genre-Heroen zu ewigen Kriegern, die um das notorisch knappe Gut „Käufer“ den ultimativen Kampf führen. Dabei scheint jedes Mittel recht: Angie Stone zum Beispiel, die versucht, Soul zu „re-modeln“, nennt ausgerechnet R‘n’B „oberflächlich“. Vermutlich, weil Kelis, eine eben 20-Jährige, mit allen Reizen des Pop versucht, die Musik outsiderischer Männer mainstreamtauglich zu machen; und zwar mit einigem Erfolg – künstlerisch wie kommerziell. „Kaleidoscope“ (bei Virgin) schaut die Welt freilich nur scheinbar mit rebellischem Underdog-Blick an. Tatsächlich ist dieses Album, durch raffiniertes Genre-Crossing und ein virtuoses Besetzen der angesagtesten Themen, äußerst „trendy“ – ohne nennenswerte Qualitätseinbußen. Mit Kelis ist R‘n’B plötzlich wieder jung, MTV-kompatibel und durch den Einsatz von avanciertesten HipHop-Elementen der Genre-Sackgasse vorgestriger „Race-Music“ entkommen.

Dieter Bohlen hat vor kurzem selbstbewusst konstatiert, seine Songs klängen auf dem Flügel vorgetragen fast wie Mozart, die von Prince dagegen äußerst besch...eiden. Auch eine Art von vergleichendem Genre-Crossing, die zudem europäischen Sänger-Kollegen Mut macht. Der Schwede Jay-Jay Anderson zum Beispiel, der schon mit seiner Musik für Pariser Fashion Shows metropolitanes Bewusstsein unter Beweis stellte, singt auf „Poison“ (BMG Ariola), anders als es der Titel vermuten lässt, Melodien von betörender Eingängigkeit, Sehnsuchts-Pop als Schlagers Bruder eben, aber er grundiert seinen Gesang mit Instrumental-Tracks, bei denen ihm das Avancierteste aus den globalisierten Sound-Universen gerade gut genug ist.

William Orbit ist ein Mann mit gespaltenem Bewusstsein: „Was immer ich tue, nenn es nie ‚Ambient‘“, ordnet der König der Ambient-Sounds mit Cäsaren-Attitüde an. Fusion und Genre-Crossing wird eben leicht zum Terrain anfallartiger Identitäts-Krisen. Orbit ist als Produzent und Remixer seit vielen Jahren eine Art Weltmeister. Er hat nicht nur Madonnas „Ray of Light“ zu einem 99er „Grammy“ verholfen, sondern auch so illustren Kollegen wie Peter Gabriel, Sting, Seal und Prince den letzten Schliff gegeben. Er ist, als Mitarbeiter unter anderem von Sven Väth, seit längerem Teil der internationalen Tanz-Szene, er hat, von „Torch Song“ bis „Bass-O-Matic“, unermüdlich eigene Projekte betrieben. Er ist, kurz gesagt, der Tausendsassa des virtuellen Universums, in dem alle Grenzen verschwimmen. Und er hatte, seit Anfang der 90er-Jahre, eine Idee, die bei allen Wohlmeinenden nur einen Reflex auslöste: Finger weg! Orbit plante nämlich, als hätte es das Fusion-Elend der Über-Ambitionierten in den 60er- und 70er-Jahren nie gegeben, Highlights der E-Musik aus drei Jahrhunderten in, er wird jetzt fluchen!, Ambient-Soundscapes zu überführen. Tatsächlich wird, wer Beethovens Tripel-Konzert zum ersten Mal in einer Orbitschen 5.28 –Minuten-Version hört, zunächst das schiere Grauen packen – bis er begreift, was hier geschieht. Orbit leidet nicht am Francesco Zappa-Syndrom. Er wäre nicht gern als Vivaldi oder Paganini auf die Welt gekommen. Für ihn sind „nur“ alle Formen der Musik-Geschichte Material zum Weiter-Verarbeiten. Und das tut er, passioniert und verrucht.

Helmut Hein

 

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