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2000
49. Jahrgang
Ausgabe 09
September (Inhalt)
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autoren 2000

  nmz - neue musikzeitung

Nachschlag

Seite 48

Autor:
Barbara Lieberwirth

 

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Bach gehört Leipzig

Das Bachfest Leipzig 2000 hat Maßstäbe gesetzt. Auf dem Festival trafen sich Bachinterpreten aus aller Welt in der sächsischen Musikstadt, in der Johann Sebastian Bach die letzten 27 Jahre seines Lebens verbrachte. Der 250. Todestag des großen Thomaskantors war nicht der alleinige Anlass für dieses Ausnahmefest. Die Neue Bachgesellschaft, die auf einhundert Jahre ihres Bestehens zurückblicken kann, feierte ihr 75. Bachfest gemeinsam mit dem zweiten städtischen Bachfest, das nun jährlich ins Leipziger Kulturleben integriert werden soll.

Zu gerne würde Leipzig sich in einem Atemzug mit Salzburg, Bayreuth oder Bregenz genannt wissen, doch um auf ein solches Festspielniveau zu gelangen, muss ein steiniger Weg zurückgelegt werden. Die großzügige finanzielle Ausstattung (2,8 Millionen) wird in den kommenden Jahren wohl nicht wieder zur Verfügung stehen, kündigte der Kulturbeigeordnete Georg Girardet bereits eine Atempause für die Stadt an. All zu lange darf sie jedoch nicht ausgelegt werden und das Bachfest 2000 sollte wirklich Maßstab sein. Allein 87 Veranstaltungen wies die Programmübersicht aus, 68 Ensembles und 157 Solisten wollten zu der Zeit um Bachs Sterbetag in Leipzig sein. 72.000 Besucher lasteten die Konzerte zu 95 Prozent aus oder erfreuten sich an den zahlreichen kostenfreien Veranstaltungen, dessen größter Publikumsmagnet wohl „Swinging Bach“ auf dem Leipziger Marktplatz war. Die rege Medienbeteiligung sorgte für die Übertragung in alle Welt. Neben den einschlägigen Leipziger Orchestern, Chören und Solisten gaben sich internationale Interpreten die Klinke in die Hand: Philippe Herreweghe und sein Collegium Vocale Gent, Ton Koopman mit dem Amsterdam Baroque Orchestra & Choir, der umstrittene Joshua Rifkin, Gustav Leonhard, der Windsbacher Knabenchor, die Rheinische und die Gächinger Kantorei, das Jeunesses Musicales Weltorchester und, und, und...

Schwerstarbeit hatten der Thomanerchor und Georg Christoph Biller, der auch der Künstlerische Leiter des Bachfestes war, zu leisten. Und genau das ist einer der Punkte, der Skeptiker um den Ruf Leipzigs als Bachstadt bange werden lässt. Mit jedem Tag spürte man zunehmend die Erschöpfung der Knaben, die ein wahres Marathon-Progamm zu bewältigen hatten: innerhalb von zehn Tagen bestritten sie sieben Konzerte mit fünf verschiedenen Programmen. Mit Sicherheit weiß der Thomaskantor, dass er seine Jungen bis an die äußerste Grenze beansprucht hat. Schon mehrfach ist er mit den Problemen des Chores an die Öffentlichkeit getreten. Da wäre als erstes die Nachwuchsfrage. Die musikalische Vorbildung der Kinder, sei es von Seiten des Elternhauses oder von Seiten der Vorschuleinrichtungen, ist derart ungenügend, dass Biller auf eine Grundausbildung der Kleinsten nicht verzichten kann. Hinzu kommt der vorzeitige Stimmbruch, dem die Jungen heute ausgesetzt sind. Im Grunde müsste der Chor mit 120 Stimmen besetzt werden, um eine kontinuierliche Leistung auch in kleineren Besetzungen zu gewährleisten. Dessen muss sich die Stadtverwaltung bewusst werden, wenn sich Leipzig als Bachzentrum etablieren will.

Der nächste Punkt ist das Problem der Aufführungspraxis. Der noch heute praktizierte Leipziger Bachstil wurde im späten 19. Jahrhundert geprägt und war derzeit höchstlöblich. Doch seit etwa 40 Jahren hat sich das Musizieren auf historischen Instrumenten als authentisch und wahrhaftig erwiesen. Das mussten spätestens zum Bachfest Leipzig 2000 auch die Musiker des Gewandhausorchesters spüren. Der Thomanerchor als städtische Einrichtung ist an das ebenfalls städtische Orchester gebunden. Und es ist nur folgerichtig, dass das Gewandhausorchester eine Spezialbesetzung hervorbringen muss, um den Orchesterpart bei den Bach-Aufführungen auf historischen Instrumenten zu spielen. Auch das hat Biller gefordert.

Das diesjährige Bachfest wurde neben der Stadt maßgeblich von der Neuen Bachgesellschaft, die ihren Sitz ebenfalls in Leipzig hat, getragen. Seit 1900 richtet sie ihre Bachfeste an wechselnden Standorten aus. Sicher, Bach gehört der ganzen Welt, aber die authentischen Spielstätten wie die Thomas- oder die Nikolaikirche gibt es nur in Leipzig. Auch die Bach-Forschung, explizit das Bach-Archiv Leipzig, ist hier zu Hause. Und hier ergibt sich Problem Nummer drei. Die Neue Bachgesellschaft müsste jetzt umdenken und ihre Bachfeste ausschließlich in Leipzig ausrichten.

Mit dieser Entscheidung würde sie sich vielleicht selbst einen Gefallen tun. Nicht nur in finanzieller Hinsicht. Als sie im Jahr 1990 ihr Bachfest in München beging, war ein Journalist des damaligen SachsenRadio vor Ort und wollte von Passanten wissen, wer denn wohl Johann Sebastian Bach sei. Das wenig ermutigende Ergebnis der Umfrage fand bei einem Mitglied der Blaskapelle des wohl bekanntesten Münchner Gasthauses seine Krönung: „Kenn’ i net! Soll des oana ausm Hofbräuhaus sei?“ In Auerbachs Keller wäre das nicht passiert...

Barbara Lieberwirth

 

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